DFB-Star Jule Brand: "Lasse Druck von außen nicht mehr an mich heran"
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- DFB-Star Jule Brand: "Ich bin kein Küken mehr"
- Brand: "Wenn ich anfange, viel nachzudenken, wird es schwierig"
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Sports Illustrated: Wenn man Olympia dazurechnet, wird die kommende EM Ihr viertes großes Turnier für Deutschland. Verändert sich mit wachsender Erfahrung Ihre Herangehensweise?
Julian Brand: Ja, weil sich meine Rolle im Team verändert hat. Bei meiner ersten EM vor drei Jahren war ich 19 und glücklich, einfach nur dabei zu sein. Da ging es darum, Erfahrungen zu sammeln und jede Spielminute zu genießen. Heute habe ich andere Ziele.
Sports Illustrated: Welche?
Brand: Ich will eine gute Rolle spielen und Verantwortung übernehmen. Ich bin kein Küken mehr, sondern habe mich im Team etabliert. Und als Mannschaft wollen wir den Titel gewinnen und das Maximale erreichen.
Sports Illustrated: Hat sich Ihre Rolle im Team auch durch das Karriereende von Spielerinnen wie Alexandra Popp, Svenja Huth oder Merle Frohms verändert?
Brand: Definitiv. Gerade Marina Hegering oder Alex Popp waren Spielerinnen, die laut waren, wenn es nicht lief, die den Ton gesetzt haben. Solche Typen braucht es. Ich merke, dass wir Spielerinnen brauchen, die in diese Rollen reinwachsen. Giulia Gwinn macht das als Kapitänin sehr gut und auch die jüngeren Spielerinnen blühen auf.

Jule Brand im Interview: "Ich brauche Freiheiten"
Sports Illustrated: Sie haben Ihre neue Rolle angesprochen. Kommt der Wunsch danach nur von Ihnen oder wird das auch von außen an Sie herangetragen?
Brand: Es ist eine Mischung. Ich lasse den Druck von außen inzwischen nicht mehr so an mich heran. Das war vor ein, zwei Jahren noch anders. Heute weiß ich, was ich kann und was ich leisten will. Ich habe Ziele – wir haben das EM-Finale 2022 verloren, das ärgert mich immer noch. Ich will diesen Titel. Und ich weiß, dass wir die Qualität dafür haben. Was andere Menschen über mich schreiben, beschäftigt mich nicht mehr.
Sports Illustrated: Was hat Ihnen geholfen, diesen Umgang mit Druck zu entwickeln?
Brand: Ich habe mir Unterstützung von einem Sportpsychologen geholt. Gerade in Wolfsburg gab es schwierige Phasen, in denen ich mir viele Dinge, die von außen kamen, zu Herzen genommen habe – das hat mich blockiert. Heute weiß ich besser, was mir wichtig ist.
Sports Illustrated: Haben Sie dafür auch ganz praktische Methoden?
Brand: Ich habe angefangen zu lesen, was ich früher kaum gemacht habe. Michael Jordans Doku habe ich zum dritten Mal geschaut. Und ich habe mir beigebracht, Zauberwürfel zu lösen (lacht.)
Sports Illustrated: Wenn Sie ins Dribbling gehen, wirkt es gelegentlich auch, als könnten Sie zaubern. Wie bringen Sie ihre Stärken am besten auf den Platz?
Brand: Ich brauche Freiheiten. Ich will nicht an der Linie kleben, sondern mich ins Spiel einbringen. Ich brauche Ballkontakte, damit ich im Rhythmus bleibe. Wenn ich anfange, zu viel nachzudenken, wird es schwierig. Mein bestes Spiel mache ich, wenn ich im Kopf frei bin. Dann gelingen Dribblings, dann macht es Spaß.
Sports Illustrated: Welchen Fußball wollen Sie bei der EM spielen?
Brand: Wir wollen offensiv und mutig spielen, dem Gegner unser Spiel aufzwingen und nicht nur reagieren. Wir müssen mehr Chancen kreieren und noch konsequenter nach vorne spielen. Wir waren in der Vergangenheit oft effizient, aber wir wollen noch häufiger vors Tor kommen, um nicht nur auf diese Effizienz angewiesen zu sein.

Sports Illustrated: Wie realistisch ist der EM-Titel?
Brand: Wenn wir es schaffen, unser Potenzial konstant abzurufen, haben wir die Qualität dafür. Bei der letzten EM waren wir ein Team, jede hat für die andere gekämpft. Wenn wir das wieder hinbekommen, ist vieles möglich.
Jule Brand: "Alexandra Popp beeindruckt mich"
Sports Illustrated: Sie sind Teil der Adidas-Kampagne "You got this", darin geht es unter anderem um das Thema Konkurrenz, was motivieren, aber auch belasten kann. Wie erleben Sie das?
Brand: Ich finde gesunden Konkurrenzkampf wichtig. Wenn klar ist: Die Beste spielt, dann motiviert mich das. Ich sehe, was andere machen und will es besser machen. Das holt das Beste aus mir raus. In Hoffenheim, in Wolfsburg, in der Nationalmannschaft – überall hat mich das weitergebracht.
Sports Illustrated: Und wie bleibt diese Konkurrenz in der Nationalmannschaft positiv und konstruktiv?
Brand: Offene Kommunikation vom Trainerteam hilft. Wenn Rollen klar verteilt sind, können alle damit arbeiten. Es geht um das gemeinsame Ziel. Klar ist das schwierig, wenn man selbst nicht spielt. Aber man muss versuchen, das als Ansporn zu sehen und das eigene Ego dem Wohl der Mannschaft unterordnen.
Sports Illustrated: War das schon immer Ihre Haltung?
Brand: Das kam mit der Zeit. In Hoffenheim war ich anfangs außen vor, das hat mich motiviert. Aber wenn man dann Stammspielerin ist, kommt auch die Angst, diese Position zu verlieren. Damit muss man lernen umzugehen. Heute sage ich mir: Dann musst du eben noch besser werden.
Sports Illustrated: Die Kampagne beschäftigt sich auch mit dem Thema Vorbilder. Hatten Sie früher selbst welche?
Brand: Nicht konkret. Ich fand Marcus Rashford super, war eine Zeit lang Manchester-United-Fan. Und bei den Frauen: Alexandra Popp beeindruckt mich – ihre Haltung, ihre Geschichte. Da kann man sich viel abschauen.
Sports Illustrated: Und jetzt sind Sie selbst ein Vorbild für viele junge Mädchen. Ist das eher Motivation oder Druck?
Brand: Es ist eine Ehre. Ich freue mich darüber und nehme das als Ansporn, mein Bestes zu geben.
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