Formel 1

Nach heftiger Kritik: Steiner überrascht mit Aussage über Mick Schumacher

Formel-1-Experte Günther Steiner erklärt seine Kritik an Mick Schumacher. "Ich mag ihn", sagt der 59-Jährige gegenüber Sports Illustrated. Am Wochenende arbeitet Steiner wieder beim TV-Sender RTL als Experte und schaut beim GP von Ungarn hinter die Kulissen.

Günther Steiner im Sports-Illustrated-Interview
Credit: Imago
 

 
Sports Illustrated: Sie sind seit dieser Saison F1-Experte bei RTL. Fühlen Sie sich in der Boxengasse mit oder ohne Mikrofon wohler?

 
Günther Steiner: Ich kenne die Formel 1 jetzt von beiden Seiten und muss sagen, dass ich vor meinem TV-Job keine großen Berührungsängste hatte. Klar, man muss viel lernen. Aber ich habe das Glück, mit Florian König und Kai Ebel zusammenzuarbeiten. Außerdem ist Christian Danner ein Freund von mir und Heiko Wasser kenne ich gut. Sie haben es mir sehr einfach gemacht. Wenn man mit Florian König zusammenarbeitet, denkt man, man ist schon viele Jahre dabei. Mein Start war in Bahrain. Jetzt freue ich mich, dass es weitergeht.

 
Sports Illustrated: Sie sind dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Waren Sie immer schon so direkt oder haben Sie sich diese Qualität erst im F1-Zirkus angeeignet?
 
Steiner: Ich war immer schon ziemlich direkt. Aber nur in gewissen Jobs. Wenn du Junior bist, kann man sich das nicht erlauben, sonst verlierst man seinen Job. Irgendwann ist das bei mir halt gekommen. Ich will sagen, was ich zu sagen habe, dabei aber niemanden verletzen. Ich möchte meine Meinung sagen und diese begründen. Ich habe nie die Absicht, jemanden zu schädigen. Ich habe eine Meinung, die sage ich offen und ehrlich. 
 
Sports Illustrated: Man hat den Eindruck, dass Sie besonders gerne Mick Schumacher kritisieren. Gibt es dafür einen Grund?
 
Steiner: Ich kritisiere ihn nicht. Ich habe eine Situation erklärt. Ich mag Mick Schumacher. Ich habe kein persönliches Problem mit ihm. Es wird immer wieder gesagt, dass ich eins habe. Aber ich habe keins. Ich musste für das Team eine Entscheidung treffen. Ich glaube, die durfte und musste ich sogar so treffen. Was ist das Beste fürs Team? Und wenn das Beste nicht Mick Schumacher ist, muss man dazu stehen. Ich bin dafür da, für das Team zu arbeiten und niemanden anders. Viele Leute im deutschsprachigen Raum haben mir das übel genommen. Damit kann ich leben. Ich verstehe, dass die Leute nicht happy darüber sind. Aber ich habe kein Problem damit. Ich denke nicht, dass ich deswegen ein schlechter Mensch bin. Ich habe meinen Job gemacht und weltweit haben es viele besser verstanden.
 
Sports Illustrated: Ralf Schumacher fand Ihre Kritik überzogen. Was sagen Sie dazu?
 
Steiner: Das ist mir ziemlich egal. Ich wurde in einem Podcast gefragt, was würdest du machen, wenn du Teamchef von Alpine wärst. Da habe ich gesagt, ich würde den besten Fahrer nehmen, der auf dem Markt ist. Das ist Carlos Sainz. Das ist eine einfache Antwort. Da brauchst du kein Experte zu sein. Danach wurde ich gefragt, ob ich Mick Schuhmacher nehmen würde. Ich habe nein gesagt. Und da haben die Leute geglaubt, ich habe ihn schlecht gemacht. Ich habe ihn nicht schlecht gemacht. Ich habe eine Frage ehrlich und korrekt beantwortet. Deswegen macht mir das gar nichts aus.
 
Sports Illustrated: Sie kommen aus dem Rallyesport. Warum hat Sie Niki Lauda 2001 zu Jaguar in die Formel 1 geholt?
 
Steiner: Wenn Niki noch leben würde, müssten Sie ihn fragen. Leider ist er nicht mehr unter uns. Er hat als Chef von Jaguar Racing die passenden Leute gesucht. Ich habe damals beim Ford-Konzern das Rallye-Programm verantwortet. Niki hat geglaubt, dass ich den Job gut mache. Deswegen bin ich da gelandet. Das ging alles unkompliziert und schnell, so wie viele Sachen in meinem Leben. Später sind wir Freunde geworden. Das war eine coole Zeit.
 
