DFB-Pokal

DFB-Pokal: Diese fünf Dinge fielen bei Bayern gegen Leverkusen auf

Bayer Leverkusen gewinnt im DFB-Pokal-Achtelfinale beim FC Bayern. Ein früher Platzverweis von Manuel Neuer brachte die Werkself dabei auf die Siegerstraße. Sports Illustrated erklärt, welche fünf Dinge beim Spiel auffielen. 

Zweikampf Aktion von Robert Andrich (Bayer 04 Leverkusen) gegen Jamal Musiala (FC Bayern München) beim DFB-Pokal-Spiel in München.
Credit: Imago

 

DFB-Pokal: Xabi Alonsos Matchplan geht nicht auf 

Leverkusens Trainer Xabi Alonso sorgte vor der Partie für eine Überraschung, als er mit Patrick Schick den aktuell formstärksten Bayer-Stürmer auf die Bank setzte und ohne klassischen Mittelstürmer agierte. Stattdessen sollten gleich drei zentrale Mittelfeldspieler dafür sorgen, dass Leverkusen die Kontrolle über das Mittelfeld erlangt und aus dieser Kontrolle heraus immer wieder die schnellen Außenspieler in Szene setzt.

Florian Wirtz kam dabei die ungewohnte Rolle der „falschen Neun“ zu. Gerade in der Anfangsphase sorgte diese Umstellung allerdings dafür, dass sich Bayer Leverkusen kaum entlasten konnte und ohne Mittelstürmer Schick meist keinen Abnehmer für lange Bälle fand. Wirtz hing in der Sturmspitze oft in der Luft und wurde nicht wie sonst ins Bayer-Spiel eingebunden. 

Auch nach Manuel Neuers frühem Platzverweis in der 17. Minute wollte es der Werkself zu keinem Zeitpunkt so recht gelingen, die geplante Spielkontrolle zu übernehmen. Zu fehleranfällig agierten die sonst so ballsicheren Zentrumsspieler. Bereits in der Halbzeit korrigierte Alonso seine Ausrichtung, brachte Schick und opferte dafür mit Robert Andrich einen Spieler des Mittelfeldtrios. Dass Alonsos Matchplan trotz des Weiterkommens nicht wirklich aufgehen wollte, können die Leverkusener vor allem dank einer weiteren Auffälligkeit verschmerzen. 

Nach Zweikampf und einer Foul Notbremse von Torwart Manuel Neuer gegen Jeremie Frimpong zeigt Schiedsrichter Referee Harm Osmers Torwart Manuel Neuer die rote Karte.
Rote Karte für Manuel Neuer
Credit: Imago
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DFB-Pokal: Die Leverkusener Effizienz ist zurück 

Trotz des über weite Strecken ideenlosen und uninspirierten Auftritts der Werkself, zeigte die Mannschaft wieder eine Qualität, die ihnen in der vergangenen Meistersaison einige wichtige Punkte bescherte: ihre gnadenlose Effizienz. Auch wenn nach Abpfiff in den Statistiken des FC Bayern mehr Torschüsse, hochkarätigere Torchancen, mehr Eckbälle und eine bessere Ballbesitzquote zu verzeichnen sind, gelang es Bayer aus den wenigen Torchancen Kapital zu schlagen.

Mitten hinein in eine Drangphase des FC Bayern traf Joker Nathan Tella per Kopf nach einer herrlichen Flanke von Alejandro Grimaldo und zeigte damit einmal mehr, dass es Bayer wie kaum eine andere Mannschaft versteht, zu den richtigen Zeitpunkten Tore zu erzielen. 

Die stabile Defensive und das routinierte Verteidigen der Führung weckten Erinnerungen an die Vorsaison, als es der Alonso-Elf mehrfach gelang, einer eher schwachen spielerischen Leistung durch Effizienz und Abgezocktheit am Ende doch ein positives Ergebnis zu verleihen. Der gestrige Auftritt in München war mehr pragmatisch als glanzvoll und spektakulär. Das Wichtigste allerdings für Bayer: er war erfolgreich. 

DFB-Pokal: Manuel Neuer hat seinen Instinkt verloren 

Über viele Jahre hinweg war Manuel Neuer laut einschlägiger Expertenmeinung der beste Torhüter der Welt. Er galt als Revolutionär, der seine Rolle mehr als eine Art Libero interpretierte und das Torwartspiel dadurch auf ein neues Level hob.

Viele potenziell brenzlige Szenen löschte er durch seine gezielten Ausflüge aus dem eigenen Strafraum bereits bevor sie überhaupt entstanden. Sein Platzverweis gegen Leverkusen bestätigt nun allerdings einen Eindruck, der in den vergangenen Wochen und Monaten immer öfter entstand: Manuel Neuer hat seinen Instinkt verloren. 

