Schwergewichts-Boxer Anthony Joshua: "Ich liebe den Schmerz im Ring"

- Boxer Anthony Joshua im Sports-Illustrated-Interview
- Anthony Joshua ist zweifacher Boxweltmeister im Schwergewicht
- Box-Star Joshua: "Ich glaube, ich kann nochmal Titel gewinnen"
Sports Illustrated: Was ist schwerer? Als Titelträger oder Herausforderer in den Ring zu steigen?
Anthony Joshua: Es ist immer schwer, egal auf welchem Niveau. Ob man das erste Mal oder das hundertste Mal in den Ring steigt: Das Gefühl ist immer dasselbe. Es ist hart. Aber ich habe Vertrauen in mich selbst, doch man darf nie übermäßig selbstsicher sein. Man muss hungrig bleiben und darf nicht zu bequem werden.
Sports Illustrated: Was ist als Boxer schwieriger zu trainieren, der Geist oder der Körper?
Joshua: Definitiv der Geist. Es gibt nicht viele Fitnessstudios für den Geist. Es liegt an dir, du musst es allein hinbekommen.

Sports Illustrated: Was tun Sie, wenn Sie in einer schlechten Phase stecken und selbst Disziplin nicht weiterhilft?
Joshua: Man muss sich daran erinnern, dass das Leben ein Geschenk ist. Wir dürfen es nicht als selbstverständlich ansehen. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen und etwas ändern, aber wir können in die Zukunft schauen und sagen: "Da will ich hin."
Sports Illustrated: Ist das auch Ihre Strategie, um sich von einer Niederlage zu erholen?
Joshua: Ja. Ich setze mich mit meinen Gefühlen auseinander und sage mir, dass es besser wird. Ich bin dadurch stärker geworden. Ich habe keine Kontrolle über die Vergangenheit, sie ist vorbei. Aber ich kann die Zukunft kontrollieren.

Sports Illustrated: Wie fühlt sich der Schmerz im Ring im Vergleich zum Schmerz außerhalb an?
Joshua: Ich liebe den Schmerz im Ring. Ich genieße ihn sehr. Ich möchte ihn wieder erleben. Der Schmerz außerhalb des Rings ist eher emotional. Im Ring fühlt es sich an, als würde dich jemand mit einem Baseballschläger schlagen. Außerhalb des Rings sind es deine Gefühle – der Schmerz ist emotionaler, mehr in deinem Kopf.
Sports Illustrated: Haben Sie noch Ziele, die Sie erreichen möchten? Und wann ist der perfekte Zeitpunkt zum Aufhören?
Joshua: Ich glaube, dass ich noch einmal einen Titel gewinnen kann. Es ist eine große Herausforderung, aber tief in meinem Herzen glaube ich daran, dass ich es schaffen kann. Was das Aufhören angeht: Als Kämpfer werde ich nie wirklich aufhören. Vielleicht muss ich darauf warten, dass meine Mutter, mein Vater oder mein Bruder mich dazu bringen.
Sports Illustrated: Sie sind seit zwölf Jahren Profiboxer. Was ist die wichtigste Lektion, die Sie während Ihrer Karriere gelernt haben?
Joshua: Es gibt viele Lektionen, aber eine davon ist: Wenn du anfängst, denkst du nie, dass du nach zwölf Jahren immer noch kämpfst. Als ich jünger war, habe ich andere herausgefordert, wollte gegen diesen und jenen kämpfen. Jetzt wollen alle gegen mich kämpfen. Jetzt bin ich der alte Mann im Ring. Sei also von Anfang an ein Löwe, sei von Tag eins an ein Killer. Diese Reputation bleibt dir während deiner gesamten Karriere.

Sports Illustrated: Wie hat es Sie beeinflusst, in England als Kind nigerianischer Eltern aufzuwachsen?
Joshua: Noch bevor das Internet aufkam, wusste ich, dass Menschen unterschiedlich sind. Ich sah verschiedene Kulturen, wusste, dass Menschen verschiedene Sprachen sprechen, andere Musik mögen, anderes Essen essen und unterschiedliche Religionen haben. Das hat meinen Geist geöffnet.
Sports Illustrated: Sie sind auch Unternehmer. Was können Sie aus dem Boxen für das Business lernen?
Joshua: Die Leute denken, dass es nur an mir liegt. Aber ich habe ein hervorragendes Team: einen Trainer, einen Physiotherapeuten, einen Ernährungsberater, einen Konditionstrainer, einen Fitnesscoach, einen Psychologen und Analysten. Im Geschäftsleben ist es dasselbe. Du brauchst einen großartigen Manager, Geschäftsführer, Analysten und Berater. Genau wie ich ein gutes Team im Ring habe, möchte ich ein starkes Team um mich herum aufbauen, wenn ich mit dem Boxen aufhöre. Boxen und die Unternehmenswelt funktionieren nach den gleichen Prinzipien.
Sports Illustrated: Sie sind Testimonial für den Duft "Titanium". Ein Boxer, der für Parfüm wirbt – das ist doch eher unüblich?
Joshua: Meine Fans waren davon auch überrascht, so etwas habe ich vorher noch nie gemacht. Aber es muss eben nicht immer das typische Box-Klischee sein: verschwitzt, roh und im Gym. Ich konnte hier eine andere, elegante und klassische Seite abseits des Rings von mir zeigen. Ich genieße dieses Ritual vor besonderen Anlässen: duschen, in einen Anzug schlüpfen und dann ein Parfüm auftragen. Das gibt mir Selbstbewusstsein.
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