Sports Illustrated: 2002 wurde Niki Lauda als Jaguar-Teamchef entlassen. Warum war Ihr erstes Jahr in der Formel 1 nicht erfolgreich?

 
Steiner: Uns wurde keine Zeit gegeben. Es waren zu viele Leute im Konzern in Detroit, die nicht verstanden, dass man nicht von heute auf morgen an die Spitze fahren kann. Man kann nicht alles ruckzuck ändern. Wir hatten nur ein Jahr. Das Team war damals ein Sauhaufen, als wir es übernommen haben. Wir haben probiert es zu richten und wurden auch besser. Aber dann haben Sie Niki Lauda als Teamchef entlassen. Mich haben sie gefragt, ob ich bleiben will. Aber ich habe nein gesagt – auch aus Loyalität zu Niki. Darum bin ich da auch weg.

Günther Steiner
Günther Steiner
Credit: RTL
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Sports Illustrated: 2004 übernahm Red Bull den Rennstall von Jaguar. War zu diesem Zeitpunkt bereits absehbar, dass Red Bull einmal der erfolgreichste Rennstall in der Formel 1 wird?
 
Steiner: Wenn man Herrn Mateschitz kannte, muss man sagen, ja. Klar, war das damals ein Traum des ehemaligen Red-Bull-Chefs. Aber dieser Erfolg war absehbar. 
 
Sports Illustrated: 2014 kehrten Sie mit Haas in die Formel 1 zurück und waren zehn Jahre Teamchef. Was haben Sie richtig gemacht und was würden Sie im Rückblick anders machen?

 
Steiner: Ich denke, wir haben das Team richtig aufgebaut. Was ich anders gemacht hätte, wäre mehr Geld zu fordern. Man muss in der Formel 1 in ein Team investieren, um Erfolg zu haben. Ich habe immer probiert, mit dem wenigen Geld das Beste herauszuholen. Demnach würde ich heute in finanziellen Dingen konsequenter sein.
 
Sports Illustrated: Wenn Sie als F1-Teamchef ein unbegrenztes Budget gehabt hätten. Welchen Fahrer hätten Sie am liebsten verpflichtet?
 
Steiner: Damals hätte ich Lewis Hamilton geholt. Er war zu meiner Zeit in der Formel 1 der absolut Beste. Heute würde ich Max Verstappen verpflichten. Aber auch Lando Norris ist interessant. 
 
Sports Illustrated: In der Formel-1-Historie gab es viele fantastische Piloten. Wer ist für Sie der beste F1-Fahrer aller Zeiten?

 
Steiner: Ayrton Senna. Ich habe zwar nie mit ihm zusammengearbeitet oder ihn persönlich kennengelernt. Ich kann nur das berichten, was mir die Leute erzählt haben. Aber da war er der Beste. Man muss jedoch auch sagen, dass jede Zeitspanne in der Formel 1 ihren eigenen besten Fahrer hatte. In den 1970er Jahren benötigte man als Fahrer ganz andere Voraussetzungen. Das war komplett verschieden zur heutigen Zeit. 
 
Sports Illustrated: In den 1990er und 2000er Jahren dominierte Michael Schumacher die Formel 1. Wie viel hat ihm die Formel 1 für die Entwicklung dieses Sports zu verdanken?
 
Steiner: In Deutschland hat er sicherlich sehr viel für die Formel 1 getan. Vor seiner Zeit war die Formel 1 in Deutschland ein Nischensport. Mit Michael ist die Formel 1 innerhalb weniger Jahre zum Volkssport geworden. Mit dem Karriereende von Michael ist das Interesse auch wieder nach unten gegangen Zwar hatte Deutschland Fahrer wie Nico Rosberg und Sebastian Vettel. Die haben es aber nie geschafft, das zu bringen, was Michael geleistet hat.
 
Sports Illustrated: In Ihrem Buch "Surviving to Drive" schreiben Sie über Druck in der Formel 1. Ist die mentale Belastung in den vergangenen Jahren größer geworden, auch durch Social Media?
 
Steiner: Ja, der Druck ist sicherlich größer geworden. Wenn man sich die ganzen Sachen anschaut und anhört, die über einen geschrieben oder gesagt werden, muss man drüberstehen. Man kann nicht alles so nehmen, wie es geschrieben wird. Man sollte aber auch wissen, dass dich nicht alle lieben oder gernhaben können. Damit muss man leben. Deswegen ist es das Beste, man schaut sich gar nicht so viel an und bekommt nicht so viel mit. Aber ja, auch durch Social Media ist der Druck höher geworden, weil es viel mehr Informationen gibt als früher – egal, ob positiv oder negativ.

