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Das Sportjahr 2021 – ein Rückblick in 10 Ereignissen

Was von einem Jahr bleibt, das ersatzweise, anstelle von 2020, zum großen Sportjahr wurde: Tom ist immer noch der größte, Simone und Naomi zeigten uns, dass es nicht immer nur "schneller, höher, weiter" gehen kann, und der König im Schwergewicht heißt wieder Tyson. Unsere chronologische Top-10 der Ereignisse des Sportjahres 2021.

Tyson Fury besiegt Deontay Wilder in Las Vegas
Credit: Getty Images

Neues Team, doch Tom bleibt der alte

Tom Brady stemmt die Super Bowl-Trophy
Tom Brady stemmt die Vince Lombardi Trophy
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Am 7. Februar gewann der legendäre Quarterback Tom Brady mit seinen Tampa Bay Buccaneers den siebten Superbowl seiner Karriere. Kein Team in der NFL kann mehr vorweisen, nicht mal sein ehemaliges, die Patriots. Über zwei Jahrzehnte hatte der mittlerweile 44-jährige Brady für das Team aus New England gespielt, und seine ersten sechs Titel dort geholt. Vor der vergangenen Saison aber, war er zu den Tampa Bay Bucs gewechselt. Und mit Brady kehrte auch der Erfolg an der Golfküste Floridas ein. Bei der 55. Ausgabe des Superbowls setzten sich die Bucs mit 31:9 gegen die Kansas City Chiefs um Star-Quarterback Patrick Mahomes durch. "Well played, Tom", finden auch unsere Kollegen von Sports Illustrated US, die Brady heuer zum Sportler des Jahres kürten.

 

Die Super League – erst großes Trara, dann klanglos gescheitert

Juve-Präsident Andrea Agnelli
Das Gesicht der gescheiterten Unternehmung Super League: Juve-Boss und Fiat-Spross Andrea Agnelli
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Unter dem Motto "The best Clubs. The best players. Every week." verkündeten zwölf europäische Großklubs – darunter Juventus Turin, der FC Chelsea, Manchester City und Atlético Madrid – am 18. April die Gründung der sogenannten Super League, in der 20 europäische Spitzenteams (15 Gründungsmitglieder, 5 Qualifikanten) in Gruppen- und Knockout-Spielen gegeneinander antreten würden. Was folgte waren heftigste Interventionen von Seiten der UEFA, sowie der Fans, vor allem in England. Auch das bewirkte, dass sich zuerst die englischen Klubs, und innerhalb kurzer Zeit auch die meisten anderen kleinlaut von der Unternehmung distanzierten. Nach etwa zwei Tagen war das Projekt vom Tisch. Bis heute an der Gründung einer solchen Mega-Liga interessiert, sollen Real Madrid, der FC Barcelona und Juventus Turin sein, dessen Präsident Andrea Agnelli als Strippenzieher hinter dem Konzept steht. Pikant: Agnelli, dessen Tochter das Patenkind von UEFA-Boss Aleksander Čeferin ist, habe Čeferin am Abend vor der Bekanntmachung der Pläne für die Super League wohl noch zugesichert, dass eine solche Liga nicht komme. Die beiden Spitzenfunktionäre sollen miteinander gebrochen haben. So sagte der Slowene Čeferin der Nachrichtenagentur AP: "Es gibt keine Beziehung mehr." 

 

Phil Mickelson – Oldie but Goldie

Phil Mickelson siegt bei der PGA Championship 2021
Der Altmeister: Phil Mickelson mit der Wanamaker Trophy, dem Siegerpokal der PGA Championship
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Im zarten Alter von 50 Jahren konnte sich Golf-Champ Phil Mickelson, einstmals größter Widersacher von Tiger Woods, am 23. Mai den Sieg bei den PGA-Championships sichern – älter war bislang noch kein Major-Sieger im Golf. Mickelson, der seit 1992 fest auf der PGA Tour spielt, holte mit seinen 282 Schlägen (-6), die er in den vier Turniertagen auf dem Kiawah Island Ocean Course in South Carolina benötigte, seinen 45. Titel auf der PGA Tour (seinen ersten gewann er 1991) und seinen sechsten Triumph bei einem der vier Major-Turniere des Golfsports (Masters, US Open, Open Championship, PGA Championship).

