Los Angeles Lakers

Der NBA-Traum: LeBron James betet bei "Basketballgöttern" für Sohn Bronny

LeBron James hat einen Traum: Eines Tages will er mit einem seiner Söhne in der NBA spielen - am besten sowohl mit Bronny als auch mit Bryce. Ein Treffen mit der Basketball-Legende. Über das Vatersein, den Druck auf seine Söhne und die ungewisse Zukunft.

LeBron James mit seinen Söhnen Bryce und Bronny
Credit: Jeffrey A. Salter

Biologisch gesehen sind die Gehirne von Jugendlichen eine Vollkatastrophe. Allein schon weil es ihnen an Myelin fehlt, der Schutzschicht, die dafür sorgt, dass die verschiedenen Gehirnregionen miteinander kommunizieren können. Gleichzeitig entwickelt sich der präfrontale Kortex mit Überschallgeschwindigkeit, was bedeutet, dass eine Menge Dinge, die sie als Kinder noch für selbstverständlich hielten, plötzlich hinterfragt werden müssen. Und so kommt es, dass Jugendliche scheinbar nicht nur ungesteuert jedem Impuls folgen, sondern dass sie auch darauf programmiert sind, sich von ihren Eltern abzulösen. Ein natürlicher und gesunder Prozess – aber das macht es für die Eltern nicht leichter. Selbst wenn sie so überaus erfolgreich und wohlhabend sind wie LeBron James.

Ich erwähne das nur, weil James zwei Söhne im Teenageralter hat, und wie die meisten Eltern an diesem Punkt findet auch er es faszinierend bis erschreckend, wie anders plötzlich alles ist. "Verdammt, ja, es ist schön, aber auch ein bisschen traurig, dabei zuzusehen, wie die eigenen Kinder erwachsen werden", sagte er, als ich ihn diesen Sommer in seiner Heimatstadt Akron in Ohio besuchte. James saß gerade mit seinen Söhnen Bronny, 18, und Bryce, 15, zusammen. Dann schilderte James, wie er sich damals von seiner Mutter gelöst hat, und erzählte, dass er im Augenblick versuche, sich auf das zu konzentrieren, was für seine Kinder am wichtigsten ist, "weil es auch so schon verdammt schwer ist, in diesem Leben, in das wir hineingeboren werden, glücklich zu werden."

LeBron James: NBA-Star, Philanthrop, Vater

Es mag zwar grundsätzlich unmöglich sein, das Glück eines anderen Menschen zu bewerten, aber es wirkt durchaus so, als hätte James, inzwischen 37 und in seinem 20. Jahr als Profi-Basketballer, eine Menge dafür getan, dieses Ideal zu erreichen. Er ist zum Staatsmann und Wortführer geworden, außerdem zum Milliardär, der Geld, Zeit und Infrastruktur in seine Heimatstadt gepumpt hat. Er hat seinen Sandkastenfreunden unter die Arme gegriffen, mit jedem Team, für das er spielte, Titel gewonnen, sich dem Zahn der Zeit widersetzt und zusammen mit seiner Frau Savannah drei Kinder großgezogen, die in Anbetracht ihrer Lebensumstände erstaunlich normal wirken.

Im Spotlight: LeBron James mit seinen drei Kindern nach dem Gewinn der NBA-Meisterschaft 2016
Im Spotlight: LeBron James mit seinen drei Kindern nach dem Gewinn der NBA-Meisterschaft 2016
Credit: John W. McDonough
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Und jetzt beginnt für James die nächste Phase seiner Karriere – und seines Lebens –, genau in dem Moment, in dem sein ältester Sohn die ersten Schritte ins Erwachsenenleben wagt. Traditionell ist das der Punkt, an dem sich die Wege von Eltern und Kindern trennen: Die einen verlassen das Rampenlicht, die anderen betreten es. Aber James hat andere Pläne. Er hat vor, lange genug in der NBA zu bleiben, um sich mit Bronny zu überschneiden, der im Augenblick sein letztes Highschool-Jahr absolviert. Wenn sie die Sache durchziehen, wären sie das erste Vater-Sohn-Gespann, das je gemeinsam in einem NBA-Spiel gespielt hat.

LeBron James: Traum vom Zusammenspiel mit Bronny

Als James die Möglichkeit zum ersten Mal in den Raum stellte, indem er bei einem Interview mit "The Athletic" verkündete: "Mein letztes Jahr wird mit meinem Sohn gespielt" und dass es an diesem Punkt "nicht mehr ums Geld" ginge, begann die NBA-Welt umgehend, an seinen Äußerungen herumzuinterpretieren. Was bedeutete das für LeBron? Was für die Lakers? Für das Gleichgewicht in der Liga?

Mal ganz abgesehen davon, dass das gesamte Szenario auf mehreren gewagten Annahmen beruht, zuallererst der, dass der 1,88 Meter große Combo Guard Bronny, der unter den 50 besten Spielern seines Jahrgangs rangiert, tatsächlich gut genug ist, um es in die NBA zu schaffen. Und dann wäre da natürlich auch noch die Frage, ob er seinen Lebensunterhalt überhaupt mit Basketball verdienen will, was zwar allgemein angenommen wird, aber noch nie von ihm bestätigt wurde.

LeBrons Plan nur Superstar-Vetternwirtschaft?

Und dann sind da natürlich noch die größeren Fragen. Fragen wie: Was ist davon zu halten, wenn ein Vater seinem Sohn so hohe öffentliche Erwartungen auferlegt? Und was, wenn Bronny es trotz allem nicht in die NBA schaffen sollte? Oder: Was, wenn er es schafft, aber vornehmlich aufgrund der Einflussnahme seines Vaters? Ist das Ganze dann immer noch eine Feel-good-Story ("Aufopfernder Vater hilft seinem Sohn, seinen Traum zu verwirklichen") oder eher Superstar-Vetternwirtschaft?

Familienduell: Bryce, Bronny und LeBron James beim Fotoshoot für Sports Illustrated
Familienduell: Bryce, Bronny und LeBron James beim Fotoshoot für Sports Illustrated
Credit: David E. Klutho
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Jedenfalls gab eine Menge unterschiedlichster Leute ihren Senf dazu. Und als ich die Familie im Juli bei einem Wochenend-Basketballturnier besuchte, wurde Bronny längst bei jedem noch so unbedeutenden Trainingsspiel genau beobachtet und jeder noch so kleine Social-Media-Post umgehend durchanalysiert. Er stand endgültig im Scheinwerferlicht.

