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NFL-Spieler Leander Wiegand: Darum ist Oliver Kahn mein Vorbild

Leander Wiegand spielt 2025 in der NFL für die New York Jets. Zuvor stand er bei den Munich Ravens in der ELF unter Vertrag. Im Sports-Illustrated-Interview spricht er über seine Anfänge, Ehrgeiz und warum Oliver Kahn sein Vorbild ist.

Leander Wiegand spielt 2025 in der NFL für die New York Jets
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Sports Illustrated: Sie stehen seit diesem Sommer in der NFL als Undrafted Free Agent bei den New York Jets unter Vertrag. Warum haben Sie mit Football angefangen und wann hat es bei Ihnen "klack" gemacht?

Leander Wiegand: Während meines Austauschjahres 2018 in den USA habe ich mich zum ersten Mal richtig für Football interessiert. 2019 war ich im Football-Camp von Björn Werner. Da hat es "klack" gemacht. Ab diesem Zeitpunkt habe ich professionell trainiert. Davor war es eher weniger. Ich habe zwar immer gerne Sport gemacht, habe aber nie einen Gedanken daran verschwendet, dass man für Erfolg auch etwas opfern muss. Das ist jetzt anders. Ich habe auch gelernt habe, mal nein zu sagen.

Sports Illustrated: Wann haben Sie gemerkt, dass Sie es in die NFL schaffen können?

Wiegand: Als ich mit Football angefangen habe, hatte ich das Gefühl, dass vielleicht die Möglichkeit besteht, weit zu kommen. Mir haben zu Beginn zwar einige gesagt, dass es diese Möglichkeit nicht gibt, weil ich nicht extrem talentiert war. Das Einzige, was ich hatte, war meine gute Physis – und dass ich größer als der Durchschnitt war. Aber ich war jetzt nicht super stark. Das kam alles durch hartes Training. 2018 habe ich Jakob Johnson getroffen und mit ihm gesprochen, weil ich den Traum hatte, ans College zu gehen. Er meinte, dass das theoretisch möglich sei. Aber vielleicht wollte er einfach nur nett sein, denn meine Leistungen waren eine Katastrophe. Ich war zu langsam. Aber ich habe nicht lockergelassen und mit meinem Athletik-Coach in Aachen trainiert. Jetzt denke ich, dass ich in der NFL mithalten kann.

Sports Illustrated: Amon-Ra St. Brown hat in seiner Jugend wie ein Besessener trainiert – und ist einer der Stars in der NFL. Was machen Sie ihm Training anders als andere?

Wiegand: Es gibt kein Geheimrezept, wie man besser wird. Aber man muss an sich glauben und seinen Weg geradlinig verfolgen. Das Wichtigste ist konstante Disziplin. Man muss einen gewissen Grundstein legen und dann kommt alles andere. Manche Dinge, wie Verletzungen, kann man nicht kontrollieren. Neben meinem Training achte ich aber auf meine Ernährung. Anstatt mal einen Cookie zu essen, absolviere ich lieber mein Bauchtraining – oder stehe ein bisschen früher auf, um zu trainieren. Ich kräftige und dehne mich dann und schaue, was die Schwachstellen an meinem Körper sind.

Sports Illustrated: Haben Sie Vorbilder, an denen Sie sich orientieren?

Wiegand: Zu meinen Vorbildern zählt Oliver Kahn, der mental unglaublich stark ist. Ich finde auch Antonio Rüdiger klasse, der im Spiel immer alles gibt und bis zum Umfallen kämpft. Das spiegelt auch meine Einstellung im Sport wider. Ich gebe nie auf und kämpfe darum, meine Ziele zu erreichen. Ich möchte der ultimative Wettkämpfer sein – auch mit einer gewissen Aggressivität im Spiel. Manchmal muss man halt Kante zeigen.

Oliver Kahn
Oliver Kahn
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Sports Illustrated: Wie starten Sie in den Tag als Football-Profi?

Wiegand: Neben dem Training ist Schlaf das Wichtigste für einen Profi. Ich schaue, dass ich täglich auf neun Stunden Schlaf komme. Das ist wichtig für meine Regeneration. Nach dem Aufstehen fange ich meist mit Dehnungs- und Balanceübungen an und kümmere mich um meinen Körper. Das sind meistens 20 bis 25 Minuten. Dann gibt es Frühstück. Am Abend nach dem Training, wenn der Körper weh tut, setze ich mich meist auf den Boden – schaue einen Film – und mache meine Bauch- und Nackenroutine.

Sports Illustrated: Sind Sie im Kraftraum derjenige, der als Letzter das Licht ausmacht?

Wiegand: Unser Tag als Football-Profi ist komplett durchgetaktet. Da wird der Kraftraum irgendwann für alle zugemacht. Aber nach dem Abendbrot, wenn ich das Essen verdaut habe, gehe ich gerne nochmal ins Gym. Das ist bei mir in der Nähe, wo ich wohne. Am Abend ist das Gym meistens leer und ich kann in aller Ruhe meine Kräftigungsübungen machen. Ich bleibe meist, bis jemand zum Saubermachen kommt. 

Sports Illustrated: In dieser Saison spielen Sie für die New York Jets. Auf welcher Position werden Sie auflaufen?

Wiegand: Als Offensive Tackle werde ich wahrscheinlich nicht spielen, weil immer mehr NFL-Teams dazu tendieren, sehr große Spieler mit langen Armen zu nehmen. Ich werde wohl auf der Position des Guards auflaufen, trainiere aber auch die Center-Position. Mein Ziel ist es, dass ich von meinem Team dort eingesetzt werde, wo es mich braucht – egal auf welcher Position in der O-Line. 

Sports Illustrated: Haben Sie einen Lieblingsspieler in der NFL?

Wieland: Früher fand ich J.J. Watt gut, weil ich zu Beginn meiner Karriere auch Defensive End gespielt habe. Jetzt ist es Chris Lindstrom, der Right Guard von den Atlanta Falcons. Ihm schaue ich gerne zu. Er ist meiner Meinung nach der beste Guard in der NFL – und ist jetzt auch nicht übermäßig groß oder schwer. Er kommt über seine gute Technik. Ihm zuzuschauen ist ein absolutes Gedicht. 

Sports Illustrated: Wie schwer ist es, sich auf die Playbooks in der NFL umzustellen?

Wiegand: Die Playbooks in der NFL sind schon anders als in der ELF. Aber das Wichtigste ist, das System zu erkennen. Dafür muss man wieder wie vor einer Mathe-Klasur üben, um alle Spielzüge draufzuhaben. Man muss die Philosophie des Trainers und des Teams verstehen, dann ist das kein Problem. 



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