1. Bundesliga

Klaus und Dino Toppmöller im Doppel-Interview: "Meine engste Bezugsperson"

Zwei Generationen Fußball-Trainer im Gespräch: Sports Illustrated hat Vater Klaus und Sohn Dino Toppmöller zu ihrem ersten Doppel-Interview gebeten - über Sport damals und heute, ihr enges Verhältnis und einen kaputten Kronleuchter im Wohnzimmer.

Klaus und Dino Toppmöller
Credit: Sports Illustrated / Daniel Stier
 

Vor dem Gespräch blickt Klaus Toppmöller minutenlang nach unten auf das Spielfeld. Auf den Rasen des Frankfurter Stadions. Viele Erinnerungen würden ihm durch den Kopf gehen, sagt er, natürlich vor allem an seine kurze Zeit als Trainer bei der Eintracht, an die neun wilden Monate ab Juli 1993.

Aber auch an seine Spiele, die er hier mit dem 1. FC Kaiserslautern bestritt – und das einzige Tor des Monats, das er im Lauf seiner Karriere erzielte. Und dann plaudert Toppmöller munter los, erzählt Anekdoten, die er als Spieler und Trainer erlebt hat. 

Im ersten gemeinsamen Interview mit seinem Sohn Dino Toppmöller, der aktuell Cheftrainer bei Eintracht Frankfurt ist, sprechen beide bei Sports Illustrated über ihr enges Vater-Sohn-Verhältnis, den Job eines Fußball-Trainers sowie über einen kaputten Kronleuchter im heimischen Wohnzimmer.

Dino Toppmöller über…

...Eintracht Frankfurt: "Wir sind auf einem sehr guten Weg, wir spielten in den letzten acht Jahren sechsmal international; wenn wir uns da dauerhaft in den europäischen Wettbewerben etablieren könnten, wäre das phänomenal. (…) Im Fußball ist vieles möglich, aber wenn wir uns über die Liga dauerhaft für die Champions League qualifizieren würden, wäre das schon ein Riesenerfolg."

...seinen Vater: "Nach Niederlagen warte ich manchmal zwei Tage, bis ich mich bei ihm melde. Da will ich erst einmal meine Ruhe, mit gar keinem reden. Aber wenn ich es verarbeitet habe, dann ist Papa die erste Anlaufstelle. Was Fußball angeht, ist er meine engste Bezugsperson. (…) Mir war immer klar, dass es schwer wird, an die Leistungen meines Vaters heranzukommen. Er ist noch heute in der Geschichte des 1. FC Kaiserslautern der beste Bundesliga-Torschütze und unter allen Bundesliga-Stürmern der Geschichte unter den Top 10, was die Quote von Spielen und Toren betrifft. Mein Vater hat eine einzigartige Karriere hingelegt. Dass ich als Spieler so eine Laufbahn bei Weitem verfehlt habe, hatte nichts mit dem Namen zu tun."

Dino Toppmöller als Co-Trainer von Julian Nagelsmann beim FC Bayern
Dino Toppmöller als Co-Trainer von Julian Nagelsmann beim FC Bayern
Credit: Sports Illustrated
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...Tipps seines Vaters: "Taktisch mischt er sich nicht ein, meