Detroit Lions

Amon-Ra St. Brown: Sein knallharter Bodybuilding-Vater formte ihn zum NFL-Star

Wide Receiver Amon-Ra St. Brown von den Detroit Lions ist momentan beste deutsche Spieler in der NFL. Was ihn so erfolgreich macht? Das haben wir den 22-Jährigen gefragt, der in dieser Saison einen fantastischen NFL-Rekord aufgestellt hat.

Amon-Ra St. Brown (Detroit Lions)
Credit: Getty Images

Würde man Amon-Ra St. Brown mit nur einer Anekdote beschreiben wollen, dann mit dieser: Nach jedem Spiel, nach jedem Training arbeitet er mit einer Ballmaschine. Exakt 202 Mal löst die Maschine aus. Exakt 202 Catches, jedes Mal.

"Mein Vater kannte einen Spieler, der sehr gut fing", sagt St. Brown. "Er fragte ihn, wie er das macht, und er hat ihm von einer Wurfmaschine erzählt, und dass er 200 Bälle fängt. Daraufhin hat mein Vater entschieden, dass wir auch eine Wurfmaschine kaufen. Ich musste 202 Bälle fangen, damit ich besser werde als er. Die Zahl 202 ist in meinem Leben etwas Besonderes. Sie bedeutet, dass ich immer mehr machen muss."

St. Brown (22) hat mehr gemacht – und hat es geschafft. Der Wide Receiver der Detroit Lions, der seit 2021 in der NFL spielt, ist für viele Experten der im Moment beste deutsche Spieler, seine Karrierekurve zeigt steil nach oben. Wie der Deutsch-Amerikaner, geboren in Anaheim, Kalifornien, das geschafft hat? Dazu muss man auch die Geschichte seines Vaters John Brown kennen. Der US-Amerikaner war Bodybuilder und 1981 und 1982 Mr. Universe. Die höchste Auszeichnung, die sich ein Kraftsportler verdienen kann.

Amon-Ra St. Brown: "Equanimeous war immer mein Vorbild"

Aber John Brown wollte mehr – für seine Kinder. Er wollte, dass sie noch erfolgreicher sind. Im Sport, im Job und im Leben. Dafür plante Brown alles bis ins kleinste Detail. Seine deutsche Frau, Miriam, lernte John Brown 1989 auf einer Fitness-Messe in Köln kennen. Beide heirateten 1996 in Leverkusen, wo Mutter Miriam geboren wurde. Anschließend zogen sie nach Kalifornien und bekamen drei Söhne. Amon-Ra St. Brown ist der jüngste, seine älteren Geschwister – Equanimeous und Osiris – spielen ebenfalls Football und sind Wide Receiver.

Vater John Brown mit seinem Sohn Amon-Ra St. Brown
Vater John Brown mit seinem Sohn Amon-Ra St. Brown
Credit: Sports Illustrated
x/x

Equanimeous wurde 2018 von den Green Bay Packers gedraftet. Seit dieser Saison steht der 26-Jährige bei den Chicago Bears unter Vertrag. Bruder Osiris entschied sich gegen eine Teilnahme am NFL-Draft und studiert mittlerweile Computerwissenschaften in Stanford, einer der renommiertesten Universitäten der Welt. "Ich habe immer gedacht, dass ich der Beste bin. Auch schon im Alter von fünf Jahren. Aber das haben meine Brüder auch von sich gedacht", sagt Amon-Ra St. Brown.

"Equanimeous war immer mein Vorbild. Ich wollte immer alles machen, was er macht, und besser. Als ich ihn zusammen mit Aron Rodgers auf dem Spielfeld gesehen habe, war das eine große Motivation für mich. Aber auch Osiris, der in Stanford an einem der besten Colleges gespielt hat. Ohne die beiden wäre ich heute nicht so erfolgreich."

St. Brown: "Meine Mutter war noch strenger als mein Vater"

Die drei Jungs lernten früh die harte Schule ihres Vaters kennen. Amon-Ra stand bereits im Alter von fünf Jahren mit seinen Brüdern im Kraftraum. Mit acht Jahren trainierte er mit schweren Gewichten. "Mein Vater war immer sehr streng zu uns, aber er hat uns geliebt und alles für uns gemacht. Wenn es aber beim Sport ernst wurde, mussten wir auf ihn hören. Er war ein erfolgreicher Bodybuilder und wusste, wie man sich Erfolg hart erarbeiten kann", erklärt St. Brown. Aber nicht nur sein Vater kannte kaum Gnade. 

