Jaguar-Pilot Nick Cassidy: "Mein großes Ziel ist der WM-Titel in der Formel E"
- Formel-E-Pilot Nick Cassidy im Sports-Illustrated-Interview
- Nick Cassidy: "Mein großes Ziel ist es, die WM zu gewinnen"
- Cassidy 2023 Vize-Weltmeister und seit 2024 bei Jaguar
Sports Illustrated: Können Sie uns die Sitzposition in Ihrem Rennwagen erklären?
Nick Cassidy: In einem Formel-Rennwagen ist die Sitzposition fast liegend - mit den Beinen weit nach vorne und der Körper nah am Boden. Die Position verstärkt das Gefühl der Geschwindigkeit, was eine süchtig machende Erfahrung ist. Es ist aber auch schwierig, da die Sicht eingeschränkt ist – man hat die Räder und das Lenkrad direkt vor sich. Bei der Formel E kommt hinzu, dass wir ein Elektroauto fahren, was eine unglaubliche Beschleunigung hat. Die Leistungsabgabe und das Drehmoment sind gleichmäßig stark.
Sports Illustrated: Welche Bedeutung hat die Formel E für den Verkauf von E-Autos?
Cassidy: Wenn man an die 1980er und 1990er Jahre denkt, gab es diesen Slogan „Win on Sunday, sell on Monday“. Ich denke, dieser Zusammenhang war damals sehr stark, und ich wünschte, er wäre heute noch ausgeprägter. Heutzutage fahren in Großstädten nicht mehr so viele Leute Auto, weil der öffentliche Verkehr besser und günstiger ist. Aber ich bin in einer Generation und einem Land aufgewachsen, in dem es cool war, ein Auto zu haben. Man wollte ein Auto, das auf der Rennstrecke erfolgreich war. Ich hoffe, dass die Formel E dazu beitragen kann, die Technologie für Hersteller zu verbessern und gleichzeitig junge Menschen zu inspirieren, ein Auto von ihrer Lieblingsmarke zu kaufen – vor allem ein Elektroauto.
Sports Illustrated: Legen Sie Wert auf Nachhaltigkeit?
Cassidy: Ich bin mir der Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem, was in der Welt passiert, sehr bewusst. Vor allem wegen meines Berufs. Aber gleichzeitig ist es nicht immer einfach im Alltag große Veränderungen vorzunehmen. Es ist eine interessante Zeit, in der wir ständig lernen, wie wir verschiedene Strategien und Techniken in unseren Lebensstil integrieren können, um zu helfen. Ich persönlich fahre gerne Elektroautos. Das sind die kleinen Schritte, die ich versuche zu gehen.
Sports Illustrated: Was hat Sie zur Formel E hingezogen, und gab es einen bestimmten Moment oder eine Person, die Sie inspiriert hat, diesen Weg zu gehen?
Cassidy: Ich hatte einige Freunde, die ebenfalls Rennfahrer sind und von Anfang an zur Formel E gewechselt sind. Sie haben mir sehr positive Rückmeldungen über die Championship und ihre Erfahrungen gegeben. Gleichzeitig sind auch viele Tophersteller wie Jaguar, Audi, BMW und Mercedes in die Formel E eingestiegen. Zu dieser Zeit hatte ich in Japan einen sehr guten Vertrag in einer fantastischen Serie, aber ich wollte eine größere Herausforderung annehmen und mich auf das nächste Level bringen.
Sports Illustrated: Wie bereiten Sie sich auf ein Rennen vor?
Cassidy: Nach über 20 Jahren im Rennsport weiß ich, welcher mentaler Zustand für mich am besten funktioniert. Wenn ich zu entspannt bin, führe ich nicht meine beste Leistung ab. Ich brauche einen gewissen Nervenkitzel. Meine Herzfrequenz muss etwas höher sein. Manchmal springe ich regelrecht ins Auto, damit der Adrenalinschub mir hilft, mich zu konzentrieren.
Sports Illustrated: Gibt es einen Fahrer, der Sie inspiriert hat?
Cassidy: Als ich aufwuchs, war Michael Schumacher eine enorme Inspiration für mich, vor allem seine Fitness und seine Fähigkeit, ein Team um sich aufzubauen. Dann gab es da noch einen Fahrer namens Jason Richards aus Neuseeland, der in Australien fuhr. Leider ist er vor etwa zehn Jahren gestorben. Aber er war ein Mentor für mich. Er hatte immer Zeit für alle, war immer freundlich und inspirierend. Ich habe viel von ihm gelernt.
