Darts-WM

Elmar Paulke über Darts-WM: "Schindler und Clemens können Halbfinale erreichen"

Elmar Paulke ist eine der bekanntesten Stimmen des Dartsports im deutschen TV. Der DAZN-Kommentator spricht mit Sports Illustrated über die anstehende Darts-WM in London, seine Titelfavoriten und die Chancen der deutschen Spieler. 

Sport-Kommentator Elmar Paulke
Credit: Imago
 

Sports Illustrated: Am 15. Dezember startet die PDC Darts WM. Wie groß ist Ihre Vorfreude?

Elmar Paulke: Die Vorfreude wächst jeden Tag. Die WM ist das Ereignis im Darts-Kalender, auf das jeder hinfiebert. Ein absolutes Highlight. Ich starte am ersten Dezember nach sechs Jahren wieder mit der "Road to Ally Pally". Spätestens dann bin ich voll im WM-Fieber. 

Sports Illustrated: Wie sieht Ihre Vorbereitung aus?

Paulke: Ich bin das ganze Jahr über nah am Darts-Sport dran, verfolge das Geschehen sehr genau. Aber mit Beginn der „heißen Phase“, die für mich immer mit dem World Grand Prix im Oktober startet, schaut man natürlich noch genauer, welcher Spieler wie abschneidet, wo es Überraschungen gibt und wer einen guten Lauf hat. Zur konkreten Vorbereitung auf das Turnier schaue ich mir viele Statistiken an, die ich während der Übertragungen brauchen kann. Die muss ich parat haben. Denn in Darts-Übertragungen geht es darum, die richtigen Infos mit dem richtigen Timing zu liefern.

Sports Illustrated: Hand aufs Herz: Kennen Sie alle der 96 WM-Teilnehmer? 

Paulke: Natürlich sind mir die meisten Spieler ein Begriff. Allerdings gibt es immer wieder Teilnehmer, gerade wenn sie sich über die internationalen Qualifikationsturniere für die WM qualifizieren, die man nicht auf dem Zettel hat. 

Sports Illustrated: Mögen Sie solche exotischen Spieler? 

Paulke: Total. Früher war es noch öfter der Fall, dass Teilnehmer, gerade aus dem asiatischen Raum, zum ersten Mal bei der WM dabei waren und diese Bühne für sich nutzten. Es war spannend zu sehen, wie sehr sich auch die Wurfbewegungen oder das Verhalten auf der Bühne von den etablierten Spielern unterschieden haben. Mittlerweile fällt vor allem auf, dass jeder der sich für die WM qualifiziert, richtig gute Darts spielt. Der Standard bei den internationalen Qualifikationsturnieren ist extrem gestiegen. 

Sports Illustrated: Gibt es im Darts den Trend, dass die Spitze immer breiter wird? 

Paulke: Absolut. Wir haben ein Darts-Jahr mit vielen Überraschungen hinter uns. Viele Spieler, die man nicht als Top-Spieler auf dem Zettel hatte, konnten sehr gute Ergebnisse erzielen und sogar Major-Turniere gewinnen. Mittlerweile kann jeder der Top 50 problemlos einen 100er-Average (Drei-Pfeil-Punkteschnitt d.Red.) spielen und damit auch den Top-Spielern gefährlich werden. Deswegen ist es auch so schwer, jedes einzelne Turnier zu gewinnen. Es gibt nicht mehr die Dominanz eines Einzelnen, wie es in den Zeiten von Phil Taylor der Fall war. Dafür sind die Spieler in der Breite zu gut. 

Darts-Kommentator Elmar Paulke
Darts-Kommentator Elmar Paulke
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Sports Illustrated: Erwarten Sie auch bei der WM viele Überraschungen? 

Paulke: Eher nicht. Das liegt vor allem am Set-Modus, in dem gespielt wird. Auf den kann man sich als Spieler nicht richtig vorbereiten, das ist vor allem eine Sache der Erfahrung. Das ist nochmal etwas ganz Anderes, wie wenn man einfach versucht, so viele Legs wie möglich abzugreifen. Für den Set-Modus brauchst du Timing, Routine und eine große Portion Abgezocktheit. Deshalb glaube ich, dass viele der Topspieler damit besser zurechtkommen und auf dem Punkt da sind. 

Sports Illustrated: Welchen Spielern trauen Sie eine Überraschung bei der WM zu?

Paulke: Da habe ich mit Gian van Veen und Josh Rock zwei Namen im Kopf. Beide sind jung, haben aber schon einige Erfahrung auf großen Bühnen gesammelt. Unglaublich, was für ein Niveau die spielen können. Zudem haben sie keine Angst vor großen Namen. Denen traue ich zu, mit einem guten Lauf ins Viertel- oder Halbfinale zu kommen. 

Sports Illustrated: Wie sieht die WM-Vorbereitung der Spieler aus?

Paulke: Die Topspieler spielen viele Showmatches, sogenannte Exhibitions. Dabei spielen sie ohne großen Erfolgsdruck, bleiben aber im Wettkampf-Rhythmus. Aber auch die kommen nicht drum herum, ihr Trainingspensum zu erhöhen. Die Spieler stehen in der direkten WM-Vorbereitung sechs, sieben Stunden am Board und trainieren. Auch daran sieht man die Wichtigkeit des Turniers. 

Sports Illustrated: Was braucht man, um eine WM zu gewinnen?

