Jilou Rasul: "Breaking ist für mich wie Boxen"
- Breaking: Deutschlands bestes B-Girl Jilou Rasul im Interview
- Jilou Rasul: "Hätte mir gewünscht bei Olympia dabei zu sein"
- Samsung-Ambassador Rasul über Partnerschaft: "Positiver Kreislauf"
Sports Illustrated: Jilou, seit fast 20 Jahren sind Sie nun Breakerin, Sie gehören als B-Girl zur Weltspitze des Sports. In Paris 2024 wurde Breakdance zum ersten Mal eine olympische Disziplin, kurz davor verpassten Sie jedoch knapp die Qualifikation. Wie sieht aktuell Ihre Gefühlslage aus? Ist dieses Erlebnis schon abgehakt?
Jilou Rasul: Abgehakt ist es absolut noch nicht. Ich gehe weiterhin durch intensive Emotionen. Es gibt oft Momente, in denen ich merke, wie schwer es mir aktuell fällt zu akzeptieren, dass es für mich nicht geklappt hat. Es geht auch gar nicht darum, dass ich mir Vorwürfe mache, dass ich versagt hätte. Sondern um diese Trauer um ein Erlebnis, eine Erinnerung, die ich nicht erleben werde. Ich hätte mir gewünscht, einmal in meinem Leben bei Olympia dabei zu sein. Deswegen bin ich aber auch dankbar dafür, dass ich dank meines Partners Samsung zumindest als Zuschauerin doch noch olympische Luft schnuppern darf.
Sports Illustrated: Spielt in diese Trauer auch mit ein, dass Breaking bereits 2028 in Los Angeles keine olympische Disziplin mehr sein wird?
Rasul: Definitiv, weil uns als Athleten natürlich bewusst ist, dass es in einem bestimmten Alter schwieriger wird, dieselben Leistungen abzurufen. Aber ich blicke trotzdem positiv in die Zukunft, weil es für Olympia 2032 in Brisbane aktuell ganz gut aussieht für Breaking. Da wäre ich dann 39 Jahre alt. Bei diesen Spielen ist eine Medaillen-Favoritin 41. Das macht mir also Mut.
Sports Illustrated: Wie haben Sie die Entscheidung, dass Breaking in L.A. keine Disziplin sein wird, wahrgenommen?
Rasul: Ich konnte es zunächst gar nicht glauben. Es war schon eine Enttäuschung. Aber letztlich war es keine Entscheidung gegen Breaking, sondern für andere Sportarten, die eben nochmal höhere Einschaltquoten haben. Und da gehört zum Beispiel Cricket dazu.
Sports Illustrated: Wir sprechen gerade über viele intensive Emotionen, über Enttäuschungen und Ehrgeiz. Breaking wirkt im Vergleich zu anderen Sportarten dafür kreativer, puristischer, eher wie eine Kunst statt verbissener Wettkampfsport. Wie sieht bei Ihnen dieses Verhältnis aus?
Rasul: Ich habe als Kind mit dem Turnen angefangen. Da war von Grund auf der Wettkampfgedanke hoch und auch ein gewisser Perfektionismus bei der Ausführung der Bewegungen da. Es ging bereits um Medaillen und Pokale. Ich kam später zum Zirkus, da ging es dann eher um Ausdruck und die eigene Show abzuliefern. Jetzt im Breaking ist es beim Wettkampf einfach spannend zu sehen, wie die eigene Performance bewertet wird. Denn dann weiß man, wie viel Potenzial eigentlich noch nach oben ist, woran man arbeiten und was man verbessern kann. Wenn man ganz oben ist, dann muss man schauen, was man tun kann, um oben zu bleiben.
Sports Illustrated: Wie passt dieser Wettkampfgedanke dann mit der sehr inklusiven und freundschaftlichen Community im Breaking zusammen?
Rasul: Es ist so: Nach dem Battle gibt man sich die Hand und dann ist das Battle auch vorbei, dementsprechend gibt es Beef wirklich selten. Aber: Im Battle selbst ist manchmal sehr viel Feuer drin, weil man den Gegner fertig machen möchte. Ich vergleiche es gerne mit Boxen. In dem Moment sind Freunde keine Freunde mehr. Das fällt mir manchmal schwer, denn ich möchte auch immer das Beste für die Gegner. Aber so ist dieser Sport. Man wird persönlich, man greift sich an, macht sich nach – und danach gibt man sich die Hand. Das ist alles Teil unserer Community. Diese Kultur ist immer da, während andere Dinge eher eine Plattform statt Kultur sind.
Sports Illustrated: Wie meinen Sie das?
Rasul: Olympische Battles, die Competitions dort, Weltmeisterschaften, Europameisterschaften: Das sind für mich zum Beispiel eher Plattformen. Es sind Plattformen, die unsere Kultur bekommt, um sich zu zeigen und sichtbar zu werden. Denn auch Menschen, die sich nicht im Breaking auskennen, können etwas mit „Weltmeistertitel“ oder „Olympiasieger“ anfangen. Dadurch haben wir auch die Möglichkeit, mit Sponsoren zusammenzuarbeiten. Aber für uns in der Community sind Titel wie beispielsweise beim Outbreak-Wettbewerb wichtiger. Deswegen ist für mich das IOC und Olympia eher wie eine Marke, die uns weiterhilft.
Sports Illustrated: Wie steht es dann mit Ihrer Zusammenarbeit mit Samsung?
Rasul: Da sehe ich es ähnlich, es hilft mir dabei aber über mehrere Wege. Einerseits mit dem neuen Samsung Galaxy Z Flip6. Es ist für mich einfach sehr praktisch und es ist – no shit – genau das Smartphone, das ich im Training brauche. Über die Klappfunktion kann ich es wie ein Stativ aufstellen und dabei die bessere Außenkamera nutzen, um mich selbst zu filmen. Beim Breaking filmt man grundsätzlich von unten und das kann ich so umsetzen. Gleichzeitig sehe ich mich über das zweite Display auf der Rückseite selbst. Das sind die pragmatischen Vorteile.
Sports Illustrated: Und die anderen?
Rasul: Die Brands, mit denen wir zusammenarbeiten, ermöglichen es uns, das, was wir lieben, zu 100 Prozent ausleben zu können. Einerseits finanziell aber auch über die Plattform, mit der wir unseren Sport nach außen tragen und andere Menschen dafür begeistern können. Das kann dann zu einem positiven Kreislauf führen, bei der sich alle gegenseitig bereichern. So ist es auch bei meiner Zusammenarbeit mit Samsung. Es gibt ein buddhistisches Sprichwort: „Mit dem Licht einer einzigen Kerze kann man Tausende weitere anzünden, ohne dass das Licht der einen Kerze schwächer wird. Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird.“ Und genau darum geht es.
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