Sports Illustrated: Fühlen Sie sich wie ein Vorbild für die junge Generation?
Cassidy: Ich sehe mich nicht wirklich als Vorbild. Wenn es Menschen gibt, die zu mir aufblicken, freut mich das. Aber gleichzeitig denke ich, dass ich noch nicht auf dem höchsten Level bin. Ich bin noch nicht Weltmeister. Ich denke oft, dass ich besser werden muss – sowohl auf der Strecke als auch abseits davon, in meiner Zusammenarbeit mit dem Team. Ich strebe immer danach mich zu verbessern.
Sports Illustrated: Was sind Ihre Ziele für die Zukunft mit Jaguar?
Cassidy: Mein großes Ziel ist es, die WM zu gewinnen. In den vergangenen zwei Jahren war ich so nah dran. Es hat wehgetan. Aber es hat mir auch gezeigt, dass ich aus dieser Enttäuschung Kraft schöpfen kann. Ich arbeite härter denn je, um dieses Ziel zu erreichen. Wer weiß, ob es dieses Jahr oder in der Zukunft passiert, aber ich analysiere jedes Detail, um mich zu verbessern und dieses Ziel zu erreichen.
Sports Illustrated: Was erwarten Sie von den Modifikationen in der Formel E?
Cassidy: Die Einführung von Allradantrieb beim „Attack Mode“, der bis zu acht Minuten in einem Rennen aktiv sein kann, hat das Leistungsniveau auf jeden Fall erhöht und bringt eine neue strategische Dimension ins Spiel. Alle Teams hatten die Möglichkeit, ihre Autos zu verbessern, was die Serie sehr wettbewerbsfähig macht. Wir müssen ständig daran arbeiten, die Leistung zu steigern und gleichzeitig der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein.
Sports Illustrated: Auf welcher Strecke fahren sie am liebsten?
Cassidy: Die Rennstrecke in Rom hat mir sehr gefallen. Aber auch in London macht das Rennen viel Spaß, da wir sowohl drinnen als auch draußen fahren und es sehr eng ist - direkt an den Wänden der Stadt.
Sports Illustrated: Was sind die größten Herausforderungen für Sie, sowohl physisch als auch mental?
Cassidy: Das Fahren an heißen Tagen ist sehr anstrengend, besonders weil wir an einem Tag sowohl das Training als auch die Qualifikation und das Rennen fahren. Es erfordert eine unglaubliche Menge an Konzentration und Energie über den ganzen Tag hinweg. Das ist sowohl körperlich als auch mental herausfordernd. Ich bin jemand, der immer mit dem Team zusammenarbeitet, um zu analysieren, wie ich mich verbessern kann, und das bedeutet oft, dass ich auf Schlaf verzichte, um noch mehr zu arbeiten. Das ist mental sehr herausfordernd. Aber es ist auch etwas, was ich für meine Leistung brauche. In Zukunft hoffe ich, das richtige Gleichgewicht zu finden, um weiterhin bestmöglich zu performen.
Sports Illustrated: Viele Athleten betreiben andere Sportarten für ein ausgewogenes Leben. Haben Sie Hobbys, die Ihnen helfen, sich zu entspannen?
Cassidy: In meiner Jugend war Fußball meine große Leidenschaft. Heute verbringe ich meine freien Wochenenden meistens mit Tennis am Samstag und Golf am Sonntag.
Sports Illustrated: Gibt es jemanden Berühmten, den Sie gerne einmal treffen würden?
Cassidy: Ich würde Elon Musk wählen.
Sports Illustrated: Gibt es auch Bücher, die Sie inspiriert haben?
Cassidy: Ich erinnere ich mich daran, dass ich die Autobiografie von Andre Agassi als Jugendlicher gelesen habe. Obwohl es ein anderer Sport ist, fand ich es sehr inspirierend. Das Buch über die All Blacks war auch unglaublich.
Sports Illustrated: Gibt es ansonsten irgendwelche Dinge, die wir über Sie wissen müssen.
Cassidy: Vor und nach dem Tennen esse ich immer einen Apfel. Das ist der perfekte Snack für mich.
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