Golf

Stephan Jäger über Olympia: "Ich bin dort, um das Golf-Turnier zu gewinnen"

Golfer Stephan Jäger ist in seiner Wahlheimat USA wesentlich bekannter als hierzulande. Mit Olympia in Paris könnte sich das ändern. Mit Sports Illustrated spricht er über die bayerischen Elemente in seiner Version des American Way of Life.

Stephan Jäger bei den US Open
Credit: Imago

Sports Illustrated: In den USA kennt man Sie seit 2016 als "Mister Fiftyeight". Woran liegt es, dass Sie als momentan bester deutscher Golfer in Deutschland noch nicht die Bekanntheit haben, die Ihnen in den USA zuteilwird?  

Stephan Jäger: Ich glaube, das hat ganz einfach damit zu tun, dass ich seit 17 Jahren in den USA lebe. Ich bin auch schon vor meiner Profikarriere in Amerika gewesen, an der Highschool und am College. Aber ich habe schon auch noch viele Leute in Deutschland, die mir zuschauen, sich bei mir melden. Aber die kannten mich vorher schon, als 13-, 14-, 15-Jährigen im Golfclub Eichenried. Ich bin jetzt auch keiner, der riesig auf die Trommel haut. Ich mache mein eigenes Ding und lasse eher meine Ergebnisse für mich sprechen. Das sind so die zwei Gründe, glaube ich, warum die Aufmerksamkeit in Deutschland noch nicht so groß ist. 


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Sports Illustrated:  Als Sie im vergangenen März das erste Mal auf der US-amerikanischen PGA-Tour, sozusagen der Königsklasse des Weltgolfs, gewonnen haben, bekamen Sie da ein Feedback aus Deutschland? Ihr Heimatclub, der GC Eichenried bei München, ist ja durchaus dafür bekannt, dass dort auch der ein oder andere Promi – darunter Spieler des FC Bayern – abschlägt. Hat es prominente Gratulanten aus dem Sport gegeben?  

Jäger: Ich habe viele Anrufe und Messages aus Eichenried und drumherum erhalten, auch aus dem bayerischen und deutschen Golfkader. Aber wie gesagt, das waren die Leute, die mich früher als Kind oder Jugendlichen schon kannten. Mit Olli Kahn habe ich ein paar Mal Golf gespielt. Von bekannten Namen aus Deutschland habe ich nach meinem Sieg aber keine Glückwünsche bekommen. Aber klar, wenn Dich einer nicht kennt... Ich meine, das verstehe ich auch: Ich schreibe auch keinem Thomas Müller, wenn die ein großes Turnier gewännen.

Sports Illustrated: Wie oft kommen Sie noch nach Eichenried zurück?  

Jäger: Ich hoffe einmal im Jahr. Wir haben im Moment ein Kleinkind zu Hause, aber wenn der ein bisschen größer und älter wird, würde ich gerne einmal im Jahr zurückkommen.  

Sports Illustrated: Sie leben mit Ihrer Frau Shelby, ihrem gemeinsamen, einjährigen Sohn Harrison Fritz und dem Familienhund Phil sozusagen den "American Way of Life". Haben Sie sich in Ihrem Leben auch bayerische Anteile bewahrt? 

Jäger: Ich koche ein sensationelles Schnitzel, das sag’ ich Ihnen gleich. Der bayerische Dialekt ist immer noch ein bisschen da, wobei mittlerweile manchmal mit amerikanischem Akzent. Das sagt mir meine Mutter schon die ganze Zeit.  



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Sports Illustrated: Das stimmt, das ist eine Mischung.

Jäger: Aber dieses Deutsche oder Bayerische, da habe ich immer noch ein paar Sachen drin. Aber ich bin jetzt seit 17 Jahren hier drüben. Die ganzen Lebensjahre von 16 bis 25, in denen man sozusagen richtig erwachsen wird, war ich hauptsächlich in den USA. Aber wie gesagt, das bayerische Essen ist immer noch da. Das habe ich mir selbst beigebracht, wobei mir meine Mama damit ein bisschen geholfen hat, sodass ich, wenn ich mal ein Schnitzel oder Schweinebraten oder ein Händel will, es mir selber machen kann, verstehst! 

