Fußball

Oliver Kahn über bitteres Champions-League-Aus: "Könnte die Wände hochgehen"

Bayern-Boss Oliver Kahn spricht im Interview mit dem Vereinsmagazin "51" über die aktuelle Saison, Trainer Julian Nagelsmann und den Frust über das Champions-League-Aus. Wenn er an das mögliche Halbfinal-Duell mit Liverpool denkt, könnte er "die Wände hochgehen".

Bayern-Boss Oliver Kahn
Credit: Imago
  • Oliver Kahn: "Zehnter Titel in Folge hat etwas Monumentales"
  • Kahn lobt Julian Nagelsmann: "Er tut FC Bayern sehr gut"
  • "Nachlassen, lockerlassen - das gibt es beim FC Bayern nicht"

Oliver Kahn zieht kurz vorm Ende der Saison sein Fazit. "Der zehnte Titel in Folge des FC Bayern hat etwas Monumentales. Zehn Mal in Folge Meister zu werden, als erstes Team in den fünf besten europäischen Ligen - so etwas schafft man nur mit einer ganz außergewöhnlichen Spielergeneration", erklärt Kahn und fügt hinzu: "Dreimal hintereinander Meister zu werden, war zu meiner aktiven Zeit an der Grenze unserer Vorstellungskraft."

Besonders frustriert ist Kahn aber immer noch über das Viertelfinal-Aus in der Champions League. "Es ärgert mich noch heute. Wenn ich beim Halbfinale der Champions League auf der Couch vor dem Fernseher sitze und mir denke: Ich könnte jetzt auch gegen Liverpool spielen, könnte ich die Wände hochgehen", so Kahn.

Oliver Kahn: "Julian ist unglaublich ehrgeizig und nachdenklich"

"Genauso ist es, wenn man das Pokalfinale schaut. Aber so etwas arbeitet auch in den Köpfen unserer Spieler. Das wird sie anstacheln. Und eines ist klar: Da draußen werden nächste Saison wieder alle alles versuchen, um uns vom Erfolg abzuhalten. Aber unsere Mannschaft hat es schon dieses Jahr erneut nicht zugelassen, dass man sie von der Bundesligaspitze verdrängt. Alles, was uns entgegenschlägt, macht den FC Bayern am Ende nur noch stärker."

Zwar hat Trainer Julian Nagelsmann in dieser Saison nur einen Titel mit der Meisterschaft geholt, aber Kahn ist trotzdem zufrieden. "Julian tut uns mit seiner frischen, dynamischen Art sehr gut - und ich war noch nie ein Freund davon, Menschen verändern zu wollen. Dass er mit seinen lässigen Sprüchen auch mal missverstanden werden kann, gehört zu ihm", meint Kahn.

"Ich bevorzuge so einen Typen gegenüber jemanden, der seine Meinung nicht sagt. Julian ist unglaublich ehrgeizig und enorm nachdenklich. Ohne seine außergewöhnlichen Fähigkeiten wäre er heute nicht dort, wo er ist. Er wird diese Saison für sich analysieren und dann machen, was er seit Jahren macht: sich Stück für Stück weiterentwickeln. Mit 34 Jahren hat er schon ein sehr hohes Niveau erreicht."

Kahn: "Ersten zwei Jahre waren heftig, ein Stahlbad"

Für Kahn selber war seine ersten beiden Jahre als Führungskraft beim Rekordmeister keine leichte Zeit. Der 52-Jährige gehört seit Januar 2020 dem Vorstand des FC Bayern München an. Im Sommer 2021 übernahm er den Posten des Vorstandsvorsitzenden von Karl-Heinz Rummenigge.

"Diese ersten zwei Jahre hier für mich waren heftig, ein ziemliches Stahlbad. Aber wie sagte der frühere Trainer Otto Rehhagel einmal? ‚Wer beim FC Bayern einen Vertrag unterschrieben hat, muss wissen, was er getan hat.' Das gilt offensichtlich für alle Zeiten - und nicht nur für Spieler, sondern beispielsweise auch für einen Vorstandsvorsitzende", erklärt Kahn. 

Aber Kahn vertraut dem Bayern-Gen trotz der schweren Zeit während der Covid-19-Pandemie und den finanziell übermächtigen Gegner aus der Premier League. "Der FC Bayern hat in den vergangenen Jahrzehnten immer das Beste aus jeder Situation gemacht. Natürlich spielen auch die finanziellen Möglichkeiten eine Rolle, aber wir sehen im internationalen Spitzenfußball immer wieder, dass man mit Geld allein keine Titel kaufen kann."

Oliver Kahn: "Kein Gefühl der Zufriedenheit"

"Beim FC Bayern hat sich eine Kultur entwickelt, die von Spielergeneration zu Spielergeneration weitergegeben wird. Das macht uns stark. Jeder Verein muss seinen Weg finden", so Kahn. "Nachlassen, lockerlassen - das gibt es beim FC Bayern nicht. Hier hinterfragen sich die Leute ständig."

"Und das mit einer Konsequenz, die ich sonst nirgendwo erlebt habe. Auch wenn man gewinnt oder einen Titel holt, denken sie ständig nach über den nächsten Schritt. Dieser Verein ist immer in Bewegung. Das Gefühl der Zufriedenheit hat nie Zeit, sich so auszubreiten, dass es zur Selbstgefälligkeit werden könnte. Dieses ständige Ringen um die besten Lösungen hier ist ein Erfolgsrezept des FC Bayern."

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