Viel schlechter geht es nicht: Vettels Zukunft ist vollkommen ungewiss
- Sebastian Vettel fährt in der Formel 1 hinterher
- Vettels Vertrag bei Aston Martin läuft 2022 aus
- Formel-1-Karriere von Vettel nach 15 Jahren vor Ende?
"Das Ziel ist klar: Wir wollen uns weiterentwickeln und gewinnen. Und auf dem Weg, den wir eingeschlagen haben, interessiert mich das Gewinnen am meisten."
So hat sich Sebastian Vettel noch Mitte Februar geäußert, unmittelbar nach der Vorstellung seines neuen Formel-1-Autos. Inzwischen ist April und Ernüchterung hat eingesetzt bei Aston Martin: Der neue AMR22 zählt zu den schwächsten Fahrzeugen im Feld. Der erhoffte Fortschritt unter dem neuen Reglement ist ausgeblieben.
Vettel muss mit ansehen, wie chancenlos Aston Martin ist
Das weiß auch Vettel, ohne dass er das Auto bereits an einem Rennwochenende bewegt hätte. Denn ein positiver Corona-Befund stellte Vettel nach den Wintertests und vor dem Formel-1-Auftakt in Bahrain kalt, ließ ihn auch den zweiten Grand Prix in Saudi-Arabien verpassen.
Was er von zuhause aus im Fernsehen verfolgte, dürfte seine Stimmung nicht gehoben haben: Aston Martin fährt hinterher, und das deutlich. 1,3 Sekunden fehlten im ersten Qualifying des Jahres auf die Bestzeit, 1,4 Sekunden im Zeittraining beim zweiten Grand Prix. Das sind Welten in der Formel 1.
Punkte? Hat Aston Martin nicht geholt, nicht mal, als in Dschidda nur 19 Autos an den Start gingen und fünf davon vorzeitig aus dem Rennen waren. Unter den verbliebenen 14 Fahrern belegten Vettel-Ersatzmann Nico Hülkenberg und Lance Stroll gerade mal die Positionen zwölf und dreizehn. Sehr viel schlechter geht es nicht.
Wie soll da Motivation aufkommen bei Vettel?
Und das ist die Ausgangslage für Vettel, wenn er am Wochenende beim Grand Prix von Australien in Melbourne sein Saisondebüt gibt in der Formel 1: Er weiß schon jetzt, dass er mit dem AMR22 in diesem Jahr keinen Blumentopf gewinnen wird, ja, vielleicht nicht mal WM-Punkte holen kann. Oder wenn, dann nur selten, unter besonderen Umständen, womöglich nicht aus eigener Kraft.

Das ist sehr wahrscheinlich nicht, was sich Vettel von der Saison 2022 und seinem Abenteuer bei Aston Martin versprochen hatte. Es ist weniger als das, was er 2021 mit dem Team erreicht hat, und schon das war nicht viel – gemessen an den Ansprüchen, die die britische Traditionsmarke an sich selbst hat: Aston Martin will siegen, lieber früher als später, ist davon aber weiter entfernt denn je.
Wie geht es weiter für Vettel und Aston Martin?
Was macht das mit Vettel im Herbst seiner Formel-1-Karriere? Er ist zwar erst 34 Jahre alt, wird aber nicht mehr allzu viele Saisons dranhängen wollen, schon gar nicht mit Material, das überhaupt nichts taugt. Und sein aktueller Vertrag mit dem Team läuft womöglich schon Ende 2022 aus.
"Irgendwann", so sagte Vettel selbst noch im Februar, "wird der Punkt kommen, wo wir uns mit der Zukunft auseinandersetzen."
Nach dem verpatzten Saisonstart von Aston Martin und den schlechten Vorzeichen für den weiteren Saisonverlauf 2022 ist dieser Punkt vielleicht schon da. Vettel jedenfalls dürfte ins Grübeln gekommen sein, ob sich die Aufbauarbeit bei Aston Martin überhaupt lohnt, ob er sich das Hinterherfahren weiterhin antun will.
Denn klar ist auch: Garantien, dass es 2023 besser wird, die gibt es nicht in diesem Geschäft. Und für jemanden wie Sebastian Vettel, der sich – so sagt er es selbst – am meisten für das Gewinnen interessiert, ist eine schlichte Hoffnung auf Besserung zu wenig.
Hört Vettel vielleicht sogar komplett auf?
Hinschmeißen wird Vettel bei Aston Martin aber nicht, nicht während der Saison. Die bringt er auf jeden Fall zu Ende – so schätze ich ihn ein. Aber ob dann die Motivation reicht für weitere Experimente dieser Art, bei Aston Martin oder anderswo in der Formel 1?
Diese Frage kann nur Sebastian Vettel beantworten. Wahrscheinlich wird er sich die Antwort schon sehr bald selbst geben, so oder so.
Nur eins ist ausgeschlossen: Dass Vettel die Formel 1 "eher wie ein Hobby" betreibt, so wie sein guter Freund Kimi Räikkönen zuletzt bei Alfa Romeo. Das ist nicht Vettels Stil. Er braucht die Aussicht auf Erfolg – oder er lässt es vielleicht einfach sein.
Zur Person: Über Motorsport schreiben - das wollte Stefan Ehlen schon in jungen Jahren. Seit 2008 tut er das für die marktführenden Motorsport-Portale in Deutschland: Formel1.de, Motorsport-Total.com und, seit 2015, Motorsport.com – immer mit dem Schwerpunkt Formel 1. 2019 veröffentlichte er mit "Grand-Prix-Geschichte(n)" ein Sachbuch zur F1-Historie. Er spricht regelmäßig in Podcasts und auch als TV-Kommentator.
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