Lena Oberdorf: "Frauen-Fußball ist auf einem gutem Weg"
- Olympische Spiele 2024: Lena Oberdorf und Britta Carlson im DFB-Fokus
- Carlson: "Ich habe meine Bronze-Medaille von damals weggeschmissen"
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Wo steht der deutsche Frauen-Fußball im Olympia-Jahr? Für diese Frage könnte das Turnier in Paris zum Gradmesser werden. Das Team hat ein Auf und Ab hinter sich: Auf die grandiose EM 2022 mitsamt Finaleinzug und Frauen-Fußball-Hype folgte die enttäuschende WM 2023 inklusive Vorrundenaus und Verzweiflungsstimmung.
"Ich glaube, generell in Deutschland sind wir gerade auf einem guten Weg, dass der Frauenfußball noch populärer wird", sagte Lena Oberdorf vor wenigen Wochen gegenüber Sports Illustrated zur aktuellen Lage.
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Mit gerade einmal 22 Jahren ist die Mittelfeldspielerin Zukunft und Gegenwart des deutschen Frauen-Fußballs. In der Zentrale ist sie als Anker gesetzt, sowohl als aufbaustarke Architektin mit Ball als auch als zweikampfstarke Zerstörerin ohne. Oberdorf bringt Stabilität und Balance, ihre besondere Präsenz und Robustheit sind im Weltfußball einmalig. Umso schwerer wiegt ihr Olympia-Aus. Im letzten Länderspiel vor Paris verletzte sich Oberdorf am Knie, die Olympischen Spiele für sie vorzeitig gelaufen.

Schon mit 17 debütierte sie für die Nationalmannschaft, spielte bereits zwei Weltmeisterschaften und eine EM. Eine Olympia-Teilnahme bleibt ihr jedoch weiterhin verwehrt. "Klar fahren wir da hin, um auch eine Medaille zu holen, und am besten sollte das Gold sein", sagte die Mittelfeldspielerin noch vor ihrer Verletzung – und räumt ein, dass die Qualifikation für Olympia eine "Achterbahnfahrt“ war.
Lena Oberdorf über Horst Hrubesch: "Ehrlicher und direkter Mensch"
Als Teilnehmer im Final-Four-Turnier der Nations League im vergangenen Februar verlor die Nationalelf das Halbfinale 1:2 gegen Frankreich. Im Spiel um Platz 3 wurde mit einem 2:0 gegen die Niederlande das Ticket für Olympia dann doch noch gelöst. Erleichterung für eine deutsche Mannschaft, die nach dem WM- Frust und dem viel diskutierten Aus von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg an Selbstvertrauen verloren hatte, sich zuletzt unter Interimstrainer Horst Hrubesch aber wieder stabilisierte.
"Horst ist ein ehrlicher und direkter Mensch, und ich glaube, das schätzen wir alle sehr an ihm", sagt Oberdorf über den früheren Stürmer, der im Oktober 2023 eingesprungen war und nach den Olympischen Spielen von Christian Wück beerbt wird. "Er investiert sehr viel in Kommunikation, und das tut dem Team einfach extrem gut."
Wie sehr seine Kommunikation helfen kann, weiß auch Britta Carlson. Seit 2018 ist die Norddeutsche Co-Trainerin der Nationalmannschaft, zuvor war sie in gleicher Rolle zehn Jahre lang beim VfL Wolfsburg. Selbst spielte sie wie einst Hrubesch unter anderem beim Hamburger SV. Dabei stand ihre Karriere früh vor dem Aus. Mit 16 Jahren erleidet sie einen Knorpelschaden im Knie, macht Schluss mit Fußball, beginnt Volleyball zu spielen – und wird Landesmeisterin. Gestärkt vom Erfolg und mit mehr Vertrauen in das eigene Knie kehrt sie zum Fußball zurück und wird mit 26 Jahren Nationalspielerin.

"Ich war schon immer verbissen. Ich wollte immer gewinnen. Neins habe ich nicht akzeptiert. Das hat man mir schon an- gesehen", sagt Carlson und erinnert sich deshalb an einen Rat, den ihr Hrubesch bereits 2018 gab: "Du lächelst zu wenig." Carlson beherzigt den Hinweis der HSV-Legende, beide kennen sich bereits seit 15 Jahren. "Ich lächle tatsächlich mehr, ohne Authentizität zu verlieren. Ich arbeite genauso akribisch wie immer, aber strahle mehr Gelassenheit aus."
Britta Carlson: "Ich habe meine Medaille von damals weggeschmissen"
Die angesprochene Arbeit findet dabei häufig in Hrubeschs Küche statt. Zusammen mit Co-Trainer Thomas Nörenberg sitzen Carlson und Hrubesch meist in einer Sitzecke im Hause Hrubesch und beratschlagen sich. Das abschließende Projekt des Trainerteams, die Olympischen Spiele, ist vor allem für Carlson persönlich reizvoll. "Ich liebe Olympia. Ich habe mir als Kind den Medaillenspiegel selbst gemalt und gebastelt und täglich aktualisiert. Olympia ist das Größte."
In ihrer Spielerkarriere blieb ihr dieses Erlebnis aber verwehrt. Im März 2004 gab sie ihr Debüt für die Nationalmannschaft, wurde wenig später als 19. Spielerin für die Spiele 2004 in Athen nominiert. 18 dürfen mitfahren, Carlson ist auf Abruf. Niemand verletzt sich, Carlson bleibt daheim, Deutschland gewinnt Bronze. Die Regeln besagen: Auch Abruf-Spielerinnen haben das Recht auf eine Medaille. Die wird Carlson per Post zugeschickt.
"Ich habe sie weggeschmissen. Ich habe nicht an Olympia teilgenommen, also habe ich auch keine Medaille verdient. Ich habe nichts zu dieser Medaille beigetragen." Das soll dieses Mal anders laufen.
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