"Der Auserwählte": Der Weg von LeBron James

Vor zwanzig Jahren war LeBron der Teenager, der die gesamte Nation faszinierte. Nachdem er der St. Vincent-St. Mary High School mehrfach in Folge zur Landesmeisterschaft verholfen hatte, erschien er unter dem Titel "Der Auserwählte" auf dem Cover von Sports Illustrated.

In jenem Jahr lernte er Savannah Brinson kennen, die Softball spielte, und die beiden blieben während allem, was danach kam, zusammen: während der Jahre bei den Cavs, während der Titel in Miami. 2004 brachte sie einen Jungen zur Welt, LeBron James Jr., drei Jahre später gefolgt von Bryce Maximus. 2013 heiratete das Paar, ein Jahr später wurde die Tochter Zhuri Nova geboren.

Savannah James: Die "Matriarchin" 

All die Jahre über brachen LeBron und Savannah die Brücken nach Akron nicht ab. Sie zogen ihre Söhne ganz in der Nähe groß, und Bronny besuchte die Old Trail School. Wie alle Eltern stellten sie Regeln auf. Kein Handy unter 13. Kein Instagram unter 14. Kein Football, zu gefährlich. Savannah sagt, sie hätten versucht, "in einer absolut unnormalen Situation ganz normal zu sein, falls das irgendwie Sinn ergibt". Sie mussten wachsam sein und sich klarmachen: "Das da draußen ist eine große, weite Welt, und es ist unsere Aufgabe, die Kinder zu beschützen."

Bronny war in der vierten Klasse, als er mit seiner Mannschaft aus der Amateur Athletic Union, kurz AAU, zum ersten Mal ins öffentliche Bewusstsein rückte. Er flitzte auf dem Spielfeld herum, warf Dreier und erinnerte dabei ein bisschen an eine Miniversion seines Vaters. Als er elf war, berichtete ESPN, er habe bereits Stipendienangebote. Das nervte LeBron, weil: Spinnt ihr eigentlich? Der Junge ist elf!

Co-Trainer und Fan: Das Vater-Leben von LeBron

Den ganzen Rest allerdings fand LeBron herrlich. Er coachte. Er saß jubelnd am Spielfeldrand. Als Bronny mit 14 einen seiner ersten Dunks im Spiel versenkte, stürmte sein Dad, ganz der personifizierte elterliche Stolz, von seinem Platz an der Grundlinie jubelnd aufs Spielfeld. Nach einem Alley oop des Teams rannte James erneut aufs Spielfeld, um mit seinem Sohn zu feiern, legte dabei aber einen solchen Eifer an den Tag, dass er seinen Schuh verlor. Mit seiner Aktion geriet er damals in die Kritik – es hieß, er sei ein überengagierter Sport-Papa. Andere aber sahen in seinem Verhalten nichts weiter als die etwas ungelenke Freude eines Vaters, der zu seinem eigenen Vater keinerlei Beziehung hatte.

Star-Coach: LeBron James als Co-Trainer der Mannschaft von Sohn Bronny
Star-Coach: LeBron James als Co-Trainer der Mannschaft von Sohn Bronny
Credit: David E. Klutho
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Wie dem auch sei – die allgemeine Aufmerksamkeit war geweckt. "Es war wie bei den Beatles", sagt Brook Cupps, dessen Sohn Gabe in der fünften Klasse zu der AAU-Mannschaft Blue Chips stieß, für die auch Bronny spielte. Gabe stammte aus einem winzigen Bauerndorf, aber plötzlich fand er seine Spiele auf Youtube wieder, wo ein Analyst seine präpubertären Spielfähigkeiten auseinandernahm. "Mit so etwas hatte ich es vorher noch nie zu tun gehabt", sagt er. "Dieser ganze Leistungsdruck."

Irgendwann fand Gabe sich damit zurecht, und als er auf die Highschool kam, betrachtete er das Ganze sogar als etwas Positives. Aber Gabes Erfahrung war komplett anders als die seiner Kumpels. Immerhin befand er sich in der Peripherie des Rampenlichts. Und Bronny? Wurde von der Recruiting-Web-seite on3.com kürzlich zum "berühmtesten Highschool-Basketballspieler aller Zeiten" erklärt.

Bronnys gigantischer Werbewert

Als Bronny 2019 einen Instagram-Account anlegte, hatte er innerhalb von 48 Stunden eine Million Follower angesammelt. Inzwischen sind es 6,7 Millionen, obwohl er erst 20 Posts veröffentlicht hat. Sollte er sich entscheiden, aufs College zu gehen, werden seine Werbeverträge vermutlich Rekordsummen erzielen. Sein Wert wird innerhalb der Branche bereits jetzt auf über sechs Millionen US-Dollar pro Jahr geschätzt.

Wie der Vater: Bronny läuft nicht unter seinem Namen LeBron Jr. auf - doch die Duks erinnern sehr an den Vater
Wie der Vater: Bronny läuft nicht unter seinem Namen LeBron Jr. auf - doch die Duks erinnern sehr an den Vater
Credit: David E. Klutho
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Diesen Herbst wird Bronny seine letzte Saison an der Sierra Canyon School in Los Angeles spielen. Die Familie wohnt dort, seit LeBron 2018 bei den Lakers unterschrieb. Zu ihm wird Bryce stoßen, der im zweiten Highschool-Jahr ist, was bedeutet, dass sie zum ersten Mal gemeinsam in einer Highschool-Mannschaft spielen. An dem Wochenende meines Besuchs fahren alle zusammen nach Ohio zu "The Battle", einem Showcase-Basketballevent für Jugendliche an der St. Vincent, bei dem es sich in Wahrheit um ein Event der Familie James handelt. Bronny wird mit den Blue Chips in der U-17-Division spielen – das Turnierformat ermöglicht es ihm, sich wieder seiner alten Mannschaft anzuschließen – und Bryce für Strive for Greatness, eine von LeBron gesponsorte U-16-Mannschaft. Für die Jungs ist es eine Möglichkeit, mit ihren Teamkollegen abzuhängen, sich auf dem Spielfeld zu zeigen und sich – insbesondere in Bronnys Fall – zu profilieren. Für LeBron ist die Angelegenheit komplizierter.

