Bayer Leverkusen: Darum ist die "Werkself" kein Überflieger-Team mehr
- Bayer Leverkusen in dieser Saison aus der Erfolgsspur geraten
- Sports Illustrated nennt die Gründe für Leverkusen-Krise
- Leverkusen mit Defensivproblemen und weniger späten Toren
- Champions League 2024/25: Kalender, Ansetzungen, Tabelle und Ergebnisse
Konsterniert starrten die Spieler von Bayer Leverkusen in den Nachthimmel von Liverpool. Nur ein paar Meter weiter ließen sich die Spieler des LFC vor der legendären Tribüne "The Kop" für eine weitere magische Nacht an der Anfield Road feiern.
In den 90 Minuten zuvor konnten die Fans mitansehen, wie der FC Liverpool die "Werkself" mit 4:0 demontierte und dem amtierenden Deutschen Meister die fußballerischen Grenzen aufzeigte. Im Anschluss daran herrschte unterm Bayer-Kreuz vor allem eins: Ratlosigkeit.
So urteilte unter anderem der ehemalige Liverpool-Spieler und aktuelle TV-Experte Didi Hamann: "Mir ist ein absolutes Rätsel, was mit den Leverkusenern los ist. Im Moment sind sie nur ein Schatten der Mannschaft, die sie letztes Jahr waren."
Auch die Leverkusener Spieler fanden im Anschluss keine tiefgreifenden Erklärungsansätze für die aktuelle Form der Mannschaft. Fest steht allerdings: In vier der vergangenen fünf Pflichtspiele blieb die "Werkself" sieglos. Der Rückstand auf Tabellenführer Bayern München in der Bundesliga beträgt bereits sieben Punkte und auch in der Champions League sind die Leverkusener mit sieben Punkten aus vier Spielen unter Zugzwang, will man sich den ungeliebten Umweg über die Achtelfinal-Playoffs sparen.
Trainer Xabi Alonso deutete nach dem Spiel gegen Liverpool an, dass es einige Stellschrauben gibt, an denen Bayer Leverkusen in den kommenden Wochen drehen muss. Sports Illustrated erklärt, was der Mannschaft aktuell zur Meisterform der Vorsaison fehlt.
Bayer Leverkusen: Die Defensivprobleme
Bereits 15 Gegentore in bis dato neun Bundesliga-Spielen hat Bayer Leverkusen in der laufenden Saison kassiert. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison kassierte der Meister während der gesamten Saison lediglich 24.
Bereits nach dem 2:2 bei Werder Bremen Ende Oktober monierte Granit Xhaka deshalb diesbezüglich: "Wir bekommen zu einfache Gegentore und das regt mich brutal auf. Auf diesem Niveau kannst du dann keine Spiele gewinnen." Zwar ließ die Werkself auf diese Ansage ihres Mittelfeld-Chefs in der vergangenen Woche beim 0:0 gegen Vizemeister Stuttgart ihre beste Saison-Defensivleistung folgen, gegen Liverpool wurde der Leverkusener Abwehr dann allerdings erneut die Grenzen aufgezeigt.
Es scheint, als sei der Mannschaft die unbändige Gier auf das Verteidigen des eigenen Tores, die sie in der vergangenen Saison ausgezeichnet hatte, abhanden gegangen. Und das, obwohl die Besetzung der Dreier- respektive Fünferkette nahezu unverändert daherkommt. Auffällig ist allerdings, dass sich immer wieder Unkonzentriertheiten und Kommunikationsprobleme in der Bayer-Defensive einschleichen. Sinnbildlich dafür steht das vorentscheidende Gegentor zum 0:2 gegen Liverpool, als lediglich ein Teil der Abwehrkette auf Abseits spekulierte, was zur Folge hatte, dass sowohl Flankengeber Mohamed Salah, als auch Torschütze Cody Gakpo schier unendlich Raum und Zeit für ihre Aktionen hatten und ungestört vollenden konnten.
Solche Nachlässigkeiten ziehen sich wie ein roter Faden durch die Leverkusener Saison. Zudem gelingt es auch dem einstigen Prunkstück der Leverkusener Mannschaft, der Mittelfeldzentrale um die Stars Granit Xhaka und Robert Andrich, dem Bayer-Spiel die nötige Balance aus Offensive und Defensive zu verleihen. Deshalb wird Trainer Xabi Alonso die defensive Weiterentwicklung seines Teams für die kommenden Wochen als zentralen Verbesserungspunkt auf dem Zettel haben, wobei ihm allerdings der nächste Punkt auf unserer Liste im Weg stehen könnte.
