Fußball

Kevin Trapp: "Nationalmannschaft ist mein Traum und wird es immer bleiben"

Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt ist einer der besten Torhüter in Deutschland. Im Interview mit Sports Illustrated spricht der 31-Jährige über die bisherige Saison, seine künftigen Ziele und die Chancen der Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 2022 in Katar.

Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt)
Credit: Imago

Sports Illustrated: Wie beurteilen Sie die bisherige Saison von Eintracht Frankfurt?

Kevin Trapp: Die Saison ist eine typische Eintracht-Saison. Es waren viele Spiele dabei, die aufreibend waren und schon viele Nerven gekostet haben (lacht). Aber das ist auch, was Eintracht Frankfurt ausmacht. Zu Beginn der Rückrunde haben die Resultate gefehlt. Jetzt haben wir drei Spiele in Folge gewonnen gegen Hertha BSC, Sevilla und Bochum. Da steigt das Selbstvertrauen natürlich automatisch.

Sports Illustrated: Wie realistisch ist ein Tabellenplatz, um in der nächsten Saison am internationalen Wettbewerb teilzunehmen?

Trapp: Es ist nicht leicht, denn viele Mannschaften kämpfen in der Bundesliga um die internationalen Plätze. Aber das macht die ganze Sache spannend. Der FC Bayern an der Tabellenspitze ist das Nonplusultra. Alle anderen Plätze dahinter sind stark umkämpft. Wir versuchen immer das Maximum zu erreichen, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Wir haben gegen Betis Sevilla die Chance, ins Viertelfinale der Europa League einzuziehen. Wir wollen die Fans wieder begeistern. Wie wir es vor drei Jahren getan haben, als wir ins Halbfinale eingezogen sind. Eintracht Frankfurt hat eine junge Mannschaft, die viel Potenzial besitzt.

Sports Illustrated: Fredi Bobic war fünf Jahre Sportchef in Frankfurt. Verfolgen Sie, was bei Hertha BSC in Berlin unter Bobic passiert?

Trapp: Wir haben ja kürzlich in Berlin gespielt. Wir schreiben uns manchmal und haben ab und zu Kontakt. ‚Wie geht’s? Wie sieht’s aus?‘ Ich bekomme die Situation bei Hertha BSC natürlich mit. Das ist für Fredi und ganz Berlin eine schwierige Phase. Das ist nicht das, was der Verein von sich selbst erwartet. Jetzt hat Hertha BSC mit Felix Magath wieder einen neuen Trainer geholt, der schon viel erlebt hat. Wenn man die Mannschaft sieht, hat sie das Potenzial in der Bundesliga zu bleiben. Aber da kommen noch viele andere Faktoren dazu.

Sports Illustrated: Zu Beginn Ihrer Karriere haben Sie beim 1. FC Kaiserlautern gespielt, die gute Chancen auf eine Rückkehr in die 2. Bundesliga haben. Drücken Sie die Daumen?

Trapp: Im Moment steht der 1. FC Kaiserslautern sehr gut in der Tabelle. Das ist natürlich toll. Ich habe sehr lange da gespielt und war seit meiner Jugend dort. In Kaiserslautern habe ich meine ersten Profispiele bestritten. Kaiserslautern ist ein Verein, der mindestens in die 2. Bundesliga gehört. Ich denke, dass sich alle Fans in der Region darüber freuen, wenn der Verein wieder aufsteigt. Wenn man sieht, wer momentan in der 2. Liga spielt, dann sind das viele tolle Vereine. Deshalb wäre es schön, wenn der 1. FC Kaiserslautern dabei wäre.

Sports Illustrated: Ihr Vertrag bei Eintracht Frankfurt läuft bis 2024. Werden Sie Ihre Karriere irgendwann in Frankfurt beenden?

Trapp: Vor meiner Zeit in Frankfurt habe ich von 2015 bis 2019 bei Paris Saint-Germain gespielt. Diese Zeit hat mir sehr viel gebracht. Ich habe bei PSG eine Menge gelernt, was die Erfahrungen im Ausland und die internationalen Spiele betrifft. Als ich 2019 bei Eintracht Frankfurt einen Fünfjahresvertrag unterschrieben habe, habe ich das auch getan, weil ich mich in Frankfurt unheimlich wohl fühle. Frankfurt ist meine Wahlheimat geworden. Ich habe hier noch zwei Jahre Vertrag. Was danach passiert, kann ich jetzt noch nicht sagen.