PR-Termin für Bronny und Bryce: Ganz der Vater?

Der Vater mustert seine beiden Söhne. Sie gehen ein vor Hitze. "Hey, wir brauchen hier drüben ein bisschen frische Luft." Ein Assistent tupft Bronnys Gesicht ab und hält ihm dabei einen winzigen Ventilator vor die Nase, der gegen die sengende Hitze kaum etwas auszurichten vermag.

Es ist der Freitag vor dem Turnier, 15.30 Uhr. Seit einer halben Stunde findet in der leeren Turnhalle der St. Vincent in der Innenstadt von Akron ein Fotoshoot statt. Irgendwo ist dieser Tag auch ein Jubiläum: Vor zwanzig Jahren war James zum ersten Mal auf der Sports Illustrated zu sehen. Heute trägt er ein T-Shirt mit abgeschnittenen Ärmeln, auf dem das alte Cover abgedruckt ist.

Bronny und Bryce posieren in Outfits, die von ihrem Stylisten zusammengestellt wurden. Grüne Shorts zu grünen Trikots, Schuhe mit passenden grünen Details. Aber der viele Schweiß stört. LeBron zieht eine Grimasse. Jemand aus James’ Crew – ich zähle elf Personen – schleppt einen gigantischen schwarzen Ventilator an. Sekunden später weht ein kräftiger Luftstrom durch die Halle.

Bronny hat inzwischen Übung mit Fotoshoots und nimmt gelassen einen Gesichtsausdruck nach dem nächsten an. Der schlaksige Bryce mit seiner Brille wirkt nervöser, unsicher, was er mit seinen langen Armen anstellen soll. Verschränken? Einfach seitlich hängen lassen?

LeBron möchte es "ganz anders machen"

James’ Mutter Gloria sagt, der Erziehungsstil ihres Sohns sei stark durch die Abwesenheit seines eigenen Vaters geprägt. "Er hat stets betont, dass er es als Vater ganz anders machen wird", sagt sie. Und das merkt man. Den gesamten Nachmittag über ist LeBron mit seiner Aufmerksamkeit bei seinen Söhnen. Er klaubt Bryce einen Fussel vom Trikot, zeigt Posen. Seine Kinder sehen ihm zu und machen es ihm nach. Die Dynamiken in der Liga brodeln indessen weiter. Einen Tag zuvor forderte Kevin Durant einen Trade, das Free-Agent-Fenster der NBA öffnete sich, und die Hölle brach los. Jetzt fallen die Spieler wie Dominosteine.

Es gab Zeiten, da hätte LeBron jetzt an seinem Handy geklebt. Aber wer ihn kennt, der spürt eine Veränderung in ihm – er hat jetzt das große Ganze im Blick, sieht über den Tellerrand der Basketballwelt hinaus. Und deswegen steht sein Job als Dad für ihn zumindest im Augenblick im Vordergrund. Bei den Notizen, die er im Lauf des Nachmittags auf seinen gelben Schreibblock kritzelt, handelt es sich nicht um mögliche Trade-Szenarien, sondern um Übungen für seine Trainingseinheit heute Nachmittag mit den Blue Chips. Jetzt gerade sind die drei James’ auf dem Weg zum Korb am anderen Ende der Halle, jeder mit einem Ball bewaffnet. Dort verfallen sie in einen entspannten Rhythmus: Einer wirft, der andere ahmt den Wurf nach. Sie könnten jedes beliebige Vater-Kinder-Gespann beim Körbewerfen sein – sind sie aber nicht. Die ganze Zeit über dreht LeBrons persönliche Videografin mit, um die Momente einzufangen, die es in seiner eigenen Kindheit nie gegeben hat.

Der schwierige Weg von LeBron

LeBrons Kindheit und Jugend sind ausführlich dokumentiert: Gloria und er auf sich gestellt, immer auf dem Weg von einer Couch zur nächsten, bis sie schließlich eine Wohnung für 22 Dollar im Monat findet. Relative Stabilität, gefolgt von sagenhaftem Ruhm. Gloria sagt, sie sei nicht perfekt gewesen, aber sie habe es versucht. Sie wiederholte bestimmte Mantras, "sei bescheiden, sei positiv, wisse zu schätzen, was du hast, und lass dir nicht von den Umständen diktieren, wer du bist und welchen Weg du gehst, so was eben", erzählt sie. Und sie versuchte, ihn für das zu wappnen, was da womöglich auf ihn zukam. "Besonders häufig sagte ich zu ihm: 'Überleg dir besser genau, was du dir wünschst.'"

Anfänge: LeBron James (rechts) im Jahr 2003 als Highschool-Spieler
Anfänge: LeBron James (rechts) im Jahr 2003 als Highschool-Spieler
Credit: John W. McDonough
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Es ist unmöglich, die Situation anderer Eltern genau einzuschätzen, den Strudel aus Einflüssen und Faktoren. Aber bei den meisten Leuten spielt sich all das auf einer Mikroebene ab. Nicht so bei den James’. Savannah und LeBron müssen sich vor der ganzen Welt als Eltern beweisen, mehr noch als die meisten anderen Promi-Paare. Denn mal ehrlich: Wie viele Menschen haben schon einen solchen weltweiten Wiedererkennungswert wie LeBron?

Bislang fährt die Familie James einen einzigartigen Ansatz, durch und durch öffentlich und sehr privat. LeBron postet Instagram-Videos von der Familie: Taco Tuesdays, Körbewerfen mit seinen Söhnen in der Auffahrt, Tanzpartys, Geburtstage. Er twittert enthusiastisch über die Highlights im Leben seiner Söhne. Seit 2019 werden Bronny und seine Mitspieler bei Sierra Canyon im Rahmen der Amazon-Doku-Serie "Top Class" mit der Kamera verfolgt. Bronny hat bereits einen Großteil seines Lebens vor der Kamera verbracht. Gleichzeitig steuert LeBron diese mediale Zurschaustellung ganz bewusst. Bei "Top Class", das von seinem Medienunter-nehmen Uninterrupted produziert wird, hat er in allen kreativen Fragen das letzte Wort. Dasselbe gilt für "The Shop", seine Youtube-Talkshow. Wie Gloria es ausdrückt: LeBron und Savannah sind die Puffer zwischen Kindern und Ruhm.