Bayer Leverkusen: Formschwäche einzelner Spieler
Es ist Fakt, dass sich die Leverkusener Mannschaft in der letzten Saison auf dem Zenit ihrer Schaffenskraft befand. Das gilt für das Spiel der Mannschaft im Kollektiv, allerdings auch für die Form der Einzelspieler. Gerade letztere geht der Alonso-Elf in dieser Saison in Teilen abhanden. So befinden sich essenzielle Stützen der Mannschaft, wie die beiden Außenspieler Alejandro Grimaldo und Jeremie Frimpong, sowie Stürmer Victor Boniface in dieser Saison auf Formsuche.
Während Boniface in der abgelaufenen Saison in 34 Pflichtspielen noch 21 Tore erzielte und zehn weitere auflegte, steht er aktuell bei sieben Treffern und einer Vorlage nach 14 Pflichtspielen. Was die Zahlen zudem nicht hergeben: Der Stürmer vergibt in dieser Saison in hoher Regelmäßigkeit Großchancen. So hätte er das Spiel gegen Stuttgart beispielsweise mit drei besten Torgelegenheiten allein entscheiden können, verzweifelte an diesem Tag allerdings an sich selbst. Dieses Beispiel steht symptomatisch für die aktuelle Form vieler Leverkusener.
So wirken auch die beiden gesetzten Abwehrspieler Edmond Tapsoba und Jonathan Tah nicht mehr so stabil wie in der Vorsaison und auch einige Spieler, die in der letzten Saison als Joker und wichtige Rotationsspieler glänzten, kommen aktuell nicht an ihr Leistungslimit. So warten die beiden Offensivkräfte Patrik Schick und Nathan Tella, die in der Vorsaison einige Spiele von der Bank aus entschieden, beide noch auf ihren ersten Saisontreffer in der Bundesliga.
Ähnlich geringen Einfluss können die beiden aus Verletzungen kommenden Mittelfeldspieler Exequiel Palacios und Jonas Hofmann aktuell auf das Spiel nehmen. Zudem erweisen sich die hochgehandelten Neuzugänge um Aleix Garcia und Martin Terrier noch nicht als die gewünschten Verstärkungen. Es ist nun die Aufgabe von Xabi Alonso, seine Stars wieder in die Spur zu bringen, um daraus ein funktionierendes Kollektiv schaffen zu können.
Bayer Leverkusen: Weniger späte eigene Treffer
Sie waren das Markenzeichen von Bayer 04 in der vergangenen Saison: Die späten Tore, teils weit in der Nachspielzeit. Unglaubliche 22 Treffer erzielte der Meister im Saisonverlauf innerhalb der letzten 15 Minuten eines Spiels, stolze acht davon sogar in der Nachspielzeit, was der Mannschaft einige entscheidende Punkte einbrachte.
Im Rückblick sind diese Tore als Kombination aus purem Willen, Spielglück, der ein oder anderen glücklichen Schiedsrichterentscheidung und dem logischen Resultat einer teilweise erdrückenden Dominanz über die vorherige Spieldauer einzustufen. Dabei schien es, als würden sowohl die Leverkusener Mannschaft als auch deren Gegner nur darauf warten, dass die Schlussphase anbricht und die Werkself das Spiel entscheiden konnte. Diese Qualität ist Bayer in dieser Saison größtenteils abhandengekommen.
Lediglich drei Tore erzielte Leverkusen im bisherigen Saisonverlauf in der Schlussviertelstunde, die alle bereits über zwei Monate zurückliegen. In den vergangenen Wochen gelang es der Mannschaft nicht, ausgeglichene Spiele spät auf die eigene Seite zu ziehen.
Im Gegenteil: Beim 2:2 gegen Bremen Ende Oktober war es Werder, dass den Spielstand in der Nachspielzeit noch egalisierte und den Leverkusenern damit wichtige Punkte entriss. Es wäre reine Spekulation, nach Erklärungen zu suchen, wieso der Mannschaft diese Qualität abhandengekommen ist. Fest steht allerdings: Leverkusen hat den Zauber der späten Tore verloren.
