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Big-Wave-Surfer Nic von Rupp: "Das ist wie in einer Waschmaschine"

Big-Wave-Surfer Nic von Rupp ist Portugiese mit deutsch-amerikanisch-schweizerischen Wurzeln. Er gehört zu den besten Surfern der Welt, welche die größten Wellen wie in Nazaré mutig bezwingen. Sports Illustrated hat mit dem 34-Jährigen gesprochen.

Big-Wave-Surfer Nic von Rupp
Credit: Tudor
 

Sports Illustrated: Ihr Vater ist Deutsch-Amerikaner, ihre Mutter Schweizerin und Ihr Geburtsort ist Portugal. Welcher Nationalität fühlen Sie sich am nähsten?

Nic von Rupp: Ich bin deutsch erzogen worden. Das spüre ich täglich. Ich habe deutsche Schulen besucht. Die deutsche Kultur ist in meinem Leben sehr präsent. Ich bin in Portugal geboren und aufgewachsen, also gibt es definitiv auch etwas Portugiesisches in mir. Aber auch die US-amerikanische Kultur sowie die Schweizer Kultur. Alles in allem fühle ich mich europäisch.

Sports Illustrated: Mit neun Jahren standen Sie zum ersten Mal auf dem Board. War damals schon abzusehen, dass Sie einer der besten Big-Wave-Surfer werden?

von Rupp: Für mich war Surfen immer Leidenschaft, die mich angetrieben hat. Alles, was ich getan habe, war immer von Leidenschaft geprägt. Ich habe nicht mit dem Surfen angefangen, weil ich einer der Besten der Welt sein wollte. Ich habe mit dem Surfen angefangen, um Spaß zu haben, weil ich den Sport liebe. Ich machte schnell Fortschritte, gewann Events, wurde von guten Sponsoren unterstützt und habe die Welt bereist. Es geht immer darum, verliebt zu sein in das, was man tut.

Sports Illustrated: Wann haben Sie angefangen, die großen Wellen zu reiten?

Von Rupp: Ich war 17 Jahre alt, als ich auf Hawaii die ersten Big Waves probiert habe. Wenn meine Saison vorbei war, bin ich nach Irland, Hawaii oder Nazeré gereist, um die großen Wellen zu surfen. Im Jahr 2004 kamen die ersten Surfer nach Nazeré, um diese Monsterwellen zu bezwingen. Viele Surfer schauten sich die Wellen an und drehten wieder um. Sie wollten nicht auf dieser riesigen Wellen reiten. 

Nic von Rupp
Nic von Rupp
Credit: Tudor
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Sports Illustrated: Leben Sie in Nazaré

Von Rupp: Ich lebe in der Nähe von Lissabon, etwa eine Stunde von Nazeré entfernt. Aber ich fühle mich in Nazeré zu Hause. Ich bin Portugiese. Ich surfe portugiesisch. Wenn es mich packt, nehme ich mein Surfbrett und fahre nach Nazeré. 

Sports Illustrated: Was bedeutet Ihnen das Element Wasser? 

von Rupp: Der Ozean ist alles. Er ist mein zweites Zuhause. Es hat mir so viele Freude im Leben beschert. Die Verbindung von Mensch und Natur ist fantastisch. Wenn man es philosophisch betrachtet, dann reiten wir auf Wellen, die mitten im Atlantischen Ozean entstehen und sich über Tausende von Kilometern ausbreiten. Wir dürfen das letzte Stück dieses Ausdrucks der Natur surfen. Für mich gibt es nichts Vergleichbares. Darum ist die Energie des Surfens so besonders. Das Wasser gibt einem jede Menge Adrenalin. Manche haben Angst. Man balanciert ständig zwischen Adrenalin, Angst, Selbstvertrauen und Selbstzweifeln. Das ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Das Surfen entführt einen in eine andere Dimension. Das ist es, was das Big-Wave-Surfen so besonders macht. Das Gefühl ist einfach unglaublich. 

Sports Illustrated: Welche Eigenschaften muss ein Big-Wave-Surfer mitbringen, um die größten Wellen der Welt zu reiten?

von Rupp: Ich bereite mich als Surfer aufs Überleben vor. Ich will der am besten vorbereitete Surfer da draußen sein, weil mein Leben von meinen körperlichen Fähigkeiten abhängt, wenn etwas schief geht. Dafür trainiere ich hart. Meine Beine, meine Ausdauer und meinen Sauerstoff-Maximalwert. Es ist ein brutaler Sport. Es ist sehr schwer, die riesige Kraft dieser Wellen zu beschreiben. Das sind viele Tonnen Wasser, die einen nach unten drücken. Das ist wie in einer Waschmaschine. Es fühlt sich an, als würde man gleichzeitig von Mike Tyson geschlagen werden. Es bringt dich hoch. Es bringt dich runter. Es zerreißt dich. Dieses Gefühl kennen nur Big-Wave-Surfer. 

Nic von Rupp
Nic von Rupp
Credit: Tudor
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Sports Illustrated: Welche der großen Wellen Nazaré, Maverick oder Jaws ist am gefährlichsten?

von Rupp: Nazaré ist die extremste Welle. Es ist die größte Welle, die mit den Steinen am Untergrund das größte Risiko birgt. Es gibt viele Faktoren, die gefährlich sind. Aber jede Welle ist anders. Man kann die alleinige Größe nicht mit Maverick oder Jaws vergleichen, Das sind verschiedene Dimension. Es ist so, als würde man auf einem Pferd oder einem Stier reiten. Einem verrückten Pferd oder einem verrückten Bulle. Nazaré ist auf jeden Fall der verrückte Bulle. 