LeBron: "Ich hatte es sowas von satt"

Ein sinnvoller Ansatz: Wenn die Medien und die Öffentlichkeit seiner Familie sowieso ein Image verpassen – wieso dieses Image nicht lieber steuern, anstatt die Zügel aus der Hand zu geben? "Deswegen habe ich Uninterrupted gegründet", erklärt James. "Ich hatte es sowas von satt, dass die Medien die Geschichten umerzählten oder einfach ihre eigenen Geschichten über mich erfanden."

Er hofft, dass er seinen Kindern damit einen kleinen Startvorteil verpassen kann. "Ich weiß, dass sie unter einer Menge Druck stehen." Aber Bronny weiß auch die Nebeneffekte zu schätzen – insbesondere einen, der früheren Generationen überhaupt nicht zur Verfügung stand: den Wert der Marke, die er auf baut. Er könnte Werbegelder kassieren oder seinen Namen nutzen, um anderen Leidenschaften nachzugehen, beispielsweise im Gaming-Bereich. Eine Partnerschaft mit FaZe Clan, einem der größten Namen im E-Sports-Bereich, ist er bereits eingegangen. Oder er macht es wie Prinz Harry und Meghan Markle, lässt das alles hinter sich und gründet sein eigenes Imperium. Immerhin gehört er irgendwo auch zum Adel.

Höflich, bedacht, schweigsam

Nach dem Fotoshoot setzen wir uns an einem Tisch in der Cafeteria der St. Vincent zusammen. LeBron nimmt zwischen Bronny und Bryce Platz. Das hier ist Bryces erstes Interview und für Bronny eins der ersten ausführlichen. Die Jungs sind höflich und drücken sich gewählt aus, sagen aber wenig. Bei einigen Fragen runzeln sie die Stirn, sehen einander oder ihren Dad an. Beispielsweise, als ich nach ihrer Mom und ihrer Rolle als Elternteil frage. "Ööhhhhm ...", "Hmmm ..." Grimasse. LeBron springt ein, lacht. "Ihr braucht doch keine Angst vor Mommy zu haben."

Bronny verhält sich respektvoll, sieht seinem Gesprächspartner in die Augen. Direkte Fragen beantwortet er präzise und knapp. Also: Ja, er steht auf Basketball. "Ich wurde da reingeboren, irgendwie war der Weg schon vorgegeben", sagt er. "Aber mein Dad ist cool, er würde mich jeden Weg einschlagen lassen, wenn ich mich gegen Basketball entscheide. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Basketball mein Ding ist." Bryce sagt auch, dass Basketball vermutlich sein Ding ist, aber mit weitaus weniger Nachdruck. "Ich hab es einfach ausprobiert und dabei gemerkt, dass es mir echt Spaß macht."

Bronny: "Kein Problem", wenn es mit der NBA nicht funktioniert

Und ja: Bronny sagt auch, dass er hofft, eines Tages in der NBA zu spielen, aber er baut nicht darauf. "Mal sehen, wie es kommt. Ich werde Basketball spielen. Wenn ich diesen Weg einschlage, dann kommt es, wie es kommt." Und wenn es mit der NBA nichts werden sollte? "Hab ich kein Problem damit."

In der Öffentlichkeit gibt sich Bronny eher reserviert – ganz anders als im Umgang mit seinen Freunden. Er liebt Gaming und Snowboarden und seine Pranks und Dance Moves zu filmen. Inzwischen geht er mit Mädchen aus und hat einen Führerschein. Sein Dad findet, er sei ein "guter Fahrer", was die siebenjährige Zhuri, die von einem Stuhl in der Nähe aus dem Gespräch folgt und dabei unauffällig immer näher rückt, dazu veranlasst, lauthals zu verkünden: "Ich bin eine gute Radfah-rerin!"

Bronny sagt, er habe versucht, sich möglichst früh von dem "Junior"-Stempel abzugrenzen. "Ständig bekam ich Spitznamen. Bronny blieb hängen. Aber ich will meine eigene Geschichte schreiben, meinen eigenen Weg gehen, nicht den LeBron-LeBron-Weg."

LeBron, die Stütze beim "Radfahren"

Während wir uns unterhalten, hört LeBron zu, stupst seine Söhne in die richtige Richtung, antwortet hin und wieder für sie. Ich gewinne den Eindruck, dass er dabei zwei Ziele verfolgt. Erstens sollen die Jungs Erfahrungen mit Interviews sammeln, während ihr Dad dabei ist – ein bisschen so wie Radfahren mit Stützrädern. Zweitens versucht James, so wie es wohl alle Eltern tun, den Prozess zu formen. Er weiß, dass seine Kinder ihn genau beobachten – was er sagt, wie er es sagt. In solchen Momenten fühlt es sich so an, als würde er eher mit ihnen sprechen und die Familienideale bekräftigen, als ein Interview mit mir zu führen.

Support: LeBron und Savannah James bei einem Spiel von Bryce.
Support: LeBron und Savannah James bei einem Spiel von Bryce.
Credit: David E. Klutho
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Die Sache mit den Familienidealen ist LeBron und Savannah wichtig. Kürzlich machten sie Familienurlaub. Abends saßen sie gemeinsam beim Essen, unterhielten sich über das Weltgeschehen und wendeten es auf die Lebensumstände der Jungs an. LeBron sorgt sich wegen der alltäglichen Herausforderungen – beispielsweise ob seine Jungs mal im Straßenverkehr rausgewunken werden. "Man darf nichts erwarten, nur weil man LeBrons Sohn ist", sagt er hier in St. Vincent zu mir. Er sieht Bronny an. "Du musst sogar noch vorsichtiger sein, weil du es einfach nicht wissen kannst. Es ist ganz schön beängstigend, ein schwarzer Vater mit einem Sohn mit Führerschein zu sein ... Die Kinder sind so bekannt, die Jungs verlassen das Haus, und unsere Tochter geht zur Schule." Hundertprozent sicher fühle er sich nur, sagt er, wenn seine Kinder zu Hause sind.