Sports Illustrated: Vor drei Jahren haben Sie kurz unter Thomas Tuchel bei PSG gespielt und ihn kennengelernt. Ist er einer der besten Trainer der Welt?

Trapp: Ich habe mit ihm bei Paris Saint-Germain leider nur vier Wochen zusammengearbeitet. Aber in diesen vier Wochen hat die Arbeit mit ihm unheimlich viel Spaß gemacht. Thomas Tuchel ist ein sehr ehrgeiziger Trainer. Er hat einen genauen Plan und weiß, was er will. Mit PSG ist er 2019/20 ins Champions-League-Finale eingezogen, das er knapp gegen Bayern verloren hat. Ein halbes Jahr später ist er zum FC Chelsea gegangen und hat 2021 die Champions League sowie die Klub-WM gewonnen. Für mich ist er einer der besten Trainer, die es gibt.

Sports Illustrated: Paris Saint-Germain ist in der Champions League ausgeschieden. Warum klappt es nicht mit dem Titel, obwohl PSG die besten Spieler der Welt hat?

Trapp: Ich bin nicht mehr so nah an der Mannschaft dran. Aber wenn man die Qualität der Spieler sieht, ist das Ausscheiden natürlich bitter. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass Real Madrid die Champions League bereits 13-mal gewonnen hat und somit in solchen Spielen viel Erfahrung besitzt. Natürlich hat Paris eine klasse Mannschaft, aber manchmal gibt es Dinge, die man nicht erklären kann. Im nächsten Jahr wird PSG aber natürlich wieder versuchen, den Titel zu gewinnen.

Sports Illustrated: Zinedine Zidane ist als Nachfolger von Mauricio Pochettino im Gespräch. Passt Zidane zu PSG?

Trapp: Zinedine Zidane ist Franzose. Als Spieler war Zidane unfassbar erfolgreich, war jemand, der viel geleistet hat. Allein schon sein Name flößt einen gewissen Respekt ein. Zidane hat mit Real Madrid drei Mal hintereinander die Champions League gewonnen, was zuvor noch keinem anderen Trainer gelungen ist. Ob er der richtige Trainer für PSG wäre, würde man dann sehen. Aber sicherlich ist Zidane ein Coach, der einiges vorzuweisen hat.

Sports Illustrated: Sie gehören zu den besten Torhütern in Deutschland und haben fünf Länderspiele gemacht. Kommen noch welche hinzu?

Trapp: Das ist mein Ziel und daran arbeite ich jeden Tag hart. Jeder weiß, dass ich die Ambitionen habe, mich über den Verein für die Nationalmannschaft zu empfehlen. Deshalb muss ich mich auf meine eigenen Leistungen fokussieren, um dann ein Teil der Nationalmannschaft zu sein. Das war immer mein Traum und bleibt es auch weiterhin. Wir haben Top-Torhüter in Deutschland, aber ich schaue nicht nach links oder rechts, sondern konzentriere mich nur auf meine Leistungen. Natürlich möchte ich noch weitere Einsätze bekommen.

Sports Illustrated: Hat Hansi Flick Ihre Nummer?

Trapp: Ich glaube, dass er meine Nummer auf seinem Handy gespeichert hat. Aber meistens geht der Kontakt über den Torwarttrainer, der sich um die Keeper kümmert. Das wäre dann Andreas Kronenberg, der sich bei den Torhütern meldet.

Sports Illustrated: Hat Deutschland 2022 eine Chance, um den WM-Titel mitzuspielen?

Trapp: Deutschland spielt immer eine Rolle, wenn es um den WM-Titel geht. Das DFB-Team gehört bei jedem großen Turnier zu den Favoriten. Zuletzt in den Qualifikationsspielen hat man gesehen, dass die Mannschaft unheimlich viel Qualität besitzt. Das Team ist sehr dominant aufgetreten. Die Siege waren überzeugend. Es gibt aber natürlich noch einige andere Mannschaften, die viel Qualität besitzen, die ebenfalls über einen sehr guten Kader verfügen. Aber Deutschland ist eine Turniermannschaft, deren Ziel es immer ist, den WM-Titel zu gewinnen.

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