1. Bundesliga

Borussia Dortmund: So geht's mit Nuri Sahin als BVB-Trainer weiter

Auch in dieser Saison kommt Borussia Dortmund noch nicht richtig in Tritt. Neu-Trainer Nuri Sahin schafft es bisher nicht, seinem Team Konstanz einzuimpfen und die nötigen Ergebnisse zu liefern. Sports Illustrated erklärt, ob Sahin um seinen Job bangen muss.

Trainer des BVB Nuri Sahin in schwarzer Jacke steht vor einem Stadion und blickt entschlossen in die Ferne
Credit: Getty Images

Es sind die mittlerweile BVB-typischen zwei Gesichter, die Borussia Dortmund auch in dieser Saison auszeichnet. Zwischen begeisterndem Hurra-Fußball und brot- und leidenschaftslosen Auftritten liegen oft nur wenige Tage.

Bestes Beispiel: Nur vier Tage nachdem die Dortmunder beim berauschenden 7:1-Sieg gegen Celtic Glasgow in der Champions League ihr Hurra-Gesicht präsentierten, verlor der BVB im Alltagsgeschäft der Bundesliga hochverdient mit 2:1 bei Union– und zeigte dabei das andere Gesicht der Mannschaft, das von ideenlosem Fußball, fehlender Zweikampfstärke und merkwürdigen Aussagen nach Spielende geprägt wurde.

Während der BVB gegen Celtic noch 18-Mal auf das gegnerische Tor feuerte und den Gegner in allen spielrelevanten Statistiken dominierte, brachte die Sahin-Elf gegen Union nur sieben Torschüsse zu Stande und war den Eisernen vor allem in Sachen Laufleistung und Zweikampfquote gnadenlos unterlagen – wodurch das in Dortmund seit langem verrufene Wort "Mentalität" wieder auf die Agenda kam.

Sahins Herausforderung: Konstanz einbringen

Was schon in der Vorsaison unter Trainer Edin Terzic angeprangert wurde und in einem Spagat aus dem Einzug ins Champions-League-Finale und einer mühsamen Qualifikation für eben jene in der Bundesliga resultierte, zieht sich auch durch die knapp vier Monate andauernde Amtszeit von Neu-Trainer und Ex-BVB-Spieler Nuri Sahin.

Auch der 36-Jährige schafft es bisher noch nicht, seiner Mannschaft Konstanz einzuimpfen – weder als punktebringendes Ergebnis auf den Anzeigetafeln noch hinsichtlich der fußballerischen Leistungen seines Teams. Was zu der Frage führt, welchen Teil Sahin selbst zu diesem Phänomen beiträgt – und ob es in Dortmund rund um den Trainer bereits unruhig wird? 

Nuri Sahin, Trainer von Dortmund, steht neben Spieler Nico Schlotterbeck auf dem Platz und gibt Anweisungen.
Nico Schlotterbeck (links) und Nuri Sahin (BVB)
Credit: Getty Images
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Fakt ist: In keinem der drei Wettbewerben ist der Zug für den BVB abgefahren. In der Bundesliga trennen die aktuell siebtplatzierten Dortmunder, die 13 Zähler auf dem Konto haben, aktuell vier Punkte von der Tabellenspitze. In der Champions League liegt der BVB mit sechs Zählern aus drei Spielen auf Rang zehn und nur einen Punkt hinter den acht Plätzen, die die direkte Qualifikation für die Champions-League bedeuten.

Im DFB-Pokal ist das Team ebenfalls noch vertreten und trifft am Dienstag auf den VfL Wolfsburg. Somit hatte die aktuelle Phase auf den ersten Blick noch keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Dortmunder Saisonziele.

Die Gradmesser-Spiele als Knackpunkt

Fakt ist allerdings auch: Die beiden einzigen Partien, die man im schwarz-gelben-Lager im bisherigen Saisonverlauf als echte Gradmesser gegen Top-Teams bezeichnen konnte, gingen durch das 1:5 in der Liga gegen den VfB Stuttgart und die 2:5-Niederlage bei Real Madrid in der Champions League ordentlich in die Hose.

Zuletzt mühte man sich zudem auch gegen schwächere Gegner, wie der knappe und in Teilen strittige 2:1-Heimsieg gegen St. Pauli belegte In den verbleibenden acht Hinrundenpartien in der Bundesliga warten auf den BVB mit Bayern, RB Leipzig, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und dem SC Freiburg noch fünf der aktuellen Top-Sechs der Liga. Hier müssen für den BVB Punkte her, um den Anschluss an die Champions-League-Plätze nicht vorzeitig zu verpassen. 