Familie als Sicherungsseil für Bergsteiger

Also ziehen sie den Kreis etwas enger. LeBron nutzt die Metapher eines Sicherungsseils für Bergsteiger. "Wir wissen alle, dass jeder von uns auch allein auf den Berg kommt. Aber es ist viel leichter, wenn man es zusammen macht. Ich bin jung genug, um mich an eine Menge Dinge erinnern zu können, die die beiden gerade durchmachen. Aber ich bin auch klug genug, um mich aus manchen Sachen rauszuhalten. Es ist nicht meine Aufgabe, mich die ganze Zeit über in ihre Angelegenheiten einzumischen. Wir unterstützen einander. Wir wünschen uns gegenseitig, dass wir es weit bringen. Mein Job ist es, ihm das mitzugeben", er nickt in Richtung Bronny, "und er gibt es an seinen kleinen Bruder weiter und der kleine Bruder an die kleine Schwester."

So gesehen könnte James’ Verkündung, dass er mit Bronny spielen will, nichts weiter sein als ein Karabinerhaken mehr am Sicherungsseil – Teil eines größeren, wohlkoordinierten Plans, den sie gemeinsam ausgetüftelt haben.

NBA-Zusammenspiel: Bronny war überrascht

Ist es aber nicht. Wie sich herausstellt, war diese Äußerung nämlich für alle Beteiligten eine ziemliche Überraschung. Bronny sagt, er habe selbst erst davon erfahren, als sein Dad es öffentlich äußerte, allerdings fände er die Vorstellung "ziemlich cool". Savannah hatte ebenfalls nicht damit gerechnet. "Nein, wir hatten nie darüber geredet", sagt sie. "Ich meine, klar, wenn die Jungs zehn oder elf sind, fragt man sie, was sie mal werden wollen. Ich will in die NBA. Und ich glaube, für LeBron war das eine echte Herzensangelegenheit."

LeBron bestätigt: Nein, sie hätten nie darüber geredet. "Wir reden eigentlich kaum wirklich über die Zukunft. Ich hab das einfach in den Raum gestellt, weil ich die Basketballgötter da draußen anrufen und mal sehen wollte, ob etwas daraus wird. Ich habe mir in meiner Karriere stets Ziele gesetzt und mit den Basketballgöttern darüber gesprochen. Sie haben mich immer erhört. Hoffentlich erhören sie mich auch dieses eine letzte Mal."

Unter den vielen, vielen Meilensteinen seiner Karriere wäre dies ein einzigartiger. Viele NBA-Spieler haben neue NBA-Spieler gezeugt. Aber gemeinsam gespielt hat keines dieser Vater-Sohn-Gespanne, aus den augenscheinlichen Gründen: zu große Altersunterschiede oder mangelndes Glück. James allerdings hat eine reelle Chance.

Will LeBron auch mit Bryce spielen?

Als ich mich nach den Details erkundige, winkt er ab. "Ich stelle gern Dinge in den Raum, aber zu prophezeien, wie genau die nächsten zwei, drei Jahre laufen werden, liegt mir nicht. Ich bin ein Visionär, aber ich lebe auch gern im Moment." Doch die Zahnräder sind bereits in Bewegung geraten. All die Free-Agency-Deals und Trades, die gerade ablaufen? "Ich würde mir definitiv ansehen, wer 2024, 2025 First-Round-Picks bekommt, solche Sachen. 2026, 2027. Das sind die Dinge, auf die ich achten würde." Ich rechne kurz nach – 2027? – und nicke in Richtung Bryce. "Besteht eine Chance, dass du auf den jungen Mann da ebenfalls warten würdest?"

LeBron lächelt. "So wie ich mich fühle, könnte ich noch eine ganze Weile lang spielen. Letztlich hängt alles an meinem Körper, mehr noch aber an meinem Geist. Wenn ich im Kopf frisch und motiviert bleibe, dann sind mir nach oben keine Grenzen gesetzt. Dann kann ich auch noch länger. Aber wir werden sehen." Die Vorstellung verlangt einem schon einiges ab: LeBron, der mit 43 mit seinen beiden Söhnen in der NBA spielt. Andererseits: Tom Brady steht mit 45 auch noch auf dem Spielfeld. Wieso also nicht?

Fan-Favourite Bronny

Morgendämmerung am ersten Turniertag in Akron. Es ist warm und schwül. Normalerweise wäre das ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für so ein Event: ein Feiertagswochen-ende mitten in Ohio während einer Hitzewelle. "Ohne Bronny wären vermutlich ungefähr fünf Leute da", sagt Darren Duncan, der das Turnier organisiert hat.

Und tatsächlich sind die Tribünen am Vormittag nur halb gefüllt. Doch gegen 13.30 Uhr wendet sich das Blatt. Auf den Bänken drängen sich Fans, und eine Reihe junger Männer mit Hightechkameras materialisieren sich auf dem Sportfeld, als würden sie vom Rand eines Runways berichten, bereit, ihre Beiträge innerhalb von Minuten hochzuladen. Dann kommen die Blue Chips raus, angeführt von Bronny. Er trägt sein Trikot mit der Nummer 0 wie ein Cape um den Hals. Und dann hämmert die Musik des DJs los, Kids in Cavs-Trikots recken die Hälse, und an der Mittellinie steht LeBron im Blue-Chips-T-Shirt und betrachtet voller Wohlwollen eine an sich surreale Szene: Er befindet sich hier in einer Turnhalle, für deren Renovierung er aufgekommen ist, in einer Stadt, der er auf die Beine helfen will, einen Straßenzug von der Schule entfernt, die er gegründet hat, in einem Bundesstaat, der unzertrennlich mit ihm verknüpft ist, während er für den Augenblick die Rolle des Assistenztrainer-Daddys spielt.

LeBron in neuer Rolle: Bonbons und Wasser austeilen

Die andere Mannschaft, ein All-Star-Squad aus Kanada, verliert früh den Anschluss. Während der Time-outs lungert LeBron am Rande der Lagebesprechung herum, während Brook Cupps etwas auf das Whiteboard zeichnet. Cupps – Militärhaarschnitt, Brille – hat über die Jahre hinweg den Großteil des Coachings gestemmt. LeBron stieß dazu, wann immer es sein Terminkalender erlaubte, gab Hinweise, verteilte Bonbons. Jetzt ist LeBron der Typ, der Wasser und Handtücher anbietet, fragt, wie viele Time-outs noch übrig sind, und High Fives austeilt – ein seltsam zugänglicher LeBron ist das, trotz seiner 2,06 Meter.