Bayer Leverkusen: Das Problem mit dem eigenen Spielsystem
In der vergangenen Saison gehörte es zu Xabi Alonsos größten Stärken, den Gegnern das eigene Spielsystem aufzuzwingen und dabei dennoch taktisch flexibel zu bleiben. Dabei stets im Mittelpunkt: Verschiedene Variationen und personelle Besetzungen des eigenen 3-4-3 Systems. Es gelang dem Trainer, die Gegner immer wieder mit kleinen und größeren taktischen Kniffen zu überraschen und damit zu verhindern, dass sich die Gegner auf das Leverkusener Spielsystem einstellen. Doch genau das scheint den Gegnern in dieser Saison immer wieder zu gelingen.
Als Muster ist in den Leverkusener Spielen immer wieder erkennbar, dass die Mannschaft Probleme hat, wenn sie auf dem ganzen Platz früh unter Druck gesetzt und dadurch beim Aufziehen ihres gewohnten Ballbesitzspiels gestört wird. In dieses Muster fallen die Niederlagen gegen RB Leipzig und Liverpool, sowie das Unentschieden gegen Aufsteiger Holstein Kiel. Liverpool-Trainer Arne Slot erklärte diesbezüglich nach der Partie: „Leverkusen hatte in der ersten Halbzeit viel Ballbesitz. Wir haben uns dann in der Halbzeitpause angepasst und sind das Risiko eingegangen, überall eins gegen eins zu spielen“. Ein Konzept, das voll aufging.
Außerdem fällt auf, dass Alonsos taktische Kniffe etwas an Effektivität verloren haben. So wollte er beispielsweise im Spiel gegen Stuttgart damit überraschen, dass er den nominellen Außenverteidiger Frimpong als offensiven Außenstürmer aufbot. Frimpong blieb allerdings wirkungslos und vergab in der Schlussphase die beste Leverkusener Chance zur Führung. Beim Spiel beim FC Bayern warf Alonso zudem die eigene Bayer-DNA nahezu vollständig über Bord und ließ seine Mannschaft sich über die gesamte Spieldauer am eigenen Strafraum verschanzen.
Zwar holte Bayer mit dieser Mauertaktik ein glückliches Remis, verpasste allerdings die Chance, den zu diesem Zeitpunkt noch recht unausgeglichenen Münchner Risikofußball durch das Ausspielen der eigenen Stärken zu bestrafen und das Spiel beim Tabellenführer so zu gewinnen. So muss es Xabi Alonso und seinem Team gelingen, die eigenen (taktischen-) Qualitäten wieder verstärkt auf den Platz zu bringen.
Bayer Leverkusen: Transfergerüchte rund um den Verein
Was im Fußballgeschäft schon lange Tradition ist, bekommt auch Bayer Leverkusen seit einigen Monaten zu spüren: Erfolg schafft Begehrlichkeiten. Zwar gelang es den Verantwortlichen, den Meisterkader im Sommer weitgehend zusammenhalten, allerdings sorgten immer wieder Transfergerüchte rund um die Mannschaft für Unruhe. So stand Nationalspieler Jonathan Tah im vergangenen Sommer vor einem Wechsel zum FC Bayern, der sich am Ende aber doch noch zerschlug.
Allerdings hat der Verteidiger schon bestätigt, seinen im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Auch Jeremie Frimpong soll seinen Abgang bereits beschlossen haben. Zudem gibt es weit verbreitete Gerüchte, wonach Florian Wirtz, aktuell der wohl wichtigste Spieler der Mannschaft, sowie Trainer Xabi Alonso im Sommer nach höheren Aufgaben streben wollen.
So wird Alonso als Nachfolger von Carlo Ancelotti bei Real Madrid gehandelt und Wirtz mit nahezu jedem europäischen Topclub in Verbindung gebracht. Aktuell sind die Verantwortlichen rund um Geschäftsführer Sport Simon Rolfes darum bemüht, nach außen hin die Ruhe zu bewahren und zu betonen, dass alle der Genannten noch einen längerfristigen Vertrag bei Bayer besitzen würden. Allerdings müssen sie sich wohl darauf einstellen, einige Schlüsselpositionen der Mannschaft in Zukunft neu besetzen zu müssen – und dafür sorgen zu müssen, dass ein möglicher Wechsel nicht doch in den Köpfen ihrer Spieler herum spukt.
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