NBA: Ist das Trade-System fair oder "Moderne Sklaverei"?
- NBA: Trade System steht unter Kritik
- Dennis Schröder: "Das ist Moderne Sklaverei"
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Autor Leonard Friedl: Eine Analyse der Pro-Seite
Der König und sein Thronfolger: Luka Dončićs Wechsel zu LeBron James und den Los Angeles Lakers ist fast schon zu kitschig, um wahr zu sein. Neben Ausrufezeichen auf dem Court warf der Deal jedoch auch zahlreiche Fragen auf, wie fair das Business wirklich ist. Dabei sollte jedoch klar sein: Gerade die Spieler profitieren vom Wechselsystem der NBA. Die Rechnung ist simpel. Trades generieren Aufmerksamkeit und lassen sich vermarkten. Gleichzeitig garantieren sie faire Geschäfte, weil für einen Vertrag immer ein adäquater Gegenwert geboten werden muss. Der Ligawettbewerb bleibt in Kombination mit dem Draft-System auch langfristig ausgeglichen und spannend. All das führt zu höheren Einnahmen – was sich zuletzt an den steigenden Gehältern der Spieler bemerkbar macht. Die liegen übrigens selbst bei den schlechtbezahltesten NBA-Verträgen aktuell bei über einer Million Dollar. Spieler werden also gerade deshalb so gut bezahlt, weil es das von ihnen monierte System überhaupt gibt. Und selbst im Falle eines Trades: Ihren Vertrag besitzen die NBA-Stars in der Regel ohnehin unabhängig vom Team und kassieren auch nach einem Wechsel weiterhin ihr üppiges Gehalt. Gezwungen, bei dem Geschäft mitzuspielen, werden die Spieler nicht. Auch in Europa oder Asien wird – zu familienfreundlicheren Bezügen – professionell Basketball gespielt. Die Spieler haben also selbst die Wahl: Millionen kassieren oder Privatleben genießen. Ein fairer Deal, oder?

Chefredakteur Christoph Landsgesell: Eine Analyse der Contra-Seite
Als ich Ende 2023 in Dennis Schröders Wohnzimmer in einem Vorort von Toronto stand, waren die letzten Kisten noch nicht ausgepackt. Deutschlands Weltmeister-Kapitän war im Sommer 2023 von Los Angeles nach Kanada gewechselt. Kurz nach unserer Begegnung mussten die Schröders wieder umziehen: Im Februar 2024 ging es nach Brooklyn, im Dezember zu den Warriors, die ihn im Februar 2025 nach Utah weiterschickten, von wo aus er einen Tag später bei den Detroit Pistons landete – die zehnte NBA-Station für den Point Guard. „Moderne Sklaverei“ sei das, monierte er – und liegt damit nicht ganz falsch. Für den Deutschen ist das Hin und Her business as usual, der Trade von Superstar Luka Dončić dagegen selbst für NBA-Verhältnisse außergewöhnlich – und sinnbildlich für die Absurdität des Systems: im einen Moment noch Aushängeschild einer ganzen Stadt, im nächsten aus mindestens fragwürdigen Gründen vor die Tür gesetzt. Dem Slowenen ging der Abschied vom Klub, für den er seit 2018 spielte, sichtlich nahe. Viel eklatanter offenbaren sich die Schwächen des Systems aber in Fällen wie jenem von Schröder: wenn Profis wie Figuren verschoben oder als Füllmaterial in einem hochkomplexen Deal durchs Land getraded werden. Menschen, die funktionieren sollen wie Maschinen – ob das gelingt, wird die Causa Dončić zeigen. Bei den Mavs hätte er, wie Nowitzki, zur Legende werden können. Schröder gelang das – im Deutschland-Trikot. Trade: ausgeschlossen.
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