Trainer Nuri Sahin war in den kommenden Wochen sichtlich darum bemüht, Ruhe zu bewahren. So sagte er in einem Interview Anfang Oktober beispielsweise, dass die Mannschaft gezeigt habe, dass sie dazu im Stande sei, Top-Leistungen auf den Platz zu bringen und nun der nächste Schritt sei, im Stile einer Spitzenmannschaft auch bei schlechteren Spielen Top-Ergebnisse einzufahren.

Man könnte diesbezüglich den Sieg gegen St. Pauli als Schritt in die richtige Richtung interpretieren – oder nüchtern feststellen, dass auch hier über weiten Strecken die spielerischen Glanzmomente, die der in Teilen hochtalentierte Kader in Petto hat, nicht vorhanden waren.

Wechselhaftigkeit und Systemfrage

Eines der größten Probleme von Nuri Sahin ist aktuell, dass seine Mannschaft das Phänomen der zwei Gesichter mittlerweile sogar innerhalb eines Spieles offenbart. So spielte man bei der Niederlage in Madrid die beste Mannschaft der letzten Jahre eine Halbzeit lang an die Wand, nur um nach einer 2:0-Pausenführung völlig einzubrechen.

Gegensätzliches zeigte der BVB Ende September gegen Bochum, als der BVB im Heimspiel gegen den Tabellenletzten froh sein musste, zur Pause „nur“ mit 0:2 in Rückstand zu liegen, welchen die Dortmunder mit einer berauschenden zweiten Hälfte in ein 4:2 drehen konnten. Diese Wechselhaftigkeit muss Sahin seinem Team schleunigst austreiben. 

Hinzu kommt allerdings, dass der junge Trainer noch kein auf seine Mannschaft zugeschnittenes Spielsystem gefunden zu haben scheint. Mal lässt Sahin den BVB im 4-2-3-1 agieren, mal spielt er mit einer Dreierkette und hin und wieder auch mit einer Doppelspitze. Was ihm im Erfolgsfall als taktische Flexibilität positiv ausgelegt werden kann, scheint seine Spieler aktuell noch zu überfordern.

BVB-Trainer Nuri Sahin
BVB-Trainer Nuri Sahin
Credit: Instagram (BVB)
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So stellte Sahin in Madrid in der zweiten Hälfte auf eine Dreierkette um, wechselte die beiden bis dato auffälligen offensiven Außenspieler aus – und läutete damit den Umbruch ein. Diese Systemumstellung kreideten ihm viele Experten im Nachgang an.

So monierte beispielsweise Tabea Kemme bei „Amazon Prime“: „Maßgeblich für mich war die Systemumstellung. Dortmund hat sich seiner eigenen Stärken beraubt.“ Sahin selbst ließ verlauten: „Das ist natürlich nicht aufgegangen. Natürlich ist das dann auch mein Fehler, dem ich mich stellen muss.“

Dem muss man entgegenhalten, dass man Fehler dieser Art einem jungen Trainer wie Sahin auch zugestehen muss – und seine Joker im Saisonverlauf dem BVB bereits einige Punkte beschert haben. Allerdings gab es auch immer wieder Störgeräusche rund um seine Mannschaft. So propagierte Marcel Sabitzer bereits öffentlich, dass der Trainer ihn auf einer für ihn ungünstigen Position einsetze. 

Sahin unter Beobachtung, aber mit Rückendeckung

Trotz allem bleibt es rund um den Signal-Iduna-Park noch auffällig ruhig. Verschiedenen Medien zu Folge hat sich an der hohen Meinung, die die BVB-Bosse von Sahin haben, nichts geändert. Er gilt auch weiterhin als moderner Trainer der neuen Generation, der, wenn man ihm genug Zeit gibt, die Mannschaft weiterentwickeln kann und seine Spieler besser macht. Zudem soll er einen hervorragenden Draht zur Mannschaft haben.

Die „BILD“ will sogar erfahren haben, dass der Trainer selbst im aktuellen Worst-Case-Szenario mit einer Niederlage in der Bundesliga am Samstag beim FC Augsburg und einem DFB-Pokal-Aus in der kommenden Woche über eine Jobgarantie verfügt. Es ist also offensichtlich auch weiterhin der Plan, Nuri Sahin als BVB-Trainer der Zukunft zu etablieren und mit ihm auch durch schwerere Phasen zu gehen.

Fakt ist allerdings auch: Sahin muss dafür sorgen, dass seine Mannschaft in Zukunft endlich konstant ihr Hurra-Gesicht präsentiert. 
 



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