Sports Illustrated: Mit unter anderem Matti Schmid, der mittlerweile, wie Sie, auf der PGA-Tour spielt, oder auch Thomas Rosenmüller, der sich derzeit auf der Korn Ferry Tour, der zweitstärksten US-Golftour, etabliert, hat Deutschland hinter Ihnen einige wirklich ambitionierte, junge Profis. Aber beide genannten sind, wie Sie auch, früh in die USA gegangen, mit einem Golfstipendium ans College. Würden Sie sagen, das ist der Königsweg, um einen Fuß ins große Golfgeschäft zu bekommen? Oder anders gefragt: Ist es überhaupt möglich, seine Jugendlaufbahn in Deutschland zu absolvieren und dann irgendwann auf der PGA-Tour auf- beziehungsweise abzuschlagen? 

Jäger:  Ich glaube, den besten Weg kann man gehen, wenn man schon in der 10., 11., 12. oder 13. Klasse trainieren kann wie ein Profi. Also, wenn ich in der Highschool oder am College drei, vier, fünf Stunden am Tag trainiere, während einer, der in Deutschland das Abi macht, nur zwei Stunden am Tag trainiert, habe ich da einfach ein bisschen bessere Chancen. Wenn jemand Ambitionen hat, Profi-Golf zu spielen – und das gilt nicht nur fürs Golf, sondern genauso auch für andere Sportarten –, dann ist dieses System, das die in Amerika haben, unschlagbar. Wer in ein gutes College kommt – Matti Schmid hat an der University of Louisville gespielt, das ist ein sensationelles Team... Ich meine, es ist schon schwierig, in Deutschland gegen solche Spieler zu spielen, solche Gegner zu finden.

Sports Illustrated: Sie werden im August für Deutschland bei Olympia antreten. Was bedeutet es Ihnen als Wahl-Amerikaner, die schwarz-rot-goldene Flagge auf dem Shirt zu tragen?  

Jäger: Ich hätte vor ein paar Jahren in Tokio schon einmal die Chance dazu gehabt, aber damals hat es einfach nicht reingepasst, kam für mich zu einer ungünstigen Phase der Saison. Dieses Jahr passt es super. Ich bin als Golfer nicht mit dem Ziel aufgewachsen, bei Olympia dabei zu sein, aber jetzt ein olympischer Athlet zu werden – das ist schon etwas, das nicht jeder von sich sagen kann. Deutschland zu vertreten ist sehr gut und ich freue mich auf die Woche. Meine Frau kommt mit, ich werde also nicht die ganze Zeit im Olympischen Dorf sein. Ich war noch nie in Paris, da können wir das auch noch ein bisschen mitnehmen. Dann werden wir sehen, wie sich das alles ausgeht.  

Sports Illustrated: Das heißt, Sie wohnen außerhalb, im Hotel mit der Family?  

Jäger: Genau. So machen wir das. Ich möchte aber natürlich all die Erfahrungen mitnehmen: ins Olympic Village schauen, in die Mensa, solche Dinge. Man will dieses Feeling schon mitnehmen, aber ich werde da nicht zum super Fanboy werden. Ich bin auch dort, um ein Turnier zu gewinnen. Das ist Priorität Nummer eins.

Sports Illustrated: Das Turnier findet im prestigeträchtigen Le Golf National statt, dem Schauplatz des Ryder Cup 2018. Mit Scottie Sheffler, Titelverteidiger Xander Schauffele (beide USA), Rory McIlroy (Großbritannien) und Jon Rahm (Spanien), wird die absolute Weltspitze dort antreten. Worauf wird es für Sie ankommen, um in Paris um die Medaillen mitspielen zu können? Kennen Sie den Kurs bereits? 

Jäger: Ich kenne den Platz noch nicht, habe aber natürlich den Ryder Cup damals angeschaut. Es muss ein ziemlich harter Golfplatz sein. Wir werden es sehen, wenn wir dort sind, werden ganz normal eine Proberunde machen und das wie ein normales Turnier angehen. 

Sports Illustrated: Der olympische Kurs im Le Golf National hat 2018 einen deutlichen Sieg für die Europäer im Ryder Cup gesehen. Nächstes Jahr findet der Ryder Cup in New York statt. Ist das ein Ziel für Sie?  

Jäger: Auf alle Fälle. Das ist immer ein Fernziel. Wir arbeiten daran, aber das ist eine Selektion, die nicht ich treffe. Mir bleibt, so gut Golf zu spielen wie möglich und dann werden wir sehen, ob ich da reinkomme.  

Sports Illustrated: Sie haben es gerade gesagt: Mit Olympia, das erst seit 2016 wieder Teil des olympischen Kanons ist, wuchs man als Golfer bislang eher nicht auf. Mit dem Ryder Cup schon. Was wäre die größere Errungenschaft für Sie: Olympisches Gold oder der Ryder-Cup-Sieg? 

Jäger: Ich glaube schon der Ryder Cup.


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