Formel 1

Formel 1: So haben sich die Autos in 75 Jahren Formel 1 verändert

Zum 75-jährigen Jubiläum der Rennserie: Welche legendären Autos und revolutionären Ideen den Sport seit 1950 prägten – und für immer veränderten
 

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  • Formel 1: Die Evolution seit 1950 
  • Mercedes dominierte in den 2010er Jahren, bevor Red Bull durch Max Verstappen Führung übernahm
  • „Halo“-System: Sicherheits- und Performance-Verbesserungen

Es existiert kein anderer Sport, in dem das Material eine solch entscheidende Rolle spielt wie in der Formel 1. Im besten Fall bildet ein sehr guter Fahrer in einem perfekten Auto genau jene Mensch-Maschine, die Red Bull mit Max Verstappen in den vergangenen Jahren nahezu unschlagbar machte.
Andererseits wird auch der talentierteste Fahrer in einem unterlegenen Rennauto dem Titel vergeblich hinterherfahren.

Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Formel 1 blicken wir zurück auf die Entwicklung der Rennboliden – von den 1950ern bis heute.

Mercedes-Benz Silberpfeil W 196
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Die Geburt der Formel 1

Die Formel 1, wie wir sie heute kennen, wird 1950 von der FIA ins Leben gerufen. Das erste Rennen findet in Pau im Südwesten Frankreichs statt, und Frontmotor-Autos wie der Alfa Romeo 158 dominieren. Nach dem Wiedereinstieg von Mercedes-Benz in den Rennsport wird Juan Manuel Fangio 1954 am Steuer des stromlinienförmigen Silberpfeils W 196 überragend Weltmeister. Erst 1958 rückt das Triebwerk mit dem Cooper T51 nach hinten, was die Gewichtsverteilung und Handhabung revolutionierte. An Bord des Coopers gewinnt Stirling Moss erstmals 1958 beim GP von Argentinien – und setzt damit den neuen Standard.

Cooper T51
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Neue Motoren prägen den Sport 

1961 begrenzen die Regulierungsbehörden aus Sicherheitsgründen die Motoren auf 1,5 Liter, um die Geschwindigkeit auf der Strecke zu senken. Fünf Jahre später wird diese Regel wieder aufgehoben, und 3-Liter-Motoren, wie der Ford-Cosworth-DFV-Motor, werden Standard. Honda steigt 1964 mit dem RA271 in die Formel 1 ein, muss jedoch schnell feststellen, dass die europäischen Motorenbauer noch überlegen sind. Die 60er-Jahre markieren die Lotus-Ära in der Formel 1, geprägt von Entwicklungen wie dem Monocoque-Chassis. Gegen Ende des Jahrzehnts werden Flügel (Aerofoils) im Rennsport eingeführt, die für mehr Abtrieb, Traktion und Stabilität sorgen. Lotus experimentiert 1968 beim GP in Monaco zum ersten Mal mit kleinen Flügeln.

Das Lotus-Team ersetzt das Spaceframe-Chassis durch ein leichtes Aluminium-Monocoque. Diese Innovation verhilft Jim Clark zu zwei WM-Titeln innerhalb von drei Jahren.
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Niki Lauda kommt 1974 zu Ferrari als Teil eines großen Umbruchs. Mit dem neuen 312T gewann er 1975 die Weltmeisterschaft und beendet Ferraris elfjährige Titel-Durststrecke.
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Die Formel 1 wird aerodynamisch

In den 1970er-Jahren beginnt das Zeitalter der Aerodynamik. Ferrari erobert 1975 mit Niki Lauda und Clay Regazzoni sowie deren Erfolgsauto Ferrari 312T die Spitze der Formel 1. Renault stellt 1977 mit dem RS01, gefahren von Jean-Pierre Jabouille, das erste Formel-1-Auto mit Turbomotor vor – und eröffnet damit neue Leistungsmöglichkeiten. Konstrukteur Colin Chapman nutzt im Lotus 78 erstmals den Ground-Effect. Der Unterboden wirkt dabei wie ein Flugzeugflügel, um Antrieb zu erzeugen. Erstmals kommt Werbung von John Player Special auf die Autos, und Tyrrell experimentiert 1976/77 mit einem sechsrädrigen Auto, dem Tyrrell Ford P34 – am Ende erfolglos. 

Renault setzte 1977 im RS01 den ersten Turbomotor (oben) ein. Unten: Der Lotus 78 war das erste Formel-1-Auto mit Bodeneffekt und bekannt für seine schwarz-goldene John-Player-Special-Lackierung.
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Das Turbo-Jahrzehnt

Ab 1983 übernehmen die Turbomotoren die Formel 1, nachdem Nelson Piquet mit einem 1000-PS-BMW-Motor die Weltmeisterschaft gewinnt. Im Jahr 1988 dominiert der McLaren MP4/4 mit dem Turbo-Honda-Motor die Saison: 15 von 16 Siegen für die beiden McLaren-Fahrer. Eines der erfolgreichsten Formel-1-Autos der Geschichte, das von Ayrton Senna und Alain Prost als Waffe auf der Rennstrecke eingesetzt wird. Zur Saison 1989 werden die Turbomotoren aufgrund von Leistungsschwankungen verboten, stattdessen schreiben die Veranstalter 3,5-Liter-Sauger vor. Damit kehren die Lufthutzen hinter dem Cockpit und über dem Fahrerhelm zurück.

