Fußball

Weiter FC Bayern oder Karriereende? Das rät Joachim Löw Thomas Müller

Thomas Müller ist mal wieder in aller Mund. Bei der Premiere seiner Doku „Thomas Müller – Einer wie Keiner“, war seine Zukunft beim FC Bayern das Thema schlechthin. Auch Weltmeister-Trainer Jogi Löw verriet im Gespräch mit Sports Illustrated spannende Details. 

Ex-Bundestrainer Joachim Löw mit Thomas Müller
Credit: Getty Images
 

Gut gelaunt schlenderte Ex-Bundestrainer Joachim Löw am gestrigen Dienstag über den roten Teppich, der bei der Premiere der neuen Thomas-Müller-Doku allerdings im satten Grün eines Fußballrasens leuchtete, im Münchner Arri-Kino. Dem Weltmeister-Coach von 2014 war es ein besonderes Anliegen, über seinen ehemaligen Schützling zu sprechen – und ihm einen Rat für seine Zukunft zu geben. Sports Illustrated hat mit ihm gesprochen. 

Sports Illustrated: Was zeichnet Thomas Müller aus?

Joachim Löw: Zum einen ist er ein äußerst sympathischer und bodenständiger Typ. Trotz aller Erfolge, Titel und des Ruhms ist er immer empathisch, authentisch und ehrlich geblieben. Das ist der Mensch Thomas Müller. Als Fußballer lässt er sich in keine Schublade stecken. Er macht Dinge, die nicht vorhersehbar sind. Man kann ihn nicht berechnen, er fühlt Spielsituationen mit seinem Instinkt. Genau das macht ihn für jede Mannschaft und jeden Trainer extrem wertvoll, weil er Spiele entscheiden kann und Dinge tut, die sonst niemand beherrscht. 

Sports Illustrated: Gibt es eine Eigenschaft, die Sie an ihm nervig finden? 

Löw: Ja, manchmal redet er in der Kabine einfach zu viel. Man muss ihm dann schon mal sagen: „Thomas, es ist jetzt Halbzeit, es ist kurz vor dem Spiel.“ Da gab es Situationen, über die ich mich etwas aufgeregt habe – auch während des Spiels. Er passt in keine taktische Schablone. Wenn man als Trainer eine klare Anweisung gibt und ein Spieler macht genau das Gegenteil, dann ärgert man sich erst mal. Aber genau das war auch seine große Stärke. Mit der Zeit habe ich gelernt, es zu akzeptieren. 

Sports Illustrated: Wie schwierig ist das für einen Trainer? 

Löw: Er bringt eine besondere Note ins Spiel, schreibt auf dem Platz seine eigene Geschichte. Man kann ihn nicht richtig greifen oder vorhersagen. Das kann für einen Trainer manchmal eine Schwäche sein, weil er taktische Anweisungen nicht immer zu 100 % befolgt. Aber genau das macht ihn so besonders. Er ist wie ein Joker auf dem Platz, der Dinge tut, die keiner kann. Und das ist eben Thomas Müller. 

Thomas Müller feiert mit den Fans nach seinem Rekordspiel
Credit: Getty Images
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Sports Illustrated: Gibt es eine besondere Anekdote aus Ihrer gemeinsamen Zeit? 

Ja, da gibt es viele. Einmal hat er mir einen Brief geschrieben, nach dem ersten Spiel der WM 2014 gegen Portugal. Wir hatten 4:0 gewonnen, die Mannschaft hat gefeiert. Am nächsten Morgen fand ich einen Zettel unter meiner Tür in Campo Bahia. Darauf stand: 
„Lieber Trainer, ich bitte um Erlaubnis, heute Nachmittag nach dem Training Golf zu spielen und ins Meer zu gehen. PS: Ich habe ja drei Tore gemacht.“ 
Am Ende konnte ich ihm natürlich keinen Wunsch abschlagen. 

Sports Illustrated: In der Doku spricht Thomas Müller auch über die Schattenseiten des Promi-Daseins und was das für eine Ehe bedeutet. Sie kennen das selbst – können Sie das nachempfinden? 

Löw: Ja, grundsätzlich ist das Leben im Rampenlicht eine Herausforderung. Wenn man so bekannt ist wie Thomas Müller, bringt das Vor- und Nachteile mit sich. Man muss lernen, mit der Öffentlichkeit umzugehen und trotzdem sein Privatleben zu schützen.

Sports Illustrated: Sie sollen ihm geraten haben, nochmal bei Bayern zu verlängern. 

Löw: Ich habe es ihm nicht direkt geraten, aber ich habe gesagt, dass ich es tun würde. Ich bin mir fast sicher, dass er bei Bayern bleibt. Er fühlt sich hier wohl, seine Familie ist hier, er ist dem Verein gegenüber loyal und hat fast seine gesamte Karriere hier verbracht. Ich hoffe es natürlich auch für die Fans in Deutschland. 

Sports Illustrated: Wissen Sie, was seine Pläne nach der Karriere sind? 

Löw: Nicht genau. Ich glaube, jeder Fußballfan würde sich freuen, wenn er weitermacht. Auch wenn er nicht immer über 90 Minuten spielt, kann er einer Mannschaft wahnsinnig viel geben – mit seiner Energie, seiner Erfahrung und seiner Fähigkeit, alle mitzureißen. Aber wann der richtige Zeitpunkt zum Aufhören ist, muss er selbst entscheiden. 

Sports Illustrated: Wäre er ein guter Trainer? 

Das weiß ich nicht. Ich glaube, das kann er selbst noch nicht genau beantworten. Nach der Karriere muss man in sich hineinhorchen. Vielleicht nimmt er sich erst mal ein paar Monate Auszeit. Aber ich würde mich freuen, wenn er dem Fußball erhalten bleibt. 



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