Atlanta Falcons

Berliner Lenny Krieg: Vom Fußballer zum Profi-Kicker in der NFL

Lenny Krieg wechselt in die NFL zu den Atlanta Falcons. Für den Berliner geht damit ein Traum in Erfüllung. Vom Fußballer zum Profi-Kicker in die beste Football-Liga der Welt. Im Sports-Illustrated-Interview spricht er über seine Karriere, das NFL-Combine und seine Ziele.

Lenny Krieg wechselt in die NFL zu den Atlanta Falcons
Credit: Imago
 

Sports Illustrated: Wie sind Sie zum American Football gekommen?

Lenny Krieg: Bevor ich mit 18 Jahren Footballer geworden bin, habe ich mein ganzes Leben lang Fußball gespielt. Aber während Corona gab es nicht mehr viele Fußballspiele und das Training fand nicht mehr regelmäßig statt. In dieser Zeit habe ich mit Fußball aufgehört. Die Leidenschaft war weg. Dann hat mich mein Bruder, der Football-Coach ist, mit zu den Berlin Adler genommen. Da habe ich direkt als Kicker begonnen. Das hat mir gleich beim ersten Training richtig Spaß gemacht. Darum wollte ich auch keine andere Position ausprobieren. 

Sports Illustrated: Bei welchen Teams haben Sie in Berlin Fußball gespielt?

Krieg: Ich habe in meiner Jugend bei verschiedenen Fußball-Vereinen in Berlin gespielt. Mein letzter Klub war der BFC Dynamo, wo ich als Sechser oder Innenverteidiger im Einsatz war.

Sports Illustrated: Wie kam die Entscheidung zustande, Kicker beim Football zu werden? 

Krieg: Mein Bruder ist Defensive Coordinator und wollte mir am Anfang eine Position in der Verteidigung schmackhaft machen. Er wollte, dass ich Cornerback oder Safety spiele. Das wollte ich aber nicht. Darum kam Football am Anfang für mich nicht in Frage. Aber wir konnten uns später darauf einigen, dass ich Kicker werde und zum Training komme. Das hat sofort gepasst und wir haben das durchgezogen. Das fiel mir aufgrund meiner Fußball-Erfahrung sofort leicht, da ich immer einen Ball am Fuß hatte.

Sports Illustrated: Welche Dinge mussten Sie trotzdem umstellen? 

Krieg: Wenn man als Kicker auf einem ernsthaften Level spielen will, muss man ein paar Sachen umstellen. Vor allem die Art und Weise, wie man das Bein schwingt und wie man den Ball tritt. Hinzu kommt, dass die Schritte beim Football bis zum Kick relativ kurz im Gegensatz zum Fußball sind, wo man den Ball auf verschiedene Arten schießen kann. Beim Football hat jeder Kick fast die gleiche Bewegung. Egal, ob man den Ball von rechts oder links, aus naher Distanz oder aus der Ferne tritt. Außerdem ist die Form des Balls verschieden. Hier muss man schauen, auf welcher Höhe man den Football am besten trifft. Aber es hilft einem auf jeden Fall, wenn man beim Fußball schon mal gegen einen Ball getreten hat.

Sports Illustrated: Als Kicker haben Sie unfassbar viel Potenzial. Sind Sie ein Naturtalent oder mussten Sie sich als Footballer alles erarbeiten?

Krieg: Naturtalent würde ich jetzt nicht sagen, aber mit dem Ball am Fuß kann ich ganz gut umgehen. Letztendlich ist es beim Treten des Balles immer eine Mischung aus Technik, Kraft und Augenkoordination. Hinzu kommt, dass man beim Football als Kicker immer wenig Zeit hat, was den Druck noch einmal erhöht. Die Augen-Fußkoordination muss perfekt sein. Außerdem muss man mental stark sein, wenn die Gegner auf einen zulaufen oder das Stadion laut ist. Aber ich kann mit Druck gut umgehen.