 

Football is coming Rome

Europameister 2021 Italien
Un'estate italiana: Die EM 2020 wurde in 10 europäischen Metropolen (plus Baku im asiatischen Aserbaidschan) ausgetragen. Am Ende waren es die Italiener um Kapitän Giorgio Chiellini (am Pokal), die die Trophäe in den Nachthimmel über Wembley stemmten
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Es war das erste der beiden Großevents aus dem Jahr 2020, die 2021 nachgeholt wurden. Und anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Fußball-Europameisterschaften wurde das Turnier in 11 Spielstätten in Europa und Asien (Baku) ausgetragen. Die prominenteste Rolle aller Austragungsorte hatte dabei das legendäre Wembley-Stadion in London inne. Denn ausgerechnet dort und ausgerechnet im Elfmeterschießen unterlagen die Engländer Italien im Endspiel am 11. Juli mit  3:2 (1:1 nach 90 Minuten plus Verlängerung). Für Italien war es der zweite Titel dieser Art nach 1968. Für den DFB hätte es der erste seit 1996 werden können, als man den Titel ebenfalls in Wembley holen konnte. Allerdings war bereits im Achtelfinale Schluss, wo sich Jogi Löw mit einem 0:2 gegen England aus dem Bundestrainer-Amt verabschiedete. Auch dieses Spiel fand in Wembley statt.

 

Messi, jetzt doch Messias

Lionel Messi und seine argentinische Nationalmannschaft
Argentiniens nächster Goldjunge: Lionel Messi (mit Pokal) und seine Albiceleste feiern den Titelgewinn bei der Copa América
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Vier Anläufe brauchte der argentinische Fußball-Heilsbringer Lionel Messi, um seinem Nationalteam, der argentinischen Albiceleste, nun doch diesen prestigeträchtigsten Titel im fußballverrückten Südamerika zu bescheren. Im Finale am 10. Juli kam es zum ultimativen Showdown gegen Brasilien im Maracana-Stadion. Das einzige und entscheidende Tor des Spiels schoss Ángel Di María bereits in der 22. Spielminute.
Auf diesem Bild feierte der 34-jährige Messi noch, wenige Wochen später verkündete er unter Tränen seinen Abschied vom FC Barcelona.

 

Simone Biles – vom Mut, einmal nicht zu "performen"

Simone Biles
Die Galionsfigur: Die Weltklasse-Turnerin Simone Biles (hier bei einem Event nach den olympischen Spielen) lenkt das öffentliche Augenmerk auf ein Thema, das zu lange außen vor blieb: die mentale Gesundheit der Athleten
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Die Gold-Lady des US-Turnens konnte nicht mehr. Im Finale des olympischen Mannschaftsmehrkampfs der Turnerinnen am 27. Juli brach Simone Biles zuerst eine Übung ab und stieg anschließend komplett aus dem Wettbewerb aus. "Ich sage, die mentale Gesundheit steht an erster Stelle. Daher ist es manchmal in Ordnung, die großen Wettbewerbe sogar auszusetzen, um sich auf sich selbst zu konzentrieren. Es zeigt, wie stark du als Wettkämpfer und Person wirklich bist, anstatt dass du dich einfach durchkämpfst ", sagte sie, ihre Entscheidung begründend. Biles, die in ihrer Karriere bislang 19 WM-Titel und vier olympische Goldmedaillen gewann, lenkte damit den öffentlichen Diskurs auf den oft großen mentalen Druck, dem viele Akteure im Leistungssport tagtäglich ausgesetzt sind.
Biles war in diesem Jahr nicht die einzige Athletin, die die eigene psychische Verhasstheit zum Thema machte. So stieg der japanische Tennis-Star Naomi Osaka bereits Anfang Juni vorzeitig aus den French Open aus und machte in ihrer Begründung öffentlich, dass sie seit ihrem US-Open-Triumph von 2018 immer wieder unter längeren Depressionsphasen leide. Im Vorfeld des Turniers hatte die vierfache Grand-Slam-Siegerin Osaka einen Medienboykott angekündigt, um auf die mentale Gesundheit von Sportlerinnen und Sportlern aufmerksam zu machen. Als die Turnierverantwortlichen in Paris der 24-Jährigen mit einem Ausschluss drohten, sollte sie ihren Medienverpflichtungen nicht nachkommen, stieg sie vor ihrer Zweitrunden-Partie kurzerhand selbst aus.
 

