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Muhammad Ali: So entstand 1965 das legendärste Sportfoto aller Zeiten

Vor knapp 60 Jahren schoss Sports Illustrated-Fotograf Neil Leifer ein Bild von Muhammad Ali – und schuf so das ikonischste Foto der Sporthistorie. Das ist die Geschichte hinter einer Aufnahme, die nur durch Zufall und einer Menge Glück entstehen konnte.

Moment für die Ewigkeit: Ali und Fotograf Neil Leifer
Credit: Neil Leifer

Eigentlich wollte Neil Leifer beim zweiten Teil der Saga Muhammad Ali gegen Sonny Liston, die am 25. Mai 1965 in Lewiston (Maine) stattfand, gar nicht auf diesem Platz am Ring sitzen. Der 22-Jährige war mit dem renommierten Kollegen Herb Scharfman von Sports Illustrated als Fotograf zum Rematch geschickt worden. 

Scharfman durfte sich seinen Sitz aussuchen, Leifer musste auf der Gegenseite Platz nehmen. Nach 105 Sekunden traf Ali Liston mit einem Wischer, der als "Phantom Punch" in die Geschichte eingehen sollte. Liston sackte zusammen und rollte auf den Rücken. Ali, in der Geste des Triumphes, stand über Liston und schrie ihn an: "Steh auf, du Penner."

"Phantom Punch“: Ali gegen Liston 1965
"Phantom Punch“: Ali gegen Liston 1965
Credit: Neil Leifer
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All dies spielte sich direkt vor Leifer ab, der in diesem Moment das ikonischste Bild der Sportgeschichte schoss. Er nutzte seine Rolleiflex-Kamera und Ektachrome-Film – anders als die anderen Fotografen setzte er auf zeitintensive Farbbild-Aufnahmen. "Es war die Nacht meines Lebens", sagt der heute 81-Jährige, "ich hatte Glück, Scharfman Pech. Er konnte nur Alis Hintern fotografieren." Scharfman ist der Fotograf mit der Glatze, der zwischen Alis Beinen zu sehen ist.

Muhammad Ali: Deswegen wurde das Bild erst später berühmt

Doch die Aufnahme schaffte es damals nicht auf das Cover von Sports Illustrated, es war das Bild auf der vierten Seite des Berichts. "Es hat etwa zehn Jahre gedauert, bis die Menschen in dem Foto etwas Besonderes sahen", sagt Leifer, der 2014 als erster Fotograf in die Ruhmeshalle des Boxens aufgenommen worden ist.

"Die Menschen wollten Ali so in Erinnerung behalten: auf der Höhe seines Könnens, seiner physischen Erscheinung. Es ist ein tolles Foto, aber nicht mein Lieblingsbild." Das ist die Vogelperspektiv-Aufnahme beim Fight von Ali gegen Cleveland Williams. "Es ist das einzige Bild von mir, das bei mir zu Hause hängt."

Mit dieser Aufnahme vom Fight Muhammad Ali gegen Cleveland Williams gelang Leifer ein weiteres legendäres Foto.
Mit dieser Aufnahme vom Fight Muhammad Ali gegen Cleveland Williams gelang Leifer ein weiteres legendäres Foto.
Credit: Neil Leifer
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1963 hatte Leifer, dessen Fotos seitdem etwa 150-mal das Cover von Sports Illustrated zierten, Clay das erste Mal fotografiert. Daraus entstand eine Freundschaft, die bis zu Alis Tod im Jahr 2016 andauerte. "

"Ali war ein wundervoller Mensch, der nicht einen Anflug von Boshaftigkeit in sich hatte. Dabei gab es zu seiner Anfangszeit kaum einen Reporter, der ihn mochte. Selbst mein Vater, der mich zum Boxen gebracht hatte, konnte Ali nicht ausstehen. Für ihn benahm sich ein Champion nicht wie Ali. Er war überzeugt, dass die alten Stars wie Joe Louis und Rocky Marciano dem großmäuligen Ali die Klappe gestopft hätten", sagt Leifer: "Für mich war Ali der interessanteste und charismatischste Mensch, den ich je getroffen habe."

Neil Leifer über Ali: "Hat mit Krankheit in Würde gelebt"

Ali, der 1964 noch Cassius Clay hieß, hatte Liston durch einen Abbruchsieg entthront. Nach dem Fight gab Ali seine Konvertierung zum Islam bekannt und legte seinen "Sklavennamen" ab. "Für Ali gab es nie eine Kamera, die er nicht geliebt hat. Wenn nur ein Mensch vor ihm stand, war das für ihn Publikum, das er unterhalten wollte. Mit ihm konnte man keine schlechten Geschichten oder Bilder machen. Er hat uns Reporter alle wie Helden aussehen lassen."

Auch nach Alis Karriereende 1981 arbeiteten die beiden zusammen und blieben Freunde. Ali, der an Parkinson erkrankt war, vertraute darauf, dass Leifer ihn nie zum Objekt degradieren würde. "Auch durch die Kamera hindurch hat es mir nie gefallen, anzusehen, wie Ali leidet, ihn sein Körper im Stich lässt. Aber Ali hat mit solcher Inbrunst allen klargemacht, dass er sich selber nicht im Mindesten bemitleidet. Wer bin ich, dass ich Ali bemitleide, wenn er es selber nicht tut? Er hat mit der Krankheit gelebt – in Würde. Ich denke, das Ali-Liston-Bild ist mein Vermächtnis.“"



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