Auftaktspiele bei Heimturnieren: Breitner, Brehme, Lahm
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AFP, SID, VALERY HACHE
AFP, SID, VALERY HACHE
14. Juni 1974, Deutschland - Chile 1:0 (1:0) in Berlin
Das Eröffnungsspiel ist dem Titelverteidiger vorbehalten, Brasilien trennt sich tags zuvor im verregneten Frankfurt 0:0 von Jugoslawien. Dem tristen Auftakt-Kick geht eine fast genauso lange, nicht weniger zähe Feier voraus. Und auch beim ersten Spiel der DFB-Auswahl wird es nicht besser.
Neun Monate nach dem Militär-Putsch in Chile hat die Begegnung eine starke politische Note, zwei Tage vor dem Spiel gibt es einen Sprengstoffanschlag auf das chilenische Generalkonsulat in West-Berlin, die Elf aus Südamerika trainiert hinter Stacheldraht, bewacht von 250 Polizisten. Im Stadion skandieren Aktivisten "Chile si, junta no", auf Spruchbändern steht "Tod den Faschisten". Kurz vor der Pause gelangen einige Protestler auf den Rasen, der Stadionsprecher mahnt das Publikum: "Lassen Sie sich nicht von jenen provozieren, die nicht wegen des Fußballspiels ins Stadion gekommen sind!"
Die "wahren" Fans pfeifen Wolfgang Overath aus, den Bundestrainer Helmut Schön dem beliebten Günter Netzer vorgezogen hatte. Die Führung durch einen Sonntagsschuss von Paul Breitner (18.) hellt die Stimmung nur kurz auf. Die DFB-Elf hat Probleme mit den hohen Temperaturen und dem beinharten Gegner, Carlos Caszely sieht nach einem Foul an Berti Vogts die erste Rote Karte der WM-Historie. "Auch wir haben uns das Spiel anders vorgestellt", stöhnt Schön.