"Meine Mutter war vielleicht noch ein bisschen strenger als mein Vater. Sie hat sich um die Schule und unsere Abschlüsse gekümmert. Wir sollten immer gute Noten nach Hause bringen. Wenn wir schlechte Noten hatten, gab es Ärger." Auf dem Weg zur Schule mussten Amon-Ra und seine Brüder jeden Tag zehn Minuten lang ein deutsches Buch lesen. "Ich durfte erst aus dem Auto steigen, wenn ich die zehn Minuten gelesen hatte. Jetzt bin ich dankbar, dass ich es gemacht habe. Ich kann Deutsch sprechen, lesen und schreiben", sagt St. Brown, der neben Englisch und Deutsch auch Französisch beherrscht. "Wenn ich zurückblicke, war es aber gut, dass meine Eltern so streng waren. Wir haben viel gelernt."

Amon-Ra St. Brown (Detroit Lions)
Amon-Ra St. Brown (Detroit Lions)
Credit: Sports Illustrated
x/x

Kurz vor der Geburt seines älteren Bruders Equanimeous im Jahr 1996 überzeugte John Brown seine Frau, die Nachnamen seiner Kinder in St. Brown zu ändern. Sein Vater meinte, dass dieser Name kraftvoller klingt. Außerdem wollte er nicht, dass seine Kinder einen Sklavennamen tragen. Für viele scheinen solche Details speziell zu sein, für St. Brown nicht. "Für mich ist unser Leben normal. Ich kenne es nicht anders. Für Leute, die von außerhalb auf uns schauen, wirkt es manchmal vielleicht etwas speziell."

Detroit-Lions-Star Amon-Ra St. Brown ist der "Sonnengott"

Obwohl er zuletzt seltener in Deutschland war, ist die Verbindung zum Heimatland seiner Mutter nie abgerissen. "Ich fühle Deutschland zu 100 Prozent als zweite Heimat. Als ich kleiner war, sind wir jedes Jahr im Sommer in Deutschland bei meiner Oma und meinem Opa in Leverkusen gewesen. Bis ich 15 Jahre alt war, habe ich dort Fußball gespielt", sagt St. Brown, der sogar eine Großtante in Sachsen-Anhalt hat, wo er als kleines Kind auf dem Bauernhof spielte. "Die Deutschen sind sehr genau, die Amerikaner sind entspannter", sagt er zu den Unterschieden der beiden Länder. "Das spiegelt auch meine Persönlichkeit wider. Ich will immer, dass alles perfekt ist. Ich bin noch nie zu spät gekommen. Das habe ich von meiner Mutter gelernt. Aber ich habe auch die amerikanische Seite in meiner DNA."

In seinem zweiten NFL-Jahr lebt St. Brown allein in Detroit. Freundin Brooklyn Adams war die erste Saison mit ihm in der Stadt. Aber dieses Jahr ist sie nach Kalifornien zurückgekehrt, um ihre Ausbildung als Krankenschwester fortzusetzen. "Ich liebe sie. Jetzt kommt sie einmal im Monat für vier oder fünf Tage, um mich hier zu besuchen", sagt St. Brown.

Wie Equanimeous und Osiris hat auch Amon-Ra einen ägyptischen Vornamen von seinen Eltern bekommen. "Unser Vater hat meinen Brüdern und mir besondere Namen gegeben. Amon-Ra bedeutet Sonnengott. Diese Bedeutung hat an der Highschool nie eine Rolle gespielt, erst seit ich bei den Detroit Lions bin. Sonnengott ist mein neuer Spitzname." Mittlerweile hat sich "Sun God" etabliert – unter diesem Label vertreibt er über seinen eigenen Online-Shop T-Shirts und Hoodies mit Sonnengott-Logo.

Amon-Ra St. Brown fährt im alten Ford seiner Eltern 

Klassische Statussymbole prominenter NFL-Stars – wie Goldketten oder teure Supercars – bedeuten ihm hingegen nichts. St. Brown hat sich zwar tatsächlich eben erst ein neues Auto gekauft, das vor einigen Wochen geliefert wurde. Aber bis dahin fuhr er in Detroit mit dem alten Ford seiner Eltern zum Training, den sie ihm aus Kalifornien geschickt haben. "Teure Ketten oder Juwelen wie viele andere Footballer habe ich nicht", sagt St. Brown. Die Konzentration liegt auf wichtigeren Dingen. Auf seinem Sport. Bereits am College gehörte er zu den besten Spielern. Für sein Stipendium bekam er Angebote von 21 Universitäten. Er entschied sich für die University of Southern California, wo er bei den USC Trojans spielte.

