Formel 1

Formel-1-Wunderkind Kimi Antonelli: "Mercedes kennt mein Potenzial"

Der 18-jährige Italiener Kimi Antonelli soll bei Mercedes eine neue Ära des Erfolgs einläuten. Bislang läuft es in der Formel 1 für den Rookie und Ziehsohn von Toto Wolff nach Plan.

Kimi Antonelli
Credit: Imago
  • Kimi Antonelli gilt als große Zukunftshoffnung von Mercedes
  • Trotz jungen Alters zeigt er außergewöhnliche Reife, Talent und Anpassungsfähigkeit
  • Teamchef Toto Wolff verfolgt mit Antonelli einen langfristigen Plan

Manchmal wirkt Andrea Kimi Antonelli, den alle Rennwelt nur Kimi ruft, noch wie ein Schüler, der versehentlich auf einer Oberstufenparty gelandet ist. Da gilt es dann, besonders lässig zu sein.

So steht dieser Kimi in der Wüstenhitze von Bahrain zwischen all den Formel-1-Größen mit ihren kurzärmeligen Teamhemden in einem silbern glänzenden Anorak mit hochgezogenem Reißverschluss. Die anderen gucken ungläubig, fassen das Material an, Teamkollege George Russell frotzelt: „Er will zum Mond fliegen.“ So schnell aber lässt sich sein Juniorpartner nicht aus der Ruhe bringen: „Ich bin bereit, letztes Jahr habe ich schon die NASA besucht.“ Ein Astronaut im Silberpfeil, in eine eigene Umlaufbahn geschossen.

Tatsächlich diente die Jacke zur Abkühlung – als wenn der 18-Jährige nicht schon cool genug wäre. Zum Debüt Vierter in einem Regenrennen, beim dritten WM-Lauf als Jüngster der Formel-1-Geschichte zum ersten Mal ein Rennen angeführt und die schnellste Runde gefahren – und damit dem ehemaligen Wunderkind Max Verstappen diesen Rekord abgejagt.

Rising Star: Beim Auftaktrennen in Melbourne wurde Kimi Antonelli auf Anhieb Vierter.
Rising Star: Beim Auftaktrennen in Melbourne wurde Kimi Antonelli auf Anhieb Vierter.
Credit: Imago
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Der Weltmeister ist sein Maßstab, in jeder Hinsicht: So wie Red Bull den Niederländer zum Champion gemacht hat, will es Mercedes mit dem Italiener gleichtun. Eine zweistellige Millionensumme hat der Rennstall schon in Antonellis Karriere gesteckt – es ist eine große Wette.

Die Formel 1 steht vor einem rasanten Generationswechsel. Als Branchensenior Fernando Alonso zum ersten Mal Weltmeister wurde, war Kimi noch gar nicht geboren. Momentan absolvieren gleich sechs Fahrer ihre erste komplette Grand-Prix-Saison – Welpenschutz gibt es für keinen. Dafür eine manchmal schon unmenschlich erscheinende Erwartungshaltung.

So gut vorbereitet wie Antonelli, geschult mit 10.000 Testkilometern, ist kaum ein anderer für den Verdrängungswettbewerb. Die Konzernspäher hatten sein Talent schon erkannt, als Klein Kimi elf Jahre alt war. Jetzt muss er auf Anhieb den zu Ferrari abgewanderten Megastar Lewis Hamilton ersetzen – größere Schuhe kann es kaum geben.

Bevor der Rekordweltmeister sein Zimmer im Motorhome für immer verließ, hat er noch aufmunternde Worte für seinen Nachfolger an die Wand geschrieben. Einmal mehr riss Antonelli seine ohnehin großen Augen noch ein Stückchen weiter auf. Vom Vergleich mit Hamilton, der auf der Strecke nun sein Gegner ist, hat er sich schnell emanzipiert: „Ich möchte nicht arrogant klingen, aber ich würde gerne meine eigene Geschichte schreiben.“

Kimi Antonelli: Kein gewöhnlicher Rookie

Frech wie ein Routinier zu fahren – das kann er schon. Dafür haben ihn die Fans in China gleich zum Fahrer des Tages gewählt, was er selbst allerdings als „weird“, also merkwürdig, empfindet. Es ist diese Selbstbeschleunigung, das innere Tempo, das Antonelli offenbar auf Knopfdruck abrufen kann. Bei den immer neuen Versuchen, sich in den Grenzbereich zu katapultieren, ist sein roher Speed überragend.