Paulke: Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Zuerst braucht man eine gute Auslosung. Es gibt immer unangenehme Gegner, die ungesetzt sind, aber gegen die man zum Auftakt nicht spielen will. Dann braucht man eine gute erste Runde, um ein Gefühl für das Turnier zu kriegen und einen Lauf zu entwickeln, der einen durch die WM tragen kann. Auch eine große Portion Spielglück, sowie Routine und gute Nerven gehören dazu. 

Sports Illustrated: Was macht den Zauber der WM für Sie aus?

Paulke: Der Ally Pally ist etwas ganz Besonderes. Der traditionsreiche Austragungsort, die enge und laute Halle, die besondere Stimmung der Fans – ein tolles Gesamtpaket. Viele der Zuschauer haben über die Weihnachtstage frei und sind deshalb besonders gut gelaunt. Sie ziehen ihre Kostüme an und haben einfach Bock auf Darts, das merkt man an der tollen Atmosphäre. Zudem ist die riesige Bühne einzigartig und durch die Spieler merkt man den Zauber, den das Ally Pally entwickeln kann. 

Darts-Weltmeister Luke Humphries
Darts-Weltmeister Luke Humphries
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Auf dieser Bühne dürfen sich in diesem Jahr gleich sechs deutsche Spieler beweisen. Was trauen Sie Ihnen zu? 

Paulke: Grundsätzlich einiges. Gerade Martin Schindler und Gabriel Clemens können ein richtig gutes Niveau spielen. Sie haben sich auch in der Szene ein Standing erarbeitet, dass keiner gerne gegen sie spielen möchte. Ihnen traue ich es zu, das Viertel- oder Halbfinale zu erreichen. Auch Florian Hempel verbindet viele gute Erinnerungen mit dem Ally Pally, die Bühne liegt ihm. Ricardo Pietreczko hat vor keinem Spieler Angst und schert sich nicht darum, wie groß die Bühne oder wie stark der Gegner ist. Kai Gotthardt und Niko Springer hat kaum jemand auf dem Zettel, deshalb können sie ohne Druck aufspielen. Ich glaube, wir werden viel Spaß an den deutschen Startern haben.

Sports Illustrated: Wie weit ist das deutsche Darts von der Weltspitze entfernt?

Paulke: Zur Top-Fünf fehlt aktuell ein kleines Stück. Aber das Niveau wird in der Breite stetig besser. Zudem ist mittlerweile die Turnierstruktur für junge Spieler auf einem professionellen Level. Mit Schindler und Clemens gibt es gute Spieler, an denen sich die anderen Spieler orientieren können, um ebenfalls noch besser zu werden. Wir sind da auf einem guten Weg. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir in den nächsten zwei Jahren einen deutschen Top-Zehn-Spieler und in den nächsten fünf bis sieben Jahren einen deutschen Weltmeister haben werden. 

Sports Illustrated: Apropos Weltmeister: Wer sind Ihre Favoriten in diesem Jahr? 

Paulke: Natürlich sprechen gerade alle über Luke Littler. Ihn muss man definitiv auf dem Zettel haben. Wenn er seine besten Darts spielt, ist sein Level fast schon unheimlich. Und das mit 17 Jahren! Aber ich habe auch Luke Humphries auf dem Zettel. Er weiß jetzt, was es braucht, um Weltmeister zu werden und ist noch einmal reifer geworden. Auch Gary Anderson darf man nicht vergessen. Er ist für den Ally Pally gemacht, da er wie kaum ein anderer von seinem Timing lebt und deshalb diesen Set-Modus so gut beherrscht. 

Sports Illustrated: Was ist mit den einstigen Dominator Michael van Gerwen?

Paulke: Der hat aktuell ganz schön zu knabbern. Er spielt zwar nie schlecht, gewinnt aber Spiele nicht mehr so leicht wie früher. Andere Spieler haben keine Angst mehr vor ihm, er gilt jetzt als schlagbar. Das macht ihm, glaube ich, ganz schön zu schaffen. Er ist in den wichtigen Momenten nicht mehr so konsequent wie früher und hat ein wenig sein Timing verloren. Deshalb glaube ich nicht, dass es für ihn in diesem Jahr bis ins Halbfinale oder Finale geht, obwohl man ihn nie abschreiben darf. 

Darts-Profi Michael van Gerwen (Niederlande)
Darts-Profi Michael van Gerwen (Niederlande)
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Hat er das gleiche Problem wie Ex-Weltmeister Gerwyn Price?

Paulke: Das kann man nicht vergleichen. Price ist auf der Suche, wie er seine Emotionen richtig dosiert. Er war immer erfolgreich, wenn er seine Emotionen offen zur Schau gestellt hat. Allerdings hat er sich damit bei den Fans unbeliebt gemacht, die Pfiffe gegen ihn haben ihm schwer zu schaffen gemacht. Ich finde aber, dass seinem Spiel etwas fehlt, wenn er zu ruhig ist. Er hat kein gutes Jahr gespielt. Es würde mich überraschen, wenn er bei der WM weit kommt. 

Sports Illustrated: Welche Chancen hat Publikumsliebling Peter Wrigth?

Paulke: Auch er hat aktuell eine schwere Phase. Es fehlen die Erfolgserlebnisse. Er hat teilweise unerklärliche Matches, in denen er auch mal einen 75er-Average spielt. Ich kann ihn aktuell nicht richtig greifen. Grundsätzlich liegt ihm aber der Ally Pally. Er muss darauf hoffen, einen guten Lauf zu erwischen. 

Sports Illustrated: Wer wird Darts-Weltmeister?

Paulke: Schwierig. Ich glaube, dass Luke Humphries seinen Titel verteidigt.



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