1. Bundesliga

Nicolas Höfler: Das macht den SC Freiburg zu einem ganz besonderen Verein

Nicolas Höfler schnürt seit fast 20 Jahren seine Schuhe für den SC Freiburg. Mit Sports Illustrated spricht er über die Entwicklung des Vereins, die Bedeutung von Treue im Profisport und wie es ist, von einem ehemaligen Mitspieler trainiert zu werden.

Nicolas Höfler (SC Freiburg)
Credit: Imago

Sports Illustrated: Wir führen dieses Gespräch an einem Donnerstag. Warum ist das ein guter Tag für Sie? 

Nicolas Höfler: Donnerstags haben wir meistens einen Tag zur Regeneration. Die zwei Tage vorher sind Belastungstage, da trainieren wir sehr intensiv. Tage wie heute kann jeder Spieler individuell nutzen, um seinen Körper zu pflegen. Man radelt, geht laufen oder zur Massage, um für das Spiel am Wochenende fit zu sein. Da die zwei Tage vorher immer kräftezehrend sind, freuen sich alle Spieler auf den Donnerstag – egal ob jung oder alt (lacht.)

Sports Illustrated: Das scheint sich auszuzahlen – der SC ist aktuell Tabellensiebter. Zufrieden? 

Höfler: Wir befinden uns in einer Übergangssaison, haben einen neuen Trainer und einige neue Spieler dazubekommen. Das braucht immer seine Zeit. Dennoch stehen wir in der Tabelle gut da und haben viele ordentliche Spiele gemacht. Natürlich ist noch Luft nach oben, aber wir sind auf einem guten Weg. 

Sports Illustrated: Sie sprechen es an – im Sommer endete nach fast 13 Jahren die Ära Christian Streich. Waren Sie traurig? 

Höfler: Natürlich war das erstmal ein Schock. Wir haben viel zusammen erlebt, es gab viele schöne Momente. Ich habe unter Streich 2013 mein erstes Bundesligaspiel gemacht. Als wir aber gehört haben, dass Julian Schuster übernimmt, haben wir uns riesig gefreut. Er kennt viele Spieler schon lange und passt super zur Mannschaft. 

Sports Illustrated: Ist es für Sie nicht merkwürdig, von einem ehemaligen Mitspieler trainiert zu werden? 

Höfler: Überhaupt nicht. Entscheidend ist immer die Art und Weise der Kommunikation und die fachliche Kompetenz. Das ist bei Julian beides hervorragend. Wir hatten schon immer ein gutes Verhältnis und haben auch neben dem Platz Gemeinsamkeiten, da unsere Kinder in derselben Mannschaft spielen. Da stehen wir ab und zu zusammen am Seitenrand, gucken unseren Kindern zu und tauschen uns aus. 

Sports Illustrated: Können Sie ihm dann überhaupt böse sein, wenn er Sie auf die Bank setzt, was in dieser Saison häufiger vorkam? 

Höfler: Da muss man Berufliches und Privates trennen. Er trifft als Trainer sportliche Entscheidungen, die ich als Spieler akzeptieren muss, auch wenn ich sie nicht immer gut finde. Wenn er sauber und offen mit mir kommuniziert ist alles gut. Das tut er auch. Als Privatperson kann ich nach dem Training offen und respektvoll mit Julian reden, auch wenn ich mir als Spieler gerade natürlich mehr Spielzeit wünsche. 

Sports Illustrated: Die Reservistenrolle ist neu für Sie. Wie gehen Sie damit um?

Höfler: Natürlich bin ich nicht glücklich darüber. Nur weil ich 34 Jahre alt bin, heißt das nicht, dass ich nicht auf dem Platz stehen und der Mannschaft helfen möchte. Ganz im Gegenteil. Aber ich weiß auch, dass nur elf Spieler in der Startelf stehen können und es somit immer jemanden trifft. Das Wichtigste ist, ruhig und professionell zu bleiben und die Mannschaft bestmöglich zu unterstützen. Es wäre für mich und die Mannschaft fatal, sich hängen zu lassen. Ich bleibe geduldig und freue mich, wenn ich eine Chance bekomme. 

Sports Illustrated: Wie hat sich das Spiel des SC Freiburg unter Schuster verändert?

Höfler: Er hat natürlich nicht alles über den Haufen geworfen. Wir haben uns über die letzten Jahre eine spielerische DNA geschaffen, die wir beibehalten wollen. Trotzdem hat er an gewissen Stellschrauben gedreht. Wir wollen mit dem Ball noch aktiver sein und mehr fußballerische Lösungen parat haben. Da sind wir auf einem guten Weg. Wir sehen immer wieder auf Videos, dass wir Dinge, die wir im Training einstudieren, in den Spielen umsetzen. Das freut den Trainer und die Mannschaft. 

Sports Illustrated: Ihr Trainer sagte über Sie, sie seien nur auf dem Papier 34, aber auf keinen Fall körperlich. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? 

Höfler: Ich hoffe, dass er das in fünf Jahren auch noch sagt (lacht.) In meinem Alter geht es nur noch darum, dem körperlichen Verfall entgegenzuwirken. Das Fußballerische nimmt nicht ab. Im Gegenteil: Je mehr Erfahrung man hat, desto besser wird das Spielverständnis. Deshalb ist es mir wichtig, alles zu tun, um dieses Level so lange wie möglich zu halten. Der Spaß am Fußball ist immer noch riesig. Ich investiere viel Zeit, um meinen Körper zu pflegen und gut zu regenerieren. Für wie viele Jahre es dann noch reicht, wird man sehen.