Spielt bald in der NFL: Kicker Lenny Krieg
Spielt bald in der NFL: Kicker Lenny Krieg
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Sports Illustrated: Von den Berlin Adler über Stuttgart Surge in die NFL zu den Atlanta Falcons. Wie groß ist die Vorfreude auf das neue Abenteuer?

Krieg: Die Vorfreude ist unbeschreiblich groß. Ich kann es nicht in Wort fassen, wie sehr ich mich darauf freue, die Mannschaft kennenzulernen, ins Training einzusteigen und Football in den USA in der NFL zu spielen. Da geht ein ganz großer Traum in Erfüllung. Ich will mich weiter verbessern und Tag für Tag schauen, wo das alles hinführt.

Sports Illustrated: Wie viele Koffer müssen Sie packen, wenn’s nach Atlanta geht?

Krieg: Viel zu viele (… lacht). Ich bin sehr gut darin, viel zu viele Dinge einzupacken. Als ich letztens acht Wochen in Florida war, habe ich schon zu viel mitgenommen. Aber irgendwie lerne ich nicht daraus. Ich denke, dass es drei bis vier Koffer mit 25 Kilogramm werden, wenn ich nach Atlanta fliege.  

Sports Illustrated: Warum haben sich die Atlanta Falcons für Sie als Kicker entschieden? Was sind Ihre Stärken?

Krieg: Es war eine Mischung aus meinen Leistungen, die ich an den beiden wichtigen Tagen bei der Combine und beim Pro Day gezeigt habe. Da konnte ich meine Qualitäten als Kicker gut unter Beweis stellen. Zudem war es wichtig, dass ich in den entscheidenden Situationen voll konzentriert war. 

Sports Illustrated: Als einer von fünf IPP-Spielern waren Sie im Februar 2025 beim NFL-Combine in Indianapolis. Als einziger Kickern trafen Sie alle 14 Field-Goal-Versuche aus Entfernungen von 35 bis 55 Yards. Wie schwer war das?

Krieg: Es war weder leicht noch schwer. Letztendlich ist es das, was ich monate- oder jahrelang trainiert habe. Das hat an diesem Tag perfekt funktioniert. Es war viel besser, als ich es mir vorgestellt habe. Wichtig war, dass ich mich nicht vom dem ganzen Drumherum mit den vielen Teams, Coaches, Scouts und Kamerateams beeindrucken ließ und versucht habe, komplett bei mir zu bleiben. 

Sports Illustrated: Hat Ihnen der Erfolg beim NFL-Combine zusätzliches Selbstvertrauen gegeben?

Krieg: Absolut. Meine Leistungen waren eine Bestätigung für die harte Arbeit in der Vorbereitung, dass man gesehen hat, dass sich alles gelohnt hat. Es war eine weitere Motivation, so weiterzumachen wie bisher - mit derselben Intensität, dem Fokus auf das Wesentliche und den Glauben an sich selbst. Das hat mir weiteres Selbstvertrauen gegeben.

Berliner Lenny Krieg: Vom Fußballer zum Profi-Kicker in der NFL
Berliner Lenny Krieg: Vom Fußballer zum Profi-Kicker in der NFL
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Sports Illustrated: Was sehen die Ziele für die NFL aus?

Krieg: Mein größtes Ziel ist es, der beste Kicker zu werden, der ich sein kann. Ich möchte die beste Version von mir selbst sein. Das geht nur, wenn ich hart an mir arbeite, um das Maximum aus meiner Karriere herauszuholen. Wo ich am Ende lande und ob ich in der NFL erfolgreich bin, kann man nicht voraussagen. Aber jetzt ist mein Ziel, dass ich auf dem Spielfeld stehe und in der NFL kicke.

Sports Illustrated: Haben Sie ein Vorbild in der NFL, das Sie inspiriert hat? 

Krieg: Nein, Vorbilder in der NFL habe ich nicht. Meine Vorbilder waren immer meine Eltern, die mich inspiriert und unterstützt haben. 