Football-Scouts stuften ihn in der höchsten Kategorie als Fünf-Sterne-Spieler ein. Er gehörte zu den 30 Besten seines Jahrgangs und war zweitbester Wide Receiver. Im Dezember 2020 stellte er mit vier Touchdowns in einem Viertel einen College-Rekord auf. Dieses Jahr legte Amon-Ra St. Brown noch einen drauf – und knackte in seiner zweiten NFL-Saison eine Liga-Bestmarke. Mit 22 Jahren und acht Catches in acht aufeinanderfolgenden Spielen ist St. Brown der jüngste Spieler in der NFL-Geschichte, dem diese Leistung jemals gelang. Vorher gehörte der Rekord heutigen Stars wie Antonio Brown und Michael Thomas, die damals 26 Jahre alt waren.

Amon-Ra St. Brown (Detroit Lions)
Amon-Ra St. Brown (Detroit Lions)
Credit: Sports Illustrated
x/x

Als "NFC Player of the Week“ wurde St. Brown zu Beginn der Saison zudem eine besondere Ehre zuteil. Er ist der erste Wide Receiver mit deutschem Pass, der diese Auszeichnung erhielt. Das Lob einer ehemaligen NFL-Legende ließ nicht lange auf sich warten. Golden Tate, Wide Receiver und Super-Bowl-Champion 2013 mit den Seattle Seahawks, twitterte: "'Sky is the limit' nach deinen beiden Touchdowns und den Catches gegen die Washington Commanders". Diese Worte bedeuten St. Brown extrem viel. "Wenn das so ein bedeutender Spieler sagt, ist das eine Menge wert. Immerhin war er einer der besten Wide Receiver. Das macht mich stolz."

St. Brown fängt immer 202 Würfe aus der Ballmaschine

Auszeichnungen und Rekorde spielen für St. Brown aber keine entscheidende Rolle. Er hat höhere Ziele für sich selbst gesteckt. "Wenn ich mir aussuchen könnte, ob ich den Super Bowl gewinnen kann oder der beste Wide Receiver aller Zeiten werde, würde ich mich für den besten Wide Receiver aller Zeiten entscheiden." Im Herbst wurde er auf seiner Mission kurz ausgebremst: Gegen die Minnesota Vikings verletzte er sich am Knöchel, nachdem er zuvor in zwei Spielen drei Touchdowns erzielt hatte.

Von großen Rückschlägen ist St. Brown in seiner bisherigen Karriere aber verschont geblieben. Nur die eine Sache, dieser Moment, nervt ihn: "Was mich immer noch schmerzt, ist mein Draft 2021 in der vierten Runde. Das war nicht leicht für mich, denn ich wollte immer der Beste sein. Aber dieser Rückschlag hat mich sehr motiviert, um in der NFL meine Klasse zu zeigen." Nach seiner Knöchelverletzung spielt St. Brown wieder und steht nach jedem Training wieder länger auf dem Platz als alle anderen. Dann wirft er die Ballmaschine an. 202 Bälle, 202 Catches. Jedes Mal. 

 

Mehr Sport-News:

Das Exklusiv-Interview mit Boris Becker bei Sat.1 am Dienstagabend ist ein kompletter TV-Flop. Die Einschaltquote liegt im unteren Millionenbereich, was für Sat.1 eine riesige Enttäuschung sein muss. Immerhin zahlte der Sender wohl 500.000 Euro an Becker. 

Bastian Schweinsteiger und ARD-Moderatorin Esther Sedlaczek harmonieren bei der Fußball-WM 2022 in Katar so gut zusammen, dass sich der Fußball-Experte zu einem überraschenden Angebot hinreißen lässt. Sedlaczek verpasst "Schweini" einen Korb.

Bei der Darts-WM 2023 in London gehen 96 Spieler an den Start. Titelverteidiger Peter Wright sowie Darts-Star Michael van Gerwen gehen als Favoriten ins Turnier. Beide starten in Runde zwei. Hier gibt's alle Spiele, Ansetzungen und Ergebnisse.