Sports Illustrated: Wie beurteilen Sie die Freiburger Entwicklung der letzten Jahre?

Höfler: Als ich als Profi hier anfing, war das Wichtigste, jeden Punkt zu sammeln, um nicht abzusteigen. Wir haben ständig gekämpft, um in der Liga zu bleiben. Über die Jahre hat sich der Verein auf allen Ebenen weiterentwickelt. Mittlerweile haben wir als Mannschaft eine gewisse Stabilität, die uns immer wieder erlaubt, mehr nach oben als nach unten zu schauen. Der SC hat sich zu einem etablierten Bundesligisten entwickelt. 

Nicolas Höfler spielt bereits fast 20 Jahre für den SC Freiburg
Credit: Imago
x/x

Sports Illustrated: Was zeichnet den Verein aus? 

Höfler: Das familiäre und ruhige Umfeld und die nötige Bodenständigkeit. Auch wenn es abgedroschen klingt, ist der SC eine große Familie. Hier wird keiner unruhig, wenn man mal durch eine schlechte Phase geht. Alle arbeiten hart und geben ihr Bestes für den Verein. Zudem gehen alle gut miteinander um. Es herrscht ein ruhiges und positives Arbeitsumfeld. 

Sports Illustrated: Überträgt sich das auch auf die Mannschaft? 

Höfler: Klar. Man hört immer wieder von Spielern, die woanders gespielt haben, wie besonders unser Teamgeist ist. Wir sind eine eingeschworene Truppe und verbringen auch neben dem Platz gerne Zeit miteinander. Sei es ein gemeinsames Abendessen oder ein Kaffee mit den Mitspielern. Auch neue Spieler werden automatisch Teil der Gruppe. Da muss sich keiner von den etablierten Spielern besonders bemühen, um die Jungs zu integrieren. Es ist leichter, erfolgreich zu sein, wenn man weiß, dass sich alle bestmöglich unterstützen. 

Sports Illustrated: Mussten Sie dann überhaupt noch überlegen, als Sie kürzlich Ihren Vertrag verlängert haben?

Höfler: Für mich war immer klar, dass Freiburg meine erste Option ist. Der Club ist mein zweites Zuhause geworden. Natürlich muss es aber für beide Seiten passen. Deshalb bin ich froh, dass wir uns einigen konnten und ich noch weiter für den SC spielen kann. 

Sports Illustrated: Können Sie sich noch an Ihren ersten Tag beim SC erinnern?

Höfler: Kann ich. Das ist fast 20 Jahre her. Ich kann mich daran erinnern, dass ich von zuhause ausgezogen bin und ein paar Tränen geflossen sind. Ich wusste nicht so recht, was mich erwartet. Ich kam in die Freiburger Fußballschule und war das erste Mal von zuhause weg. Allerdings habe ich mich schnell eingelebt und gemerkt, was für ein toller Club der SC ist. Auch nach meiner zweijährigen Leihe nach Aue, war für mich immer klar, dass ich nur in Freiburg spielen möchte. 

Sports Illustrated: Gibt es ein Spiel, das Sie besonders in Erinnerung haben?

Höfler: Auch wenn die europäischen Spiele mit dem SC besonders waren, war das DFB-Pokalfinale 2023 für mich das Größte. Auch wenn wir am Ende den Titel nicht geholt haben, war es ein tolles Erlebnis. Es war Wahnsinn, wie die Fans uns unterstützt und uns nach dem Spiel gefeiert haben. Auch wenn es „nur“ fünf Spiele sind, die man gewinnen muss, um nach Berlin zu kommen, war es gigantisch, das als SC Freiburg geschafft zu haben. 

Sports Illustrated: Was wünschen Sie sich für Ihre Karriere noch?

Höfler: Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich gerne nochmal das DFB-Pokalfinale erreichen – uns es vom Ergebnis her dieses Mal besser machen.
 



Mit dem Sports Illustrated-Chefredakteurs Newsletter erhalten Sie aktuelle Sport-News, Hintergründe und Interviews aus der NFL, der NBA, der Fußball-Bundesliga, der Formel 1 und vieles mehr.

NEWSLETTER ABONNIEREN 


Mehr Sport-News

Die NFL-Saison 2024/25 läuft bei verschiedenen Anbietern live im TV und Livestream. Welches NFL-Abo kostet wie viel? Wie viele NFL-Spiele laufen im Free-TV? Sportsillustrated.de hat alle Informationen für Euch, wo Ihr alle Spiele sehen könnt.

Der Spanier Lamine Yamal gilt als größtes Fußball-Versprechen der Zukunft. Der 16-Jährige bricht einen Rekord nach dem anderen. Beim FC Barcelona kann sich Trainer Hansi Flick freuen, so einen Spieler zu haben. Alles zu Karriere, Titel, Gehalt, Vermögen und Privates.

Zehn Jahre nach dem schweren Skiunfall von Michael Schumacher am 29. Dezember 2013 fragen sich alle Formel-1-Fans weiterhin, wie es ihrem Idol geht. Schumacher-Anwalt Felix Damm erklärt, warum es keine Nachrichten zum Gesundheitszustand von Schumi gibt.