Der Siegeszug der Elektronik

Das Elektronik-Zeitalter beginnt, und das technologisch fortschrittlichste Auto ist der Williams FW14B mit aktiver Radaufhängung und Traktionskontrolle. Zu Beginn der Saison 1994 folgt das Verbot der FIA von elektronischen Fahrhilfen aus Kosten- und Sicherheitsgründen, doch einige Teams tricksen weiter. Auch im Benetton-Ford von Michael Schumacher wird eine versteckte Traktionssoftware nachgewiesen. Der damals 25-Jährige krönt sich in Adelaide zum ersten deutschen Formel-1-Weltmeister. Nach Ayrton Sennas tödlichem Unfall werden 1995/96 größere Cockpits und höhere Seitenwände eingeführt. Ab 1998 senkt eine Rillenreifen-Vorschrift die Kurvengeschwindigkeit: drei Rillen vorne und vier hinten.

Schumachers Benetton-Ford steht wie kaum ein anderes Auto für das Formel-1-Design des Jahrzehnts.
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Die Ferrari-Dominanz

Der Ferrari F2004 mit V10-Motor ist das dominanteste Auto der Nullerjahre. Mit dieser Maschine fahren Michael Schumacher und Ferrari in der Fahrer- und Konstrukteurswertung überlegen zum WM-Titel 2004. Der F2004 stellt Rekorde in Monza, auf dem Magny-Cours und in Shanghai auf und fährt eine Höchstgeschwindigkeit von über 320 km/h. Die Formel 1 verabschiedet sich 2006 von der 3,0-Liter-V10-Motorenformel und wechselt auf 2,4-Liter-V8-Triebwerke. 2009 wurde das Kinetic Energy Recovery System (KERS) eingeführt, das Bremsenergie in Extra-Leistung umwandelt. Zudem kommen verstellbare Front- und Heckflügel zur Optimierung der Aerodynamik hinzu.

Unter der technischen Leitung von Ross Brawn perfektioniert Ferrari den F2004. Das F1-Auto sichert Schumacher seinen siebten WM-Titel.
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Hybridantrieb und Sicherheit

Sebastian Vettel wird von 2010 bis 2013 Weltmeister mit Red Bull. Als 2014 die 1,6-Liter-V6-Hybridmotoren eingeführt werden, gelangt jedoch Lewis Hamilton mit Mercedes an die Spitze, der ab 2014 sechs WM-Titel einfährt. Bei den Hybridmotoren stehen Umweltaspekte im Vordergrund, da sie einen Motor mit Turbolader mit Energierückgewinnungssystemen (ERS) kombinieren. Diese Technologie macht die Formel 1 nachhaltiger. Seit 2018 ist auch das „Halo“-System verpflichtend: ein Titanring über dem Cockpit der Fahrer, der vor Trümmern und Unfällen schützt. 

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Nach seinem ersten WM-Titel mit McLaren wechselt Lewis Hamilton 2013 zu Mercedes, wo er zwischen 2014 und 2020 sechs weitere WM-Titel gewinnt.

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Der Red-Bull-Effekt

Zu Beginn des Jahrzehnts dominiert Mercedes weiterhin: Der W11, mit fortschrittlichem Getriebe und 1.025 PS starkem V6-Motor, bricht mehrere Rekorde und ist eines der schnellsten F1-Autos aller Zeiten. 2022 markiert die Rückkehr der Ground-Effect-Autos, um Überholmanöver zu erleichtern. Red Bull nutzt das neue Aerodynamik-Reglement mit dem RB18 optimal: Konstrukteur Adrian Newey liefert ein Auto mit beachtlichem Abtrieb und hoher Kurvenstabilität. Das Ergebnis: Seit 2021 gewinnt Max Verstappen jede Weltmeisterschaft und dominiert mit Red Bull den Formel-1-Zirkus. 

Der Red Bull RB18, den Max Verstappen in der Formel-1-Saison 2022 fährt, profitiert von aerodynamischer Effizienz und fortschrittlichen Aufhängungssystemen. Auch sein Nachfolger RB19 ist ein Performance-Monster.
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Ein Blick in die Zukunft

Ab 2026 führt die FIA neue Motorenregeln ein, die den Fokus stärker auf Elektroantrieb und Nachhaltigkeit legen. Die Fahrzeuge werden 30 Kilogramm leichter und erhalten eine dreifach größere Batteriekapazität, die zwischen Verbrennungs- und Elektroantrieb aufgeteilt wird. Zudem soll der manuelle Überholmodus für mehr Überholmanöver auf der Strecke sorgen. Um die Umweltbelastung weiter zu reduzieren, wird der Einsatz von 100 Prozent nachhaltigem Kraftstoff angestrebt. Das Fernziel: Bis 2030 soll die Formel 1 vollständig klimaneutral sein.



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