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Einigung im Missbrauchsskandal um Turnarzt Larry Nassar – Opfer erhalten 380 Millionen Dollar Entschädigung

In einem der größten Missbrauchsskandale der Sportgeschichte um den ehemaligen US-Turnarzt Larry Nassar kam es nun zu einer gerichtlichen Einigung – die missbrauchten Turnerinnen erhalten 380 Millionen Dollar Entschädigung

Vergleich im Verfahren gegen Larry Nassar
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Die vom ehemaligen US-Turnarzt Larry Nassar missbrauchten Turnerinnen haben sich mit dem US-Turnverband (US Gymnastics), dem Olympischen und Paralympischen Komitee des Landes (USOPC) und deren Versicherern am Montag auf einen Vergleich in Höhe von 380 Millionen Dollar geeinigt. Das Geld soll hunderte Frauen finanziell entschädigen, die Nassar unter dem Deckmantel der medizinischen Behandlung sexuell missbraucht hatte.

Nach Angaben des Wall Street Journal, ESPN, The New York Times und anderer Nachrichtenagenturen, haben sich USA Gymnastics und der USOPC neben der Zahlungen auch darauf geeinigt, eine bestimmte Anzahl von Vorstandssitzen in ihren Organisationen für Überlebende des Missbrauchs vorzuhalten und andere neue Richtlinien einzuführen, die darauf abzielen, Sportlerinnen und Sportler vor künftigem Missbrauch zu schützen.

“Bei dieser Einigung geht es um die mutigen Überlebenden, die sich gemeldet, diese Organisationen zum Zuhören gezwungen und Veränderungen gefordert haben,” sagten Michelle Simpson Tuegel, die mehr als zwei Dutzend Nassar-Überlebende vertritt, und Tasha Schwikert Moser, Mitvorsitzende des Survivors Creditors Committee, in einer gemeinsamen Erklärung. “Durch diese Vereinbarung werden diese Überlebenden endlich als solche anerkannt und USAG und USOPC dazu gezwungen, sich zu ändern, damit dieser Sport ein neues Kapitel beginnen kann." 

Simone Biles
Auch die vierfache Olympiasiegerin Simone Biles zählt zu den Frauen, die Nassar missbrauchte. Sie sagte im Prozess gegen ihn aus
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Die Times berichtete, dass die Vergleichssumme mehr als 500 Turnerinnen entschädigen würde, die von Nassar missbraucht wurden, darunter die Olympiasiegerinnen Simone Biles, McKayla Maroney und Aly Raisman.

“Kein Geldbetrag wird jemals den Schaden wiedergutmachen, der angerichtet wurde und was diese Frauen durchgemacht haben,” sagte die Anwältin Rachael Denhollander, die 2016 als erste Frau öffentlich den Missbrauch durch Nassar darlegte, gegenüber der Times. “Aber irgendwann müssen die Verhandlungen enden, weil diese Frauen Hilfe brauchen, und sie brauchen sie jetzt."

Die Michigan State University, in der Nassar jahrzehntelang praktizierte, stimmte bereits im Mai 2018 zu, 500 Millionen Dollar an mehr als 300 Frauen und Mädchen zu zahlen, die angaben, von Nassar missbraucht worden zu sein. Seit USA Gymnastics im Dezember 2018 Konkurs angemeldet hat, befinden sich die Überlebenden in einem Schlichtungsverfahren mit der Organisation.

Der Sexualstraftäter Nassar verbüßt in Michigan eine jahrzehntelange Haftstrafe wegen sexueller Übergriffe und Besitzes von Kinderpornografie. Hunderte von Athletinnen haben sich in den letzten fünf Jahren gemeldet und behauptet, Nassar habe sie unter dem Deckmantel der Behandlung missbraucht, darunter die siebenfache Olympia-Medaillengewinnerin Biles und die sechsfache Olympia-Medaillengewinnerin Raisman.

ESPN berichtete am Montag, dass ein Komitee aus Überlebenden von Nassars Missbrauch, dem Raisman und andere ehemalige Olympionikinnen wie Kyla Ross und Tasha Schwikert, sowie die Anwältinnen Denhollander und Sarah Klein angehörten, frühere Vergleichsangebote abgelehnt hatten.

“Diese Einigung kam zustande, weil das USOPC und USA Gymnastics fünf Jahre lang einen erbitterten Rechtsstreit gegen mich und mehr als 500 andere Überlebende geführt haben,” so Klein, die als Co-Vorsitzende des Überlebenden-Komitees fungierte, gegenüber ESPN. “Nach Tausenden von Stunden Zeit, Blut, Schweiß und Tränen dieses Überlebenden-Komitees haben wir heute gesiegt.”