Road to Munich

"Lichtblick" Amon-Ra St. Brown: Deutscher Rohdiamant sticht bei Detroit Lions heraus

Der NFL-Saisonstart rückt näher. Mitte Juli starten die Trainingscamps. Amon-Ra St. Brown, der als Rookie 2021 sein Potenzial andeutete, muss sich wieder beweisen. Football-Experte Daniel Jensen analysiert im Blog "Road to Munich" das Toptalent aus Deutschland.

Amon-Ra St. Brown
Credit: Getty Images
  • NFL-Saison startet am 8. September, die Preseason Anfang August
  • Amon-Ra St. Brown überzeugte am Ende seiner Rookie-Saison
  • Detroit Lions wählten St. Brown 2021 in der 3. Runde an Position 112

Mit 912 Yards und fünf Touchdowns war Amon-Ra St. Brown in der letzten Saison der beste Passempfänger seines Teams. Die Detroit Lions waren zwar weder besonders gut, noch hatte er wirklich starke Konkurrenz auf der Position, trotzdem war das deutsche Talent einer der Lichtblicke in dieser schwierigen Spielzeit. Gerade die letzten vier Spiele mit 35 Ballfängen zeigten das unglaubliche Potenzial von St. Brown. Viele NFL-Experten erwarten von ihm in diesem Jahr eine weitere Leistungsexplosion.

Der Start war noch holprig, doch seither wandelt Amon-Ra St. Brown auf Odell Beckham Jr.'s Spuren

Noch vor dem Draft 2021 wurden Amon-Ra St. Brown zwar überdurchschnittliche körperliche Fähigkeiten und ein Instinkt für das Fangen des Footballs ausgestellt, ein Problem für Scouts war aber seine Schwäche im Route-Running und der sogenannten "Seperation" – also dem Gewinnen von Abstand zu den Verteidigern, die ihn verfolgen und abschirmen. In den ersten sieben Matches der letzten Saison hat er dann auch genau so gespielt – kein Touchdown und nur wenige Targets.



Es sieht von außen so aus, als ob die Trainer bei den Lions eine ganze Zeit mit ihm arbeiten mussten, bevor Quarterback Jared Goff und das Team ihm genug vertrauen schenkten. Dann aber knallte es so richtig: St. Brown fing in vier aufeinanderfolgenden Spielen als Rookie jeweils mindestens acht Bälle – und gesellte sich damit in einen exklusiven Klub: Nur Odell Beckham Jr. schaffte das für die New York Giants in seiner Debütsaison.

Ist St. Brown wirklich so ein Ausnahmetalent?

Das Rookie-Jahr von Amon-Ra St. Brown war historisch gut – für einen Lions-Receiver. Er war besser als der großartige Calvin Johnson in seinem ersten Jahr in der Liga. Aber: Die großartigen Spiele lieferte St. Brown am Ende der Saison ab, als Tight End T.J. Hockenson verletzt war und auch sonst nicht viele Receiver mit Potenzial auf dem Feld standen.

Jetzt werden neben Hockenson auch der Running Back De’Andre Swift und die beiden neuen Receiver DJ Chark (kam von den Jacksonville Jaguars) und der Rookie Jameson Williams auflaufen und auf Bälle von Goff spekulieren. Jameson war ein Kandidat für den ersten Pick im Draft, erlitt im College-Finale aber einen Kreuzbandriss. Für das Trainingscamp im Juli reicht es daher noch nicht, aber Jameson wird im Laufe der Saison zum Team stoßen. Fragt sich also:

Wie gut ist St. Brown mit stärkerer Konkurrenz?

Für St. Brown war die Entwicklung im ersten Jahr sehr wichtig. Im Interview mit Jan Weinreich vom YouTube-Kanal "Footballerei" gab er zu, dass er am Anfang des Jahres noch Probleme mit dem großen Playbook der Lions hatte. Jetzt fühlt er sich sicherer und versteht genau, was die Coaches von ihm wollen. Jetzt konzentriert er sich darauf, die Basics umzusetzen: gute Routen zu laufen, die Bälle sicher zu fangen und das Maximum nach dem Catch rauszuholen.

Sein Vorbild ist dabei Super-Bowl-MVP Cooper Kupp, der auch nicht der schnellste Mann auf dem Feld ist, aber "schlauer ist". Der, Kupp, beeindruckte St. Brown, als er in einem Interview nicht nur auf sich selbst geguckt hat, sondern sowohl die gegnerische Defensive als auch seine Mitspieler analysierte. Dieses Verständnis des Spiels möchte St. Brown auch entwickeln und damit der Konkurrenz, auch im eigenen Team, einen Schritt voraus sein.



Als Amon-Ra St. Brown im Juni in Deutschland war, begleitete ihn seine Mutter Miriam. Gerade für sie ist es besonders, dass Amon-Ra jetzt auch in ihrer Heimat immer mehr Aufmerksamkeit erfährt. Sie wünscht sich dabei eines ganz besonders: "Die Cincinnati Bengals waren vor zwei Jahren das schlechteste Team der Liga und standen dieses Jahr im Super Bowl. Das gleiche wird mit den Lions passieren." Dann wäre ihr Sohn definitiv im NFL-Olymp angekommen. Wir drücken die Daumen! 

Zur Person: Daniel Jensen produziert beruflich digitale Sportinhalte und ist seit 2020 als Host in der Footballerei vor dem Mikrofon. Seine Liebe zum Football entstand während eines Austauschjahres in Kansas. Am 6. September 2022 erscheint sein Buch "Patrick Mahomes – Die Unglaubliche Geschichte des NFL-Superstars". Wöchentlich berichtet er hier über das erste NFL-Spiel in Deutschland im November. 

Buchcover "Patrick Mahomes" von Daniel Jensen
Credit: Daniel Jensen
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