Bryce bei einem Highschool-Spiel
Bryce bei einem Highschool-Spiel
Credit: David E. Klutho
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Früher an diesem Vormittag hat Bryce sein erstes Spiel gemacht. Mit seinen 15 Jahren ist er lang und sehnig, und er trägt eine Schutzbrille. Praktisch jeder aus LeBrons Umfeld, mit dem ich spreche, erwähnt, wie sehr Bryce im vergangenen Jahr in die Höhe geschossen sei – ein Punkt, der auch dem Internet nicht entgangen ist. Inzwischen ist er genauso groß wie sein älterer Bruder.

Bronny wie Vater: "Ruhig, cool und gefasst"

Während Bryces Spiel saß LeBron als Zuschauer auf einem Stuhl, und wie es alle Eltern müssen, bemühte er sich redlich, sich am Riemen zu reißen. Wenn er seine Jungs spielen sieht, sagt er, "versuche ich, mich zu entspannen, aber ich schaffe es einfach nicht". Also ver- und entschränkte er immer wieder die Arme. Strich sich über den Bart. Beschwerte sich hin und wieder lautstark. Auf dem Spielfeld warf Bryce einen Dreier und versuchte, mit größeren, stärkeren Gegnern Schritt zu halten. Manchmal war er frustriert, manchmal überdreht – was man von einem 15-Jährigen eben so erwartet. Savannah sagt, Bryce käme eher nach ihr – "Er gibt Widerworte, wenn man mit ihm redet" –, während Bronny mehr von seinem Vater hätte: "Ruhig, cool und gefasst."

Tatsächlich zeigt Bronny im Verlauf des Wochenendes selten mehr Gefühle als ein Lächeln. Geschmeidig und anmutig findet er den offenen Spieler, seine Rebounds sind kraftvoll. Bei den ersten drei Drei-Punkte-Würfen gegen die kanadische Mannschaft wirft er daneben, aber in der zweiten Spielhälfte kommt er in Fahrt. Er beendet einen Backdoor-Alley-oop mit einem beidhändigen Dunk, dann jagt er einem gegnerischen Guard hinterher, schießt hoch und verhindert einen Layup-Versuch – eine Spielweise, die verstörende Ähnlichkeit mit den legendären Blocks seines Vaters hat. Bei den vier Spielen des Turniers erzielt er einen Durchschnitt von zwölf Punkten und vier Assists.

Was ja alles wunderbar ist, aber nicht das, was die Leute wirklich wissen wollen. Nämlich: Und? Wie gut wird er mal? Aber die Frage ist schwer zu beantworten, zumindest im Augenblick. Seine Highschool-Statistiken sind nicht fantastisch, aber Sierra Canyon ist auch eine Kaderschmiede. Zwei von Bronnys Mannschaftskollegen aus dem ersten Highschool-Jahr spielen bereits in der NBA. Dies ist die erste Saison, in der das Team unter seiner Führung spielt.

Bronny: Teamplayer statt Egoist

Was nach dem Wochenende besonders in Erinnerung bleibt, ist nicht seine Physis oder seine Würfe oder irgendeine andere traditionelle Kombination an Fähigkeiten, sondern eher das Gefühl, das man bekommt, wenn man ihm zusieht: Das hier ist jemand, mit dem ich gern spielen würde.

Eigentlich geht es bei Showcase-Events wie "The Battle" darum zu zeigen, was man kann. Jeder versucht, sich möglichst vorteilhaft zu präsentieren. Nicht so Bronny. Er schnappt sich Defensiv-Rebounds, dribbelt ein einziges Mal und wirft dann einen Pass. Er passt für Dreier aus dem Eck. In Anbetracht seiner Herkunft ist nichts davon überraschend. Trotzdem macht es Spaß, ihm dabei zuzusehen, diesem Jungen, der das Gewicht der Welt auf seinen Schultern trägt und trotzdem lieber schön spielt, als auf Teufel komm raus seine Statistik zu verbessern. Gabe sagt, es sei "superwitzig, mit Bronny zu spielen" – ein Satz, den ich in der einen oder anderen Form das gesamte Wochenende über zu hören bekomme, von Scouts und Spielern und Trainern gleichermaßen.

Natürlich, sagt Talentscout Justin Brantley, habe das alles auch eine Kehrseite. "Ich sehe es als Geschenk und Fluch gleichermaßen", erklärt Brantley. "Er würde niemals ein Spiel an sich reißen. Er hat immer versucht, anständig zu spielen, aber manchmal braucht man im Basketball jemanden, der genau das macht und die nächsten sechs Würfe übernimmt."

Erfolgreicher Direktor zweifelt an NBA-Zukunft

Damit es nicht unerwähnt bleibt: Brantley geht davon aus, dass Bronny es im Basketball bis ganz nach oben bringen könnte: "Er spielt so zutiefst solide, und man kann sich gut vorstellen, wie gut er erst wäre, wenn er Leute um sich hätte, die etwas von Abständen und Basketball verstehen." Aber da sind nicht alle seiner Meinung. Unter anderem rede ich mit einem erfolgreichen Direktor der Amateur Athletic Union, der nicht namentlich genannt werden möchte, weil er LeBron nicht gegen sich auf bringen will. Er sorgt sich wegen Bronnys Größe. „Ich halte ihn für einen guten Spieler, aber ich war letztes Jahr bei der NBA Combine, und dort waren höchstens zwei oder drei Jungs unter 1,90 Meter, und die hatten eine Sprunghöhe von 1,15 Meter und waren schnell wie der Blitz. Bei seiner Größe wird es sehr, sehr schwer für ihn, es in die NBA zu schaffen." Er schweigt kurz. "Aber LeBron ist ausgesprochen einflussreich. Wer weiß schon, was er alles deichseln kann."

Vor dreizehn Jahren stand Michael Jordan während seiner Aufnahme in die Basketball Hall of Fame auf einer Bühne und richtete das Wort an seine Tochter Jasmine und seine beiden Söhne Jeffrey und Marcus. Jordan versicherte ihnen, dass sie alle Unterstützung der Welt bekommen und alles Nötige mitbringen würden, um gute Entscheidungen zu treffen. Und dann sagte er noch etwas: "Ich möchte nicht mit euch tauschen. Wegen der ganzen Erwartungen, mit denen ihr klarkommen müsst."

