Leichtathletik

Weitsprung-Ass Malaika Mihambo: "Ich war schon immer sensibler“

Top-Weitspringerin Malaika Mihambo spricht im Sports-Illustrated-Interview über die Olympischen Spiele, mentale Stärke und die Fähigkeit, Schwäche zuzulassen. Wenn alles klappt, springt sie bis Olympia 2028 in Los Angeles.

Weitspringerin Malaika Mihambo
Credit: Getty Images
 

 

Sports Illustrated: Sie litten zuletzt an den langwierigen Spätfolgen einer Corona-Infektion, die Sie auch während der Olympischen Spiele in Paris beeinträchtigten. Wie geht es Ihnen mittlerweile?

Malaika Mihambo: Die Infektion liegt ja zum Glück schon eine Weile zurück. Aber das Post-Covid hat mich länger begleitet – und tut es teilweise immer noch. Es wird aber täglich besser.

Sports Illustrated: Trotzdem gewannen Sie in Paris Silber. Wie bewerten Sie diese Medaille mit etwas Abstand, auch im Vergleich zu Ihrer Goldmedaille aus Tokio 2021?

Mihambo: Beide Wettkämpfe waren sehr herausfordernd. In Tokio hatte ich mehr mit mentalen Themen zu kämpfen, dieses Jahr waren es eher die körperlichen Beschwerden, die meine Vorbereitung einschränkten. Nach der Qualifikation hatte ich kaum genug Zeit, mich für das Finale zu erholen. Das hat dazu geführt, dass ich automatisch mehr technische Fehler gemacht habe, die ich ausbessern musste, um am Ende eine Medaille zu gewinnen. Aus diesem Grund bin ich auch auf beide Medaillen so stolz, weil ich in beiden Fällen über mich hinausgewachsen bin. 

Sports Illustrated: Würden Sie rückblickend etwas an Ihrer Herangehensweise ändern?

Mihambo: Nicht wirklich, weil ich immer in den Grenzen meines Körpers geblieben bin. Ich hatte eben mit den Folgen des Covid-Infekts zu kämpfen, die immer in Wellen
kommen. Vielleicht hätte ich mir rückblickend die Ehrenrunde sparen können, allerdings ist das natürlich auch ein ganz besonderer Moment, den man nicht missen möchte.

Sports Illustrated: Woher nehmen Sie Ihre mentale Stärke, trotz körperlicher Probleme an Ihre Leistungsgrenze zu gehen?

Mihambo: Für mich geht es in erster Linie darum, mich in meiner Haut wohlzufühlen. Ich habe gelernt, schwächere Tage anzunehmen, ohne mich dafür zu verurteilen. Es
ist wichtig, den Glauben an sich selbst nicht zu verlieren, auch wenn die Vorbereitung schwierig ist. Es geht darum, einerseits weiterzumachen und andererseits auf die eigenen Grenzen zu achten.

Malaika Mihambo
Malaika Mihambo
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Mussten Sie das während Ihrer Karriere erst lernen?

Mihambo: Das war ein Prozess. Ich war schon immer eher ein sensiblerer Mensch und Athlet. Ich habe schon früh gelernt, dass man nicht immer noch mehr trainieren
und noch einen drauflegen muss. Mein Körper hat mir schnell gezeigt, wo meine Grenzen liegen, sodass ich mich ­darauf einstellen und mein Training daran anpassen konnte.

Sports Illustrated: Gibt es Momente, in denen Sie diese ­ Kontrolle verlieren?

Mihambo: Ja, allerdings muss man für mich zwischen achtsam und kontrolliert unterscheiden. Nur weil ich achtsam etwas wahrnehme, schließt das nicht aus, bestimmte Dinge tun zu können. Ich kann achtsam ein Stück Kuchen essen oder achtsam feiern gehen. So entsteht ein bewussteres Gespür dafür, was dem eigenen Körper guttut. Für mich bedeutet Achtsamkeit aber vor allem Freiheit. Sie gibt mir die Möglichkeit, in jedem Moment bewusst zu entscheiden, was ich tun möchte.

Sports Illustrated: Welche Menschen haben Sie auf dem Weg dahin inspiriert oder begleitet?

Mihambo: Ich versuche, meinen eigenen Weg zu finden, lasse mich aber gern inspirieren. Ich habe viele Coachings gemacht, viele Bücher gelesen und mich von Filmen oder Videos inspirieren lassen. Mit der Zeit konnte ich so mein eigenes Werkzeugkästchen voller Strategien entwickeln, die mir in verschiedensten Situationen helfen. Dazu gehören Techniken wie Emotionsregulation, Fokus oder das liebevolle Selbstgespräch – all diese Dinge, die meine Beziehung zu mir selbst stärken.

Sports Illustrated: Im Zuge der Olympischen Spiele gab es Kritik an der deutschen Sportförderung. Hat Deutschland ein Leistungssportproblem?

Mihambo: Definitiv nicht. Aber wir haben hier oftmals nicht die Rahmenbedingungen anderer Nationen. Viele der Athleten, die jetzt in Paris gestartet sind, arbeiten halbtags oder sogar in Vollzeit und Wettkämpfe auf hohem Niveau zu absolvieren. Man tut den Athleten unrecht, wenn man sie so hart ins Gericht nimmt. Allerdings muss man sich schon fragen, ob die Gelder, die da sind, auch wirklich effektiv eingesetzt werden.

Sports Illustrated: Haben Sie bereits Pläne, wie lange Sie noch aktiv bleiben möchten?

Mihambo: Ich befinde mich noch in der Nachbereitungsphase. Ich habe vor Paris gesagt: Ich mache mindestens bis Paris und längstens bis Los Angeles. Ich muss herausfinden, was Körper, Geist und Psyche sagen. Insofern ist alles noch möglich, erst mal bleibe ich noch dabei.



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