Sports Illustrated: Wie hoch war die höchste Welle, die Sie gesurft sind?

von Rupp: Meine höchsten Wellen waren zwischen 25 und 26 Metern. Wir sind alle auf der Suche nach der 30-Meter-Welle, die es offiziell zu reiten gilt. Es geht darum, zur richtigen Zeit am richtigen Ort und auf der richtigen Welle zu sein. Es gibt hunderte oder tausende Wellen, die 25 bis 26 Meter hoch sind. Und dann gibt es eine Welle, die größer ist als alle anderen. Ich hatte das große Glück, letztes Jahr eine der größten Welle des Jahres reiten zu dürfen. 

Sports Illustrated: Hatten Sie schon einmal Angst um Ihr Leben?

von Rupp: Wenn man große Wellen reitet, ist man voll im Moment. Man ist konzentriert und hat keine Angst. Man schaut, dass man auf der anderen Seite wieder rauskommt. Aber das hängt von Person zu Person ab. Manche haben Angst und manche können es besser ertragen. Ich hatte nie Angst, dass ich sterben würde. Aber ich hatte Angst um meine Freunde. Ich habe Freunde von mir gesehen, die keinen Puls mehr hatten. Das ist die wahre Angst. Wenn etwas Gefährliches vor deinen Augen passiert und du eingreifen musst, um das Leben deines Kumpels zu retten. Das ist das Schlimmste. 

Sports Illustrated: Welche Rolle spielt das Material? Braucht man bei den Big Waves besondere Surfbretter?

von Rupp: Die Technologie, die in den letzten zehn Jahren beim Big-Wave-Surfen Einzug gehalten hat, ist unglaublich. Das Material, mit dem man auf den Brettern surft, das Gewicht und die Rettungswesten. Im Jahr 2010 starben so viele Menschen, dass wir alle gesagt haben: Es reicht. Wir wollten Technologie in diesem Sport einsetzen, um Menschenleben zu retten. Wir wollten nicht, dass ein Vater nicht zu seinen Kindern zurück nach Hause kommt. Damals ging es Mensch gegen Natur. Da war keine Technologie dazwischen. In den vergangenen Jahren haben die Wave Runners mit Yamaha neue Jet-Skis entwickelt, die viel mächtiger sind als vorher. 

Nic von Rupp
Nic von Rupp
Credit: Tudor
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Sports Illustrated: Aus welchem Material bestehen die Bretter? 

von Rupp: Wir versuchen uns ständig weiterzuentwickeln. Wir haben Surfbretter aus Holz, die von Natur aus schwer sind. Mit Epoxidharz. Die Leute verwenden PVC-Stringer. Manche Leute verwenden Holzstringer und Carbon auf der Rückseite. Wir verwenden Kevlar. Ich mag das Kevlar und Carbon. Diese Boards wiegen je nach Länge zwischen drei und elf Kilogramm. Es ist eine Wissenschaft für sich. 

Sports Illustrated: Sie sind Tudor-Repräsentant. Was macht diese Marke so einzigartig?

von Rupp: Ich bin Tudor-Botschafter und Tudor-Fan. Die Art und Weise, wie wir zusammenpassen, ist unglaublich. Da spielen auch die Schweizer Wurzeln von mir und Tudor eine Rolle. In meinem Leben geht es darum, mich ständig zu trauen. Ich stelle mich meinen Ängsten und gehe meinen Weg immer weiter. Mut ist seit 20 Jahren Teil meines Lebens. Ich liebe das Engagement von Tudor beim Big-Wave-Surfen und wie die Marke dabei hilft, unseren Sport voranzutreiben. Die Partnerschaft ist perfekt.

Sports Illustrated: In München eröffnet die Surftown. Auf was können sich die Freizeit-Surfer freuen?

von Rupp: Ich bin als deutscher Surfer mit der deutschen Flagge um die Welt gereist, bis nach Tahiti. Ich habe Deutschland vertreten. Früher nannte man mich den einzigen Deutschen, da ich einer der wenigen Surfer mit deutschen Wurzeln war. Es gibt so viele Enthusiasten hier in Deutschland, die um die ganze Welt reisen mussten, um Surfen zu lernen. Jetzt gibt es eine Welle in München, die wirklich revolutionär ist. Dort können all diese Menschen täglich üben. Das ist ein sehr wichtiger Moment für diesen Sport. Es bringt das Surfen in die Großstädte. Das Interesse am Surfen wächst. Dadurch kann man in Deutschland eine neue Surfgeneration aufbauen. 

Sports Illustrated: Sind Sie in München schon mal auf der Eisbergwelle geritten?

von Rupp: Immer, wenn ich zum Oktoberfest nach München gekommen bin, bin ich eine Runde auf der Eisbachwelle surfen gegangen. Diese Welle mitten in der Stadt ist beeindruckend. Genauso wie die vielen Surfer, die das ganze Jahr auf der Eisbachwelle surfen.
 



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