Einige prominente Sportlereltern raten ihren Kindern deshalb davon ab, in ihre Fußstapfen zu treten. Andere versuchen, jeden noch so kleinen Schritt zu mikromanagen. Und wer würde sich erdreisten, ein Urteil darüber zu fällen, welche Strategie die richtige ist? Teenager großzuziehen, ist schon schwer genug, wenn nicht die ganze Welt dabei zusieht. Es gibt kein Drehbuch.

Savannah: "Das ist kein glücklicher Umstand"

LeBrons Zukunftstraum kennen wir nun – und um ehrlich zu sein, muss ich als Vater sagen, dass ich ihn ziemlich großartig finde. Aber dieser Traum geht auch mit übermächtigen Erwartungen einher. Wie soll Bronny einen Standard erfüllen, der derart einzigartig ist? Um seinen Vater zu übertreffen, müsste er buchstäblich der Beste sein. "Das ist kein sonderlich glücklicher Umstand", gesteht Savannah ein. Aber sie weiß auch, dass sich nichts daran ändern lässt. Also erinnert sie ihren Sohn lieber: Du brauchst es nicht zu machen wie dein Vater. Du musst es nicht so weit bringen wie er. "Und wer weiß schon, ob er es nicht vielleicht doch so weit bringt", sagt sie. "Aber erstickt mich nicht mit den Leistungen meines Dads", erwidert Bronny, "und geht nicht automatisch davon aus, dass ich es genauso machen oder sogar mehr erreichen sollte als er. Lasst mich ich sein."

LeBron ist derselben Meinung. Er betont, dass er seine Söhne nie zum Spielen gedrängt habe. "Ich habe sie immer herausfinden lassen, ob ihnen Basketball überhaupt Spaß macht. Denn am Ende des Tages kommt nichts dabei heraus, wenn man nur spielt, weil die Eltern spielen. Nee, das reicht auf Dauer nicht, um einen bei der Stange zu halten." Und er erinnert daran, dass er selbst in diesem Bereich keinerlei Mentoren gehabt habe. Er ruft keine anderen NBA-Dads an. "Da war niemand", sagt er. "Meine gesamte Karriere beruht auf Trial and Error. Ich hatte niemanden, als ich mit 18 dazustieß. Niemand hat mir die Tür aufgehalten und mir geholfen, mich durchzumanövrieren. Also blieb mir gar nichts anderes übrig als Trial and Error ... alles aufzusaugen wie ein Schwamm."

LeBron: "Ist mir doch scheißegal"

Und wie geht er damit um, dass manche Leute sagen, seine Kommentare darüber, mit Bronny zu spielen, würden unfaire Erwartungen an seinen Sohn wecken? LeBron beugt sich beflissen vor. "Ist mir doch scheißegal, was irgendwer sagt. Unser Lebensweg hängt nicht davon ab, was irgendwer sagt. Sagen wir, fünf von zehn Leuten lieben dich. Das bedeutet, dass dich fünf von zehn Leuten hassen. So funktioniert dieses Land. Ganz egal, was man macht." Inzwischen hat er sich in Fahrt geredet. "Selbst wenn du bei 'Starbucks' arbeitest. Auch da wird es vier bis fünf Kunden geben, die dich dafür hassen, wie du ihren Chai Tea Latte gemacht hast. So ist das nun mal. Und je schneller man begreift, dass es so ist, desto besser läuft es am Ende, weil man auf manche Sachen nicht mehr reagiert und keine Energie darauf verschwendet."

Stattdessen scheint James jede Beleidigung als Gelegenheit zu betrachten, "Antrieb und Motivation daraus zu ziehen", wie er das nennt. Er greift nach seinem Handy. "Ich schreibe mir gern Zitate auf." Er scrollt und findet eines. Es stammt von Arnold Schwarzenegger: "Jeder bemitleidet die Schwachen. Neid muss man sich verdienen."

Savannah: "Geht euren eigenen Weg"

Savannah erwähnt immer wieder, wie wichtig es sei, die Kirche im Dorf zu lassen. "Natürlich will LeBron, dass Bronny irgendwann auf demselben Feld spielt wie er, vielleicht sogar im selben Team. Das wäre das Tüpfelchen auf dem i seiner Karriere und vermutlich auch für ihn als Vater", sagt sie. "Aber was mich betrifft – ich will einfach nur, dass Bronny glücklich ist. Wenn du glücklich damit bist, in Long Beach an Gaming-Wettbewerben teilzunehmen, dann möchte ich, dass du diesen Weg gehst. Wenn du glücklich damit bist, Franchisespieler für ein NBA-Team zu werden, dann möchte ich, dass du diesen Weg gehst ... Es gibt so viele Leute, die ein Leben lang Sachen machen, die sie nicht wirklich glücklich machen."

Folgenden Eindruck gewinnt man von den James’: Sie haben verstanden, was für ein Gewicht auf ihren Kindern lastet – das Gewicht, von dem auch Jordan gesprochen hat. Und nun versuchen sie, ihm direkt zu begegnen. "Meine Kinder bekommen mit, was da draußen für eine Geschichte um sie gesponnen wird", sagt LeBron. "Sie reden zwar nicht drüber, aber sie bekommen alles genau mit. Sie begreifen, wo sie stehen." Er verstummt kurz. "Und das Beste daran? Sie haben dieselbe Ich-werd’s-euch-allen-zeigen-Einstellung wie ihr Vater."

"NBA-Leute verschwenden im Moment kaum Gedanken dafür"

Das Publikum, das sie am Ende von sich überzeugen müssen, sitzt in den Büros der NBA, und in den folgenden Wochen spreche ich mit verschiedenen Personen aus dem Management über LeBrons Absicht, mit Bronny zu spielen. Insgesamt sind sich eigentlich alle einig, dass es noch zu früh ist, um etwas dazu zu sagen. "Die Leute rund um die NBA verschwenden im Moment kaum einen Gedanken auf das Thema", sagt ein General Manager der Western Conference. "Tag für Tag spielen sich so viele Dramen ab. Alles verändert sich so schnell."