"Can we have two golds?"

Hochsprung-Olympiasieger Tamberi und Barshim
Im Freudentaumel: die Co-Olympiasieger im Hochsprung Gianmarco Tamberi (l.) und Mutaz Essa Barshim
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Das fragte der katarische Hochspringer Mutaz Essa Barshim am 1. August einen Kampfrichter im Olympiastadion von Tokyo. Es war das olympische Hochsprung-Finale der Herren. Barshim und sein Konkurrent und Freund, der Italiener Gianmarco Tamberi, hatten zuvor beide die Höhe von 2,37m im ersten Versuch übersprungen und waren dann beide dreimal an den 2,39m gescheitert. Der Kampfrichter fragte, ob die beiden die Goldmedaille in einem Stechen ausspringen wollten, woraufhin Barshim diesem die besagte Frage stellte. "It's possible", antwortete der Kampfrichter. Barshim und Tamberi schauten sich kurz in die Augen und waren sich schnell einig. Barshim sagte: "Then let's make history, my friend", und die beiden Hochsprung-Olympiasieger lagen sich in den Armen. "

 

König Tyson, der Schwerste

Fury besiegt Wilder furch K.o.
K.o. in Runde elf: Am Ende war es ein rechter Haken von Tyson Fury (hinten), der Deontay Wilder fällte
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Am 9. Oktober wurde die Dauerfehde zwischen dem Engländer Tyson Fury und dem US-Amerikaner Deontay Wilder zu einer jener Trilogien, wie man sie im Boxsport ja gerne sieht . Ali vs. Frazier, Holyfield vs. Bowe, und im vergangenen Oktober in Las Vegas also ebenfalls zum dritten Mal: Fury vs. Wilder. Nachdem der erste Kampf (schmeichelhaft für Wilder) unentschieden gewertet wurde, und Wilders Ecke im zweiten Kampf vorzeitig das Handtuch warf, fand Kampf Nummer drei auf Betreiben Wilders statt, dem man die härteste Rechte im Boxgeschäft nachsagt, und der wohl vorhatte, mit dieser Rechten durch einen K.o.-Sieg seinen Status als Weltmeister aber auch seinen Ruf in der Branche wiederherzustellen. Im Nachhinein betrachtet könnte man sagen, das ist schiefgegangen! Doch vor Wilders K.o. in Runde elf lieferten sich beide Kontrahenten einen Kampf, der nicht nur absolut gesichtswahrend für den Verlierer, sondern auch große Werbung für den Boxsport war. Denn Schwergewichtsboxen – auch das lässt sich zum Jahresende 2021 konstatieren – verheißt wieder großes Entertainment. Fury und Wilder lieferten sich ein hartes Duell – Ringintelligenz gegen brachiale Schlagkraft –, in dessen Verlauf beide Kämpfer zweimal zu Boden gingen und wieder aufstanden, und das am Ende, in besagter Runde elf, durch einen Rechten Haken Furys entschieden wurde, der den völlig entkräfteten Wilder hart am Kopf traf, woraufhin dieser final zu Boden fiel.