Ihm fehlt das nötige Gespür, wann einer seiner berüchtigten Ausflüge denn wirklich notwendig ist. Außerdem scheint ihm bei seinen Rettungsaktionen auch Überzeugung und Timing abhanden gekommen zu sein. Gegen Leverkusen zögerte Neuer nach einem langen Ball erst kurz, um schließlich doch aus seinem Tor zu eilen, obwohl noch zwei Bayern-Verteidiger den auf ihn zulaufenden Jeremie Frimpong hätten stellen können.

Diese Chance nahm Neuer seinen Mitspielern, indem er Frimpong ungestüm umrannte und dafür die erste rote Karte seiner Profikarriere sah – und seiner Mannschaft einen Bärendienst erwies. Neuer selbst gab im Nachgang des Spiels zu, dass sein Fehler spielentscheidend gewesen sei. Er hätte Frimpong nicht absichtlich weh tun wollen, den Ball allerdings eben auch nicht getroffen. Oder kurz gesagt: Neuers Instinkt hat ihn im Stich gelassen. 

DFB-Pokal: Harry Kane ist für den FC Bayern unersetzbar 

Am vergangenen Samstag beim Auswärtsspiel der Bayern war die schlechteste Nachricht für den Rekordmeister nicht der durch das 1:1-Unentschieden verpasste Auswärtssieg, sondern die Verletzung von Stürmer-Star Harry Kane. Der Mittelstürmer ist der einzige Spieler im Bayern-Kader, für den es keinen gleichwertigen Backup gibt. Fehlt er, bricht den Bayern ein wichtiges Element ihres Offensivspiels weg. Wie wichtig dieses Element wirklich ist, belegt das Spiel gegen Leverkusen. 

Harry Kane (FC Bayern München)
Harry Kane (FC Bayern München)
Credit: Imago
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Einige Male kombinierten sich die Bayern vielversprechend tief in die Leverkusener Hälfte oder brachten die Außenspieler in aussichtsreiche Flankenpositionen, allerdings fehlte es an einer Anspielstation im Strafraum. Die Flanken fanden überwiegend keinen Abnehmer oder wurden gar nicht erst geschlagen. Auch wenn die flexiblen Offensivspieler mit viel Tempo die Bayer-Defensive immer wieder vor Probleme stellte, fehlte der Killerinstinkt im Strafraum.

Die wenigen langen Bälle, an denen sich die Bayern-Verteidiger versuchten, wurden von der körperlich überlegenen Leverkusen-Defensive problemlos geklärt. Auch Kanes Fähigkeit, Bälle festzumachen und klug auf die schnellen Außenspieler weiterzuleiten, vermissten die Bayern schmerzlich. Zudem fehlte Kane mit seiner körperlichen Präsenz als Zielspieler der meist vielversprechend getretenen Standard-Situationen. Es wurde deutlich, wie sehr das Offensivspiel der Münchner auf ihren Topstürmer zugeschnitten ist. 

DFB-Pokal: Bayerns Probleme haben sich verändert

Ihre neugewonnene defensive Stabilität zeigten die Bayern auch gegen Leverkusen und ließen trotz nomineller Unterzahl nur wenig zu. Einmal mehr harmonierte das Innenverteidiger-Duo Min-Jae Kim und Dayot Upamecano prächtig und glänzte mit gutem Stellungsspiel und Zweikampfhärte. Es scheint, als hätte Kompany einen Weg gefunden, den Harakiri-Fußball der Saison-Anfangsphase zu modifizieren und seine Mannschaft zu einer Einheit zu formen, die auch das Verteidigen ernst nimmt. Das Resultat: In den letzten neun Pflichtspielen kassierte man nur zwei Gegentore. 

Dafür scheinen sich die Bayern-Probleme nun auf die Offensive verlagert zu haben. Es zieht sich durch die letzten Wochen, dass die Münchner aus ihrer meist hohen Ballbesitzquote zu wenig Ertrag schlagen. Es mangelt häufig am letzten Pass und der zündenden Idee, in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Zudem verschwendet das Team aussichtsreiche Torchancen in hoher Regelmäßigkeit fast schon fahrlässig. 

Dieses Phänomen wird auch an der Ausrichtung der meisten Bayern-Gegner in den vergangenen Wochen deutlich: Während der Rekordmeister zu Saisonbeginn meist dann Probleme bekam, wenn er von den Gegnern hoch gepresst wurde, igeln sich die meisten Teams aktuell am eigenen Strafraum ein und versuchen, aus dieser Mauertaktik heraus zu Torchancen zu kommen.

Wie die letzten Wochen zeigen: Durchaus mit Erfolg. Erst Borussia Dortmund und nun auch Bayer Leverkusen verfolgte diesen Plan über weite Strecken des Spiels. Eine richtige Antwort auf diese Aufgabe scheint Vincent Kompany noch nicht gefunden zu haben – und steht jetzt vor seinem zweiten taktischen Problem, das er als Bayern-Trainer lösen muss.



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