Die missliche Lage der Lakers: Es gibt keinen Ausweg
Da stand LeBron James am vergangenen Dienstag also wieder: ein Mikrofon in der Hand, eine weitere Niederlage auf dem Kerbholz und eine Liste von Gründen im Kopf, die ihn optimistisch für die weitere Saison der Lakers stimmen sollen. Vor ihm die Meute Reporter, die diese Gründe abfragten. Die Niederlage vom Dienstag gegen die Mavericks war für die Lakers nicht die schlimmste der Saison. Dennoch war es eine Niederlage. Und zwar eine, die das Saison-Aus des nominellen Dream Teams schon Mitte April wieder ein wenig wahrscheinlicher macht.
James gab sich den Reportern gegenüber kämpferisch: “Solange man mich nicht niedertrampelt, mir den Kopf abschlägt und mich 12 Fuß tief begräbt, habe ich eine Chance. Das ist mein Selbstverständnis.”
Noch sind die Playoffs möglich, Trend und Form sprechen aber gegen die Lakers
Offiziell haben die Lakers noch 21 Spiele, aber mal ehrlich: It’s a wrap! Es ist vorbei. Durch die Niederlage gegen Dallas stehen die Lakers jetzt bei einer Saisonbilanz von 27–34. Sie haben 15 ihrer letzten 21 Spiele verloren, beendeten eine Vier-Spiele-Heimserie mit 1–3. Bei Anthony Davis, der mit einer Fußverletzung ausfällt, stehen die Zeichen noch immer nicht auf baldige Rückkehr – wobei die Lakers auch schon nicht besonders gut waren, als er noch auf dem Parkett stand.
Die Niederlage am Dienstag war nicht schlimm. Die Lakers kämpften wacker, machten im dritten Viertel einen 15-Punkte-Halbzeitrückstand wett. James (26 Punkte) warf und traf stark von der Dreierlinie. Aber die Verteidigung war, wie schon die ganze Saison über, zu nachlässig. Und der Angriff hatte auch gegen Dallas Mühe, Zählbares beizusteuern.
"Es tut weh", sagte Lakers-Trainer Frank Vogel zur Partie. "Wenn man verliert, dann tut es weh. Aber wir haben eine zähe Truppe, eine mental starke Gruppe."
Trotz aller gegenwärtigen Missstimmung: Die Lakers könnten es noch in die Playoffs schaffen – wenn die Saison heute zu Ende ginge, würden sie im Play-In auf New Orleans treffen. Aber mal ehrlich: Die Lakers kommen nirgendwo hin. Sie sind alt. Sie sehen müde aus. Westbrook passt nicht. Und Davis ist seit seiner überragenden Leistung in der Bubble auch nicht mehr derselbe. Nur LeBron ist immer noch LeBron, aber mit 37 kann er das Team nicht mehr alleine tragen.
Im Sommer könnte LeBron James weg sein
Wichtige Entscheidungen werden also bald getroffen werden müssen. Bill Plaschke, der einflussreiche Kolumnist der L.A. Times, hat die Lakers aufgefordert, LeBron zu verkaufen. Und selbst wenn die Lakers nicht bereit sind, so weit zu gehen – was sagt es über den Zustand dieser ruhmreichen Franchise aus, dass ein solcher Verkauf überhaupt in Betracht gezogen wird? James hat noch ein Jahr Vertrag, liebäugelte am All-Star-Wochenende aber offen mit einer Rückkehr nach Cleveland. Wenn James diesen Sommer seinen Vertrag also nicht verlängert, hat L.A. womöglich gar keine andere Wahl als ihn ziehen zu lassen.
Und warum sollte James auch bleiben? Die Gehaltsobergrenze der Franchises in der NBA wird Berichten zufolge in der nächsten Saison bei 121 Millionen Dollar liegen. Die Gehälter von James, Westbrook und Davis liegen zusammen schon jetzt bei 130 Millionen Dollar.
Und auch wenn James 2018 bei den Lakers nicht nur aus Gründen unterschrieb, die mit dem Basketball zu tun hatten, will er, der immer noch auf All-NBA-Niveau spielt, immer noch Basketballspiele gewinnen. L.A. bietet ihm in der aktuellen Verfassung nicht die Chance dazu. Heißt: Weder Geld noch Erfolg sprechen im Moment für einen James-Verbleib.
Im Sommer wird es also Veränderungen geben. Coach Frank Vogel wird dann wohl weg sein. Obgleich man sagen muss: Verdient hat er es nicht; Vogel, der Defense-Stratege, der 2020 mit den Lakers noch die Meisterschaft gewann, hat nicht einfach vergessen, wie man coacht. Aber es ist wie so oft im Sport: Die Verantwortlichen (in Falle der Lakers heißen die Rob Pelinka und Kurt Rambis) werden nach einer verkorksten Saison sofort etwas ändern wollen und müssen. Und am einfachsten ist es eben, den Trainer zu wechseln.
Es muss sich etwas verändern, doch der Umbruch wird kompliziert
Aber auch der Kader wird überarbeitet werden müssen. Westbrook mit eingerechnet, haben die Lakers fünf Spieler für die nächste Saison unter Vertrag. Sechs, wenn man Kendrick Nunn mitzählt, der wahrscheinlich seine Player Option (der Spieler entscheidet bei dieser Klausel selbst über Verbleib oder Free Agency) ziehen wird. Sieben, wenn L.A. die günstige Team Option (In diesem Fall entscheidet das Franchise über eine Verlängerung) für Stanley Johnson zieht. Damit bleibt etwa die Hälfte des Kaders übrig, der dann mit ein paar Mindestlohn-Spielern und Cap Exeptions (Spieler, die durch eine Sonderregelung beschäftigt werden dürfen, obwohl durch ihre Gehälter das Salary Cap gesprengt würde) aufgefüllt werden muss.
Nicht gerade die Art von Flexibilität, die man braucht, um den nächsten Championship-Anwärter aufzubauen.
Auf dem Weg zurück zu altem Erfolg gibt es aber eben gerade keine heiße Spur. Das liegt daran, dass es keine schnellen Lösungen gibt. Die Lakers hätten Davis als den Spieler gebraucht, der er 2020 während der Playoffs war, als er durchschnittlich 28 Punkte erzielte und 38 Prozent seiner Dreier traf. Stattdessen ließ sein Körper Davis während der letzten beiden Spielzeiten im Stich, sein Sprungwurf wurde schlechter.
“Wir müssen jetzt versuchen, ein Basketballspiel zu gewinnen,” sagte James. Richtig! Aber sogar er kann die Lakers nicht aus diesem Schlamassel ziehen. Die einstige Fixstern der NBA, er sinkt momentan, und zwar rapide. Und die Frage ist nicht, ob die Lakers diese Saison noch retten können, sondern die nächste.
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