Vor allem aber besitzt er eine rapide Anpassungsfähigkeit an neue Bedingungen – eine echte Championtugend. Antonelli wirkt weit erwachsener, als es das Geburtsdatum in seinem Führerschein vermuten lässt. Den hat er erst seit Januar. Im Renncockpit ist er fokussiert, analytisch und bereit, immer noch eine andere Ideallinie zu finden – das erinnert tatsächlich stark an Max Verstappen.

„Der Nachwuchs von heute ist besser ausgebildet, es geht schon mit sechs Jahren los. Sie arbeiten mit Ingenieuren zusammen, lernen früh, dass im Motorsport viel intellektueller Aufwand dazugehört. Kognitiv sind sie allein durch die Online-Simulationen schon weit“, sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. „Rookies wie Kimi bewegen sich auf einer ganz neuen Ebene.“

Antonelli in der Mercedes-Box.
Antonelli in der Mercedes-Box.
Credit: Imago
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Der Österreicher verfolgt mit seinem Ziehsohn einen Masterplan, wie ihn der Stuttgarter Automobilhersteller vor mehr als drei Jahrzehnten mit Michael Schumacher schon einmal verwirklicht hat. Nur dass Schumi damals bei der Konkurrenz landete – das darf nicht wieder passieren. Trotzdem bleibt da immer ein Risiko für beide Seiten.

Die Formel 1 ist ein Piranha-Becken, dem Antonelli mit einem sonnigen Gemüt und großer Neugier begegnet. Statt sich beim Verlassen der Rennstrecke hinter getönten Scheiben einer Limousine zu verstecken, kurbelt er das Seitenfenster runter, wenn es an den Fans vorbeigeht. So holt er sich Energie rein, genießt aber auch sein neues Leben in vollen Zügen. Fehler darf er in diesem Jahr noch machen – allerdings auch nicht zu viele. „Aber ich bremse lieber jemanden ein, als jemanden schneller machen zu müssen“, sagt Wolff. „Denn Letzteres ist unmöglich.“ Vor den Urteilen anderer, sagt Kimi Antonelli zielstrebig, habe er keine Sorge: „Mercedes kennt mein Potenzial.“ Was Wolff umgehend bestätigt: „Kimi ist unsere langfristige Zukunft.“

Noch Fragen zum Druck? „Mental ist schon alles ziemlich hart an Formel-1-Wochenenden. Deshalb ist es einfach ein gutes Gefühl, wenn das Tempo stimmt und man den nächsten Schritt macht“, sagt der Protegé und weiß: „In schwierigen Momenten kann ich um Rat fragen, und Toto hat bisher immer einen Weg gefunden, mein Selbstvertrauen zu stärken.“

Der 18-jährige Italiener Kimi Antonelli soll bei Mercedes eine neue Ära des Erfolgs begründen. Bislang läuft es in der Formel 1 für den Rookie und Ziehsohn von Toto Wolff nach Plan.
Der 18-jährige Italiener Kimi Antonelli soll bei Mercedes eine neue Ära des Erfolgs begründen. Bislang läuft es in der Formel 1 für den Rookie und Ziehsohn von Toto Wolff nach Plan.
Credit: PR
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Ein bisschen was hat der Golden Boy von Mercedes schon zurückgeben können: Wolffs Sohn Jack hat seine ersten Versuche im Rennkart unter Kimi Antonellis Anleitung gemacht.

Wer sich so entspannt gibt, der kann seinen Vornamen nur von Kimi Räikkönen haben, der für ewig als „Iceman“ gilt. Hat er aber nicht – sondern von einem Freund der Familie. Mit zwölf durfte Antonelli in Monza seinen Namensvetter tatsächlich kennenlernen: „Ich war superaufgeregt, als ich zu ihm hin bin, und er hat null Reaktion gezeigt. Seither weiß ich, warum er so genannt wird.“



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