Ex-Nationalspielerin Julia Simic: Darum gibt es so wenige Trainerinnen im Fußball
- Julia Simic über Frauen als Fußball-Trainerinnen
- Julia Simic: Für Trainerinnen entwickelt sich Teufelskreis
- Simic: Frauen haben oft nicht den Mut als Trainerinnen
Der Frauenfußball boomt: Die Medienpräsenz steigt seit Jahren, und die Popularität wächst genauso wie die Investitionen in den Sport. Das ist erfreulich – düster sieht es hingegen noch am Spielfeldrand aus: Nach wie vor sind Trainerinnen eine Seltenheit. Und das hat Gründe.
Im Moment absolviere ich die A-Lizenz-Trainerausbildung, die zweithöchste Lizenz im deutschen Fußballsystem. Während man sich bei den Männern bereits mit Trainer-Erfahrung aus der Männer-Oberliga für den Lehrgang qualifizieren kann, reichte meine Co-Trainerin-Tätigkeit in der Zweiten Frauen-Bundesliga lange Zeit nicht aus. Nach viel Einsatz und Geduld wurden die Regeln schließlich geändert. Aber das Beispiel zeigt den Teufelskreis: Ohne Erfahrung gibt’s keine Lizenz. Aber ohne die Lizenzen hat man eben keine Chance, Erfahrung zu sammeln.
Julia Simic: Das sind die Gründe für wenige weibliche Trainer
Es ist wichtig, die Gründe hinter diesen Ungleichheiten zu verstehen. Einerseits fehlt es an einem klaren Entwicklungspfad für Trainerinnen. Als ich vor einiger Zeit den FC Bayern Campus besuchte, fiel mir auf, wie viele Männer dort im Nachwuchsleistungszentrum miteinander arbeiteten. Täglich waren dort 20 bis 30 Trainer zusammen, die sich weiterbildeten, austauschten und von Experten wie Analysten oder Spezialtrainern unterstützt wurden. Diese Art von Netzwerken gibt es im Frauen-Fußball quasi nicht. Das macht es schwieriger, sich zu entwickeln und sichtbar zu werden.
Wenn es um die Auswahl von Trainern für höherklassige Männer-Mannschaften geht, wird in der Regel auch auf Männer zurückgegriffen. Das liegt nicht nur daran, dass es sowieso mehr männliche Trainer gibt, sondern auch an kulturellen und gesellschaftlichen Normen. Auch im Sport gibt es immer noch eine Tendenz, dass Männer die Führung übernehmen. Weiterhin herrscht oft die Wahrnehmung, dass Männer mehr autoritäre Eigenschaften für die Trainerposition mitbringen würden. Wenn dann auch noch die Entscheidungsträger überwiegend Männer sind, verstärkt sich dieses Ungleichgewicht.
Es verwundert in der Folge nicht, wenn die Verantwortlichen Männer vorziehen: Sie sind mit ihnen vertraut, teilen dieselben Netzwerke. Frauen sind durch fehlende Kontakte außen vor. Auch das ist ein Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist.
Häufig beobachte ich außerdem, dass Frauen selbst nicht den Mut haben, sich in diesen Positionen zu sehen. Für viele ist es abschreckend, wenn man sich für einen Ausbildungskurs anmeldet und plötzlich die einzige Frau unter 30 Männern ist. Umso wichtiger, dass es mehr weibliche Vorbilder gibt – aber hier sind wir dann wieder beim Teufelskreis.
Julia Simic: So gibt es in Zukunft mehr Trainerinnen
Trotzdem glaube ich, dass sich etwas ändern kann. Um das zu erreichen, braucht es das Bewusstsein, den Mut und den ehrlichen Willen der Entscheidungsträger, Frauen im Fußball aktiv zu fördern. Der DFB hat mit der Initiative „FF27“, mit der bis 2027 unter anderem der Anteil an aktiven Trainerinnen um 25 Prozent erhöht werden soll, einen Schritt gemacht.
Gleichzeitig müssen wir auf lokaler Ebene ansetzen und den Einstieg für Frauen als Trainerin erleichtern. Der Erfolg von Spielerinnen und die steigende Bekanntheit von Frauenfußball werden dazu beitragen, dass Frauen auch in Führungspositionen Fuß fassen.
Wenn es erst einmal mehr Vorbilder wie Sabrina Wittmann bei Ingolstadt gibt, werden auch Männer in entscheidenden Positionen offener dafür, Frauen in ihre Teams zu integrieren. Und irgendwann werden wir hoffentlich keine Diskussionen mehr darüber führen müssen und weibliche Trainerinnen nicht mehr als Experiment wahrgenommen.
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