F1-Experte Günther Steiner mit seinen RTL-Kollegen Florian König und Kai Ebel
F1-Experte Günther Steiner mit seinen RTL-Kollegen Florian König und Kai Ebel
Credit: RTL
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Sports Illustrated: Viele Topsportler arbeiten mit Mentaltrainern, um sich gegen den enormen Druck zu wappnen. Können einem solche Mentaltrainer helfen?
 
Steiner:
Ich bin sicher, manche Leute brauchen so eine Unterstützung. Es ist gut, wenn man dazu steht und sich helfen lässt. Wenn man selbst damit nicht fertig wird, um das Beste aus sich auszuholen, finde ich das komplett richtig. Das Gute ist, wenn man es einsieht und sagt, ich brauche jemanden. Das ist der erste Schritt. Ich respektiere diese Menschen, die sich Unterstützung holen. 
 
Sports Illustrated: McLaren und mittlerweile Mercedes rücken in dieser Saison wieder näher an Red Bull heran. Wie lange wird die Dominanz von Red Bull und Max Verstappen noch halten?
 
Steiner: Ich glaube, die Dominanz ist gar nicht mehr da. Im Moment gibt es vier Hersteller, die Formel-1-Rennen gewinnen können. Das hängt von der Strecke ab. 
 
Sports Illustrated: Audi will 2026 in die Formel 1 einsteigen. Wird dieses Projekt Erfolg haben?
 
Steiner: Im Moment sieht es danach aus, aber man weiß ja nie. In der Formula 1 ändern sich viele Dinge ziemlich schnell. Das Motorenprogramm ist etwas Schwieriges, aber Audi startet ja nicht bei Null.  Es wird jedoch nicht einfach, da hinzukommen, wo die anderen jetzt sind. Ab 2026 gibt es aber ein neues Reglement und die Ausgangslage ist für alle gleich. Mit Volkswagen im Rücken kann ich mir vorstellen, dass das Programm erfolgreich wird. 
 
Sports Illustrated: Würden Sie gerne in die Formel 1 zurückkehren? 

Steiner: Ich bin im Moment in einer anderen Rolle und arbeite als TV-Experte. Das gefällt mir sehr gut. Wenn ich in die Formel 1 zurückkehre, muss das Projekt interessant für mich sein. Nur um einen Job zu haben, mache ich das nicht. Dann mache ich lieber das, was ich gerade mache. Ich laufe nicht herum und suche einen Job. Falls jemand ein interessantes Projekt über drei, vier oder fünf Jahre hat, höre ich mir das gerne mal an. 
 
Sports Illustrated: RTL zeigt die nächsten Rennen in Ungarn, Belgien und den Niederlanden. Was wird Ihre Aufgabe sein?
 
Steiner: Ich möchte den Zuschauern so viele Information wie möglich geben. Ich kenne viele Leute in der Formel 1, habe spannende Hintergrundinformationen und kann meine Meinung zu wichtigen Themen sagen. Das werden meine Aufgaben sein. Darauf freue ich mich, mit den RTL-Kollegen zusammenzuarbeiten und abzuliefern. Es ist immer schön, wenn viele Leute zuschauen und ihnen die Sendung gefällt. Das ist wie in der Formel 1, wenn du Erfolg hast und Punkte holst. 

TV-Tipp:

Die Königsklasse fährt wieder bei RTL. Diese Saison feiert die Formel 1 ihr Comeback im Free TV. Im Rahmen der kürzlich angekündigten Content-Partnerschaft mit Sky Deutschland überträgt RTL dieses Jahr noch sechs Rennen live im Free TV und wird an jedem Rennwochenende das Qualifying oder den Sprint entweder bei RTL oder auf RTL+ ausstrahlen.

Formel 1 live bei RTL im Free-TV

  • 21.07.2024 - Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 28.07.2024 - Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 25.08.2024 - Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 01.09.2024 - Großer Preis von Italien (Monza)
  • 15.09.2024 - Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 24.11.2024 - Großer Preis von Las Vegas

An diesen Wochenenden zeigt RTL das Qualifying oder den Sprint im Free-TV live:

  • 20.07.2024 - Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 27.07.2024 - Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 24.08.2024 - Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 31.08.2024 - Großer Preis von Italien (Monza)
  • 14.09.2024 - Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 21.09.2024 - Großer Preis von Singapur
  • 23.11.2024 - Großer Preis von Las Vegas


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