 

Der Carlsen vom Schach

Jan Nepomjaschtschi (l.) und Magnus Carlsen bei der Schach-WM 2021 in Dubai
Duell zweier Großmeister: Magnus Carlsen (r.) und Jan Nepomnjaschtschi während Spiel neun ihres Finals bei der Schach-WM in Dubai
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Es soll ein ungünstiger Zug in der sechsten von schlussendlich elf Partien gewesen sein, der die Schach-WM erneut zugunsten von Magnus Carlsen entschied. Carlsens Herausforderer, der Russe Jan Nepomnjaschtschi, bewegte seine Dame dabei nach e6. Richtig, so heißt es aus Expertenkreisen, wäre in dieser Situation wohl b1 gewesen. Zu diesem Zeitpunkt sei aus dem ebenbürtigen Gegner Nepomnjaschtschi das nächste Opfer Carlsens geworden. Frühzeitig, eben schon in der elften von 14 möglichen Partien, sicherte sich der 31-jährige Norweger – der übrigens schon mit 13 Remis gegen den großen Garri Kasparow spielte – am 10. Dezember seinen vierten WM-Sieg in Folge und kassierte dafür 1,2 Millionen Euro (der Unterlegene wurde mit 800.000 Euro entschädigt). Geld, auf das Carlsen aber wohl nicht mehr angewiesen sein dürfte. Die von ihm mitbegründete Firma Play Magnus (betreibt unter anderem die Onlineakademie "Chessable", die Schachplattform "Chess24.com", sowie eine App, auf der man gegen einen Computer spielen kann, der die Spielweise des Großmeisters auf verschiedenen Stufen seiner Entwicklung nachahmt) ging 2020 in Oslo an die Börse.

 

"Toto, it's called a motor race. We want car racing."

Hamilton (vorne) gegen Verstappen
Showdown in Abu Dhabi: Hier war Hamilton noch vorne, kurze Zeit später überholte Verstappen im Red Bull
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Das antwortete Formel-1-Rennleiter Michael Masi Mercedes-Teamchef Toto Wolff im Grande Finale der Formel-1-Saison. Doch was war passiert? Die Königsklasse des Motorsports ging am 12. Dezember in Abu Dhabi in ihr letztes Rennen. Immer noch tobte ein Zweikampf um den Weltmeistertitel zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen, die punktgleich in dieses Rennen gingen (das gab es zuletzt 1974 zwischen Emerson Fittipaldi und Clay Regazzoni). Und nicht nur, dass die Titel-Entscheidung in diesem letzten Rennen fiel, nein, sie fiel auch noch in der allerletzten Runde. Denn nachdem Max Verstappen seine Pole Position am Start nicht nutzen konnte und Hamilton an ihm vorbeizog, sah es lange so aus, als kurvte der Brite problemlos und mit großem Vorsprung zu seinem achten WM-Titel (und hätte damit den alleinigen Rekord vor Michael Schuhmacher). Elf Sekunden war Hamilton zwischenzeitlich vorn, in der Formel 1 eine Ewigkeit. Doch dann fuhr der Kanadier Nicolas Latifi seinen Williams sechs Runden vor Schluss noch in die Mauer – Teile lagen herum, das Safety Car kam auf die Strecke.  Red Bull reagiere fix, rief Verstappen in dieser beruhigten Rennphase in die Box zum Reifenwechsel, während Hamilton – wohl im Glauben, man würde hinter dem Safety Car entspannt zum Titel cruisen – auf alten Reifen weiterfuhr. Und auch wenn das Safety Car doch vor Rennschluss rausfahren würde, wären immer noch vier überrundete Autos als kleiner Puffer hinter Hamilton. Die ließ Rennleiter Masi zuerst nämlich nicht am Safety Car vorbeiziehen. Dann aber doch. Der Puffer war also fort und Verstappen jetzt direkt hinter Hamilton. Kein Problem für Hamilton und Mercedes, Bernd Mayländer führte das Rennen schließlich noch in seinem Safety Car an. Doch dann, eine Runde vor dem Ende, entschied Masi doch, das Rennen noch einmal zu starten. Wolff monierte, doch Masi wies ihn darauf hin, dass man doch Autorennen fahre. Und so war es geschehen: Verstappen auf frischen Reifen ließ Hamilton, dessen Reifen 44 Runden auf dem Buckel hatten, keine Chance, überholte ihn und ist nun der erste niederländische Formel-1-Weltmeister.