Der Karriere-Architekt: Till Steinforth will zu Olympia 2028 in Los Angeles
- Zehnkämpfer Till Steinforth will auf großer Bühne glänzen
- US-Student Steinforth zwischen Studium und Training
- Architektur-Student will zu Olympia 2028 in Los Angeles
Und dann holt Till Steinforth einen weißen Schlappen hervor. "Ich interessiere mich in letzter Zeit sehr für Footwear-Design. Hier zum Beispiel so ein Slide." Den hat der 22-jährige Magdeburger selbst designt und mit seinem 3D-Drucker produziert. Er arbeite derzeit auch an 3D-gedruckten Laufschuhen, das aber sei natürlich noch mal eine andere Herausforderung.
"Zuletzt hatte ich durch die Wettkämpfe nicht ganz so viel Zeit, daran zu arbeiten", erklärt Steinforth. Und so laissez faire, wie er "die Wettkämpfe" betont, ist man drauf und dran, ihm dafür zu verzeihen, als einem einfällt, von welchen "Wettkämpfen" er da spricht. Ja, wen man da eigentlich vor sich hat.
Seit dem 8. März dieses Jahres hält Mehrkämpfer Till Steinforth den deutschen Rekord im Siebenkampf, hat sich mit seinen 6.388 Punkten bei der Hallen-EM in Apeldoorn – die an jenem Tag zu Bronze reichten – in der nationalen Bestenliste vor Topstar Leo Neugebauer geschoben.
Till Steinforth: "Das ist, wofür man jeden Tag trainiert"
"Dass ich diese Punktzahl erreichen konnte, bedeutet mir mega viel. Wenn man die Möglichkeit hat, bei solchen Wettkämpfen mitzumachen – und nicht nur mitzumachen, sondern auch Medaillen zu gewinnen und Rekorde zu brechen... Das ist, wofür man jeden Tag trainiert."
Die große Kunst in Steinforths Sport besteht darin, "einen Mehrkampf zusammenzukriegen, wo alles passt". 60-Meter-Lauf, Weitsprung, Kugelstoßen, Hochsprung, 60-Meter-Hürdenlauf, Stabhochsprung und 1.000-Meter-Lauf – so lauten die Disziplinen, die es beim Siebenkampf zu bewältigen gilt.
"Selbst bei meinem deutschen Rekord waren der Hürdenlauf am zweiten Tag und der Stabhochsprung solide, gute Leistungen. Aber bei der Weltmeisterschaft, zum Beispiel, wo ich den Rekord nicht erzielt habe, war ich in diesen Disziplinen deutlich besser."
Zehnkämpfer Steinforth studiert Architektur in den USA
Die Weltmeisterschaft, von der Steinforth spricht, fand nur Tage nach seiner Glanzleistung von Apeldoorn statt, im chinesischen Nanjing. Und diesmal kam er auf 6.275 Punkte, für die es erneut die Bronzemedaille gab. Wieder haute Steinforth also kräftig auf den Tisch, an dem im Mehrkampf die ganz großen sitzen.

Tags drauf war da aber wieder der andere Steinforth, der seinen freien Tag vor der Abreise nutzte, um sich das "Nanjing International Youth Cultural Center" anzuschauen, einen Bau seiner Lieblingsarchitektin Zaha Hadid.
Denn, und das macht ihn wahrscheinlich zum Unikum unter den Mehrkämpfern: Till Steinforth studiert in den USA Architektur. An seiner Uni, der University of Nebraska, zumindest ist er der einzige Sportler in seinem Studiengang. "Wir hatten mal einen Ringer, der das auch versucht hat, aber der macht mittlerweile kein Ringen mehr."
Steinforth ist zweifacher "Academic All-American"
Denn das Studium ist fordernd: montags, mittwochs und freitags Präsenzunterricht von 13 bis 17 Uhr; dienstags und donnerstags von 9.30 bis 11.30 und noch mal von 15.30 bis 17.30. Davor, danach oder dazwischen liegen umfangreiche Trainingseinheiten. Am Abend ist Zeit für Hausaufgaben oder Projektarbeiten.
Till Steinforth wird im kommenden Mai seinen Bachelor-Abschluss machen, anschließend seinen Master draufsetzen. Und er ist nicht nur der herausragende Mehrkämpfer seiner Universität – hält die All-Time-Records sowohl im Sieben- als auch im Zehnkampf –, sondern auch zweifacher "Academic All-American".

Diese Auszeichnung erhalten "Student Athletes", die auch akademisch glänzen. Dass der junge Magdeburger, dessen Familie übrigens im Kampfsport verwurzelt ist – Bruder Johann und Vater Ingo waren erfolgreiche Ringer, Onkel Ulf betreibt den Boxstall SES –, nicht nur sportlich vielseitig ist, wäre damit also etabliert.
Steinforth: "Es ist sehr hart zu studieren und zu tranieren"
Im vergangenen Sommer begann er sogar damit, Möbel für den 3D-Druck zu designen. "Im Herbst habe
ich diese Kollektion unter dem Namen ‚Steinforth Studio‘ rausgebracht und auch so ein paar Sachen verkauft."
Allerdings habe er dann gemerkt, "dass es sehr hart ist, Architektur zu studieren, Leichtathletik zu machen und nebenbei noch so ein eigenes Business", und die ganze Sache zurückgefahren. Schließlich gibt es ja auch so mehr als genug zu tun für Steinforth.
Mitte Juni stehen die NCAA Championships in Eugene, Oregon an; Ende September dann die Freiluft-WM in Tokio. Steinforth weiß, dass seine Stärken noch in der Hallendisziplin Siebenkampf liegen, aber, so sagt er im Hinblick auf den Zehnkampf und die Outdoor-Saison: "Ich sehe auf jeden Fall, dass ich eine
Bestleistung schaffen und mich weiterentwickeln kann in die höheren Punktebereiche."
Das ultimative Ziel sind ohnehin die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles – in Paris wurde er im vergangenen Sommer mit 8170 Punkten 15. im Zehnkampf. Um in drei Jahren in den USA in Medaillenrichtung zu kommen, "muss noch ein bisschen was passieren über die nächsten Jahre", sagt er. Gut also, dass bei diesem Tausendsassa ständig was passiert.
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