NBA

Ungewohnte Rolle von LeBron James wird zur möglichen Lösung für Lakers-Probleme

Die Lakers tun sich diese Saison schwer. Die Offensive kommt nicht wirklich in Tritt. Nun könnte eine neue Rolle für LeBron James möglicherweise zum Umschwung führen.

LeBron James
LeBron James
Credit: Getty Images
Notwendigkeit ist die Mutter aller Aufstellungsänderungen. Inmitten einer fünf Spiele andauernden Niederlagenserie, einer Verletzung von Anthony Davis und dem ineffektiven Spiel der großen Veteranen DeAndre Jordan und Dwight Howard, begannen die Lakers am Dienstagabend mit LeBron James als Center. Das Ergebnis? Ein 32-11-11-Triple-Double für LeBron, ein dringend benötigter Sieg für die Lakers und, was vielleicht am wichtigsten ist, ein paar positive Zeichen bezüglich der Treffsicherheit von James.
 

LeBron James: Seine aktuelle Saison in Zahlen

Ein kurzer Blick auf LeBrons Statistiken in dieser Saison offenbar eigentlich wenig Neues. Denn trotz aller Schwierigkeiten der Lakers sind die Zahlen sehr LeBron-typisch. In dieser Saison kommt James auf durchschnittlich 27,6 Punkte, 7,0 Rebounds und 6,7 Assists pro Nacht. Seine Punkte pro Spiel sind die höchsten seit seinem letzten Jahr in Miami, obwohl er in diesem Bereich einen kleinen Aufschwung erfährt, da er aktuell die meisten Minuten pro Nacht im Trikot von Los Angeles spielt. Wenn man sich das Zahlenwerk etwas genauer ansieht, stellt man fest, dass James 7,5 Dreier pro Spiel trifft, während seine Freiwurfversuche auf ein Karrieretief von 5,4 gesunken sind.

Eine der interessanteren langfristigen Entwicklungen in seiner Karriere ist seine Vorliebe für Dreier. Erinnern Sie sich noch daran, als er in seinen ersten Finals von den Spurs geradezu zum Dreierwurf herausgefordert wurde? Ein Finale, das inzwischen fast anderthalb Jahrzehnte zurückliegt, aber immerhin.

James hat immer auf Dreier gesetzt, nur dass er jetzt, mit 37 Jahren, viel effektiver ist, wenn es darum geht, die Verteidigung mit seinem Wurf zu beeindrucken. Aber sind diese Versuche es wirklich wert, wenn sie auf Kosten seiner Treffsicherheit gehen?

Nach den Shot-Tracking-Daten von NBA.com wirft LeBron in dieser Saison nur 40,2 Prozent seiner Feldversuche innerhalb von zehn Fuß. Das ist der niedrigste Wert seit 2014. Bis 2020 lag diese Zahl fast immer bei, nahe oder über 50 Prozent.
 

LeBron James als Center für die Lakers

James trifft derzeit zwar so gut jenseits des Bogens, dass er mit 58,6 Prozent seinen höchsten Wert als Laker bei der effektiven Trefferquote erzielt, dennoch lag James früher regelmäßig in den 60ern in dieser Kategorie. In der Rolle des Centers könnte er wieder jene Spitzenwerte seiner Karriere erreichen.

Gegen die Rockets versuchte es James 19 Mal aus dem Feld. Neun, beziehungsweise 47 Prozent der Würfe gab er aus der "Paint" ab. Dazu kamen noch neun Freiwürfe und nur fünf Dreier. In der Rolle des Centers verändert sich LeBrons Wurfverteilung. Natürlich ist das keine bahnbrechende Entdeckung, schließlich hat er einfach viel mehr Raum zum Agieren, wenn Howard oder Jordan nicht auf dem Spielfeld sind, und Russell Westbrooks fehlenden Raumgewinn ausgeglichen wird.

Generell macht LeBron seine Sache als Big Player wirklich gut. Laut NBA.com erzielt James 1,57 Punkte pro Ballbesitz, wenn er als Rollman in einem Pick-and-Roll agiert. Allerdings kommt dies in der Regel sehr selten vor. Gerade einmal 2,4 Prozent der Zeit in der Offensive tritt James so in Erscheinung.

Außerdem erzielt James 1,09 Punkte pro Ballbesitz mit einem Post up und ist darin somit besser als Joel Embiid und Kevin Durant. Auch sein Teamkollege Anthony Davis schneidet schlechter ab.

Jedoch hat James im Normalfall oftmals nicht den Platz, um im Block zu agieren. Gegen die Rockets war das anders. Es gab mehrere Situationen, in denen LeBron den Ball entweder im Block fing, oder in der Lage war, seinen Gegner einzuklemmen und den Ball buchstäblich in der Mitte der "Paint" zu bekommen.

Lakers-Offensive fehlt die Effizienz

Für die Lakers bedeutet das im Umkehrschluss mehr einfache Punkte. Und daran mangelt es im Moment gewaltig. Denn die L.A.-Offensive rangiert derzeit nur auf Platz 25 in Sachen Effizienz. Allgemein war keines von LeBrons Lakers-Teams bisher ein offensiver Riese. Als De-facto-Center kann James aber in Ruhe vom Block aus agieren, Screens für Westbrook aufstellen, leichter den Switch suchen und er kann auch selbst als Floor Spacer fungieren, wenn Spieler wie Russ oder Talen Horton-Tucker ihre Verteidiger abschütteln.

Generell fällt auf, dass die Lakers als Ganzes so viel schöner anzusehen sind und auch die Zahlen bestätigen das. Sobald LeBron und Russ auf dem Parkett sind, haben sie zusammen mit Jordan ein Offensiv-Rating von 97,8. Mit Howard an ihrer Seite steigt ihr Offensiv-Rating auf 107,1. Aber ohne die beiden liegt es bei 113,9. Das entspricht der zweitbesten Offensive der Liga in dieser Saison.

LeBron James: Seine neue Rolle könnte die Probleme der Offensive lösen

Fairerweise war es nicht nur der Platzmangel der Lakers, der James von der "Paint" fernhielt. Seit Davis zum Team gestoßen ist, hat LeBron eindeutig einen Teil seiner offensiven Verantwortung an AD abgetreten. 19 Jahre lang Nacht für Nacht zum Korb zu laufen, ist körperlich unglaublich anstrengend, und diese Pull-up-Jumper ersparen James wahrscheinlich einen Teil der Strapazen, die man hat, wenn man sich in den Verkehr stürzt. Aber jetzt, wo viele Teams ohnehin auf der Centerposition mit Spielern in LeBron-Größe agieren, kann James groß aufspielen und muss sich weniger Sorgen machen, dass er wie vor Jahren auf den Block knallt.

Natürlich war das Rockets-Spiel nur ein Sieg gegen ein schwaches Team. Darüber hinaus haben die Lakers ihre Startaufstellung in dieser Saison schon mehrmals geändert, sei es aufgrund von Verletzungen oder Matchups. Dennoch waren die Anordnungen mit LeBron in der Mitte bereits ein fester Bestandteil der Rotation, bevor L.A. am Dienstagabend mit einer solchen begann. Solange Davis ausfällt, darf die Aufstellung mit LeBron auf der Fünf aber nicht nur eine Spielerei für ein paar Minuten pro Nacht sein. Vielmehr sollte sie zu einer Notwendigkeit werden. Speziell wenn man sieht, wie viel besser die Offensive mit James auf dieser Position funktioniert.