Und dann ist da noch das Problem, dass man zwei Jahre in die Zukunft blicken müsste. Wird es neue Trade-Regeln geben? Und wo werden LeBron und Bronny als Spieler stehen? NBA-Teams sind gut darin, Entwicklungsverläufe nach oben und unten zu antizipieren. Aber das hier? Das hier erfordert es, Bronnys Aufstieg und LeBrons Abstieg auf ein und demselben Graphen darzustellen, was praktisch unmöglich ist. "Wir reden hier über den zweifellos größten Spieler aller Zeiten, deswegen gibt es auch kein Vorhersagemodell für diesen Fall", sagt der General Manager. "Für LeBron gelten eigene Regeln. Bei den meisten Spielern kann man in dem Alter mit einem Rückgang der Leistungsfähigkeit um zehn Prozent pro Jahr rechnen. Aber ich bin nicht sicher, ob diese Faustregel auch auf LeBron zutrifft. Er könnte mit 40 noch ein fantastischer Spieler sein."

Und ein motivierter. Man braucht es sich nur auszumalen: Vieles von dem, was Elite-Sportler in LeBrons Alter bei der Stange hält, ist mentaler Natur. Jede Saison fordert ihren Preis – die anstrengenden Vorbereitungen, die Erholungsphasen, die ständigen Dramen in der NBA. James ist kurz davor, Kareem Abdul-Jabbar den Rang als bester Scorer aller Zeiten abzulaufen, Anfang 2023 wird es so weit sein. Milliardär ist er bereits. Er kann versuchen, Jordans sechs Titel zu ergattern, aber das hängt von zahlreichen Faktoren ab, auf die er keinen Einfluss hat.

Brady als LeBron-Inspiration

Doch mit seinem Sohn spielen? Das ist ein Ziel, auf das er hinarbeiten kann, und ein Grund, bei der Sache zu bleiben. Es fühlt sich echt an. Nach Gemeinschaft. Ich muss für meinen Jungen da sein. Ich kann ihn nicht im Stich lassen. Außerdem erzählte mir James, Brady sei seine Inspiration. "Er hat ein Stückchen von mir mitgenommen, als er sich aus dem aktiven Sport zurückgezogen hat, und als er zurückkam, dachte ich nur: Mann, das hab ich echt gebraucht."

Erst einmal aber steht die College-Entscheidung an. Bronny kann sich weitestgehend aussuchen, wo er studieren möchte. Oder er geht für ein Jahr ins Ausland und spielt gegen Erwachsene, um sich abzuhärten. Schlägt er den Weg der G-League ein, sieht es nicht anders aus. Oder er könnte einfach nur trainieren – und in Anbetracht der Ressourcen seines Vaters bedeutet das, mit den Besten der Besten zu arbeiten.

Tom Brady (Tampa Bay Buccaneers)
Tom Brady (Tampa Bay Buccaneers)
Credit: Imago
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Als ich mit den James’ zusammensitze, wirken sie noch unentschlossen. Savannah erzählt, Bronny wolle "eine College-Karriere", und ich gewinne den Eindruck, dass es auch das ist, was sie will. "Ich glaube, es wäre einfach cool für ihn, mit College-Basketball anzufangen, sein Vermächtnis dort zu beginnen", sagt sie. Immerhin wäre das die eine Sache, die LeBron nie gemacht hat und Bronny ihm voraushaben könnte.

Bronny läuft zu seinem letzten Spiel ein. Es ist der dritte Tag des Turniers, und er landet 14 Punkte mit fünf Assists, einem Block und einem Steal. Zwei Wochen später wird er beim "Nike Peach Jam"-Turnier für Aufsehen sorgen, und der Hype wird wachsen, nicht zuletzt durch die Online-Berichterstattung. ESPN wird darüber spekulieren, dass Bronny an die Duke geht, und ihn auf Platz 24 seines Jahrgangs hochstufen. Das andere Lager wird das genaue Gegenteil behaupten: Nach diesem Auftritt wird er das College garantiert überspringen. Im Oktober unterschreibt er einen Endorsement-Deal mit Nike.

Währenddessen posten die Online-Highlight-Fabriken Video-Compilations mit Überschriften wie: "OH MY GOODNESS BRONNY", und schon bald veröffentlicht Bronny einen neuen Instagram-Post, und sein Dad teilt ihn, und dann veröffentlicht er selbst einen Post darüber, wie die drei James-Jungs zusammen trainieren, ein Dunk nach dem nächsten. Dazu schreibt er: "Wir arbeiten! Mehr wissen wir nicht. Wir wollen nicht, dass man uns was schenkt – wir verdienen es uns! #JamesGang", und sorgt damit für jede Menge Aufregung.

Bronny: "Will College-Weg einschlagen"

Schon bald darauf spielen Bryce und Bronny zum ersten Mal bei einem Amateur-Athletic-Union-Spiel zusammen, und LeBron twittert überwältigt: "Das ist der WAHNSINN!! Ich bin komplett EMOTIONAL!! WOW!" Und die Zukunft wird ein bisschen klarer: Als ich noch einmal bei LeBron nachhake, sagt er, Bronny wolle jetzt "den College-Weg einschlagen". An diesem Punkt hat der Zug bereits so stark an Fahrt aufgenommen, dass es sich anfühlt, als gäbe es keinen Weg zurück. Und während ich so beobachte, wie sich die Dinge entwickeln, erinnere ich mich an einen Augenblick am Samstagabend des Turniers zurück. Die Spiele waren vorbei, die Fans nach Hause gefahren. Endlich konnten die Spieler einfach sie selbst sein und entspannen.

Bryces Team ging Pizza essen, die Jungs hangen herum, während sie auf einen Tisch warteten. Andere Mannschaften kehrten ins Hotel in der Innenstadt zurück, wo sie die Herrschaft über den Pool an sich rissen, durch die Gänge rannten und bis zwei Uhr nachts Eisschlachten veranstalteten, wie Teenager das eben so machen, in der Dämmerzone zwischen Kindheit und Mannsein, in der alles möglich scheint und man einen Großteil der Sorgen und Planungsarbeit noch den Erwachsenen und ihren Myelin-reichen Gehirnen überlassen kann, in dem Vertrauen darauf, dass sie am Ende schon wissen werden, was sie da machen. 


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