Sports Illustrated: Auf welche Spieler freuen Sie sich besonders in der NFL?

Krieg: Ich freue mich besonders auf Jacob Johnson, der es ebenfalls aus Deutschland in die NFL geschafft hat.

Sports Illustrated: An welchen Dingen müssen Sie als Kicker noch arbeiten, um sich zu verbessern?

Krieg: Es gibt immer Dinge, die man verbessern kann. Das Wichtigste ist Kontinuität. Man muss in Form bleiben und konstant seine Leistungen abrufen. Letztendlich geht es darum, über lange Zeit immer on top zu sein, wenn es drauf ankommt.

Sports Illustrated: Im vergangenen Jahr haben Sie mit Dominik Eberle zusammen trainiert, der 2020 bis 2022 in der NFL war. Welche Tipps hat er Ihnen gegeben?

Krieg: Als ich mit ihm trainiert habe, war ich im Vergleich zu ihm noch unerfahren, was das Kicken angeht. Zu diesem Zeitpunkt habe ich erst zweieinhalb, drei Jahre gekickt und er schon ein paar Jahre mehr. Er hat mir viele Einblicke gegeben und vom Leben im Profi-Geschäft gesprochen. Außerdem hat er mir viele spezifische Tipps gegeben. Aber jeder Kicker ist individuell. Man muss auch seinen eigenen Weg gehen. 

Sports Illustrated: Meist stehen die Quarterbacks in der NFL im Rampenlicht.  Wie wichtig ist ein Kicker fürs Team?

Krieg: Ich denke, dass Kicker sehr wichtig sind. Sie werden in der Offense sowie in der Defense gebraucht. Dabei geht es nicht nur ums Punkte-Kicken, sondern auch um Kickoffs, die wichtig für das Team sind. Kickt man den Ball perfekt, muss der Gegner tief in der eigenen Hälfte starten. Zudem können Kicker mit einem Kick das Spiel entscheiden.

Sports Illustrated: Ihr Vertrag bei den Atlanta Falcons läuft über drei Jahre. Auf welche Dinge freuen Sie sich besonders?

Krieg: Ich freue mich sehr darauf, meine neuen Teamkollegen kennenzulernen. Außerdem bin ich gespannt auf das neue Umfeld, um auf einem äußerst professionellen Standard zu trainieren, um mich weiter verbessern zu können. Ich möchte von den anderen Spielern lernen, die schon viele Jahre in der NFL spielen.

Sports Illustrated: Gibt es bei den Atlanta Falcons einen direkten Ansprechpartner, der sich ausschließlich um Sie kümmert und Dinge wie den Umzug organisiert?

Krieg: Die Atlanta Falcons haben für alles einen Ansprechpartner oder einen passenden Manager, die sich um alles kümmern. Mir werden viele Dinge abgenommen, damit ich mich vollkommen auf den Sport konzentrieren kann. Ich muss eigentlich nur da sein und meine Leistung bringen. 

Sports Illustrated: Wo werden Sie zu Beginn in Atlanta wohnen?

Krieg: Am Anfang werde ich in einem Team-Hotel mit allen Rookies wohnen. Dann habe ich ein paar Monate Zeit, eine eigene Bleibe zu finden. Dabei werden wir von den Atlanta Falcons unterstützt, die eigene Makler und eigene Appartements haben. 

Sports Illustrated: Wie sehen die weiteren Schritte bis zum NFL-Saisonstart aus?

Krieg: Ich habe für die erste Phase der Vorbereitung einen Trainingsplan von den Atlanta Falcons bekommen. Diese Vorbereitung beginnt Ende April und geht bis Mitte Juni. Das ist eine Art individuelles Training. Danach gibt es eine kurze Pause, bevor es Mitte Juli in die Preseason geht. Dann stoßen alle Stars dazu und das Team ist komplett. Im September geht‘s dann richtig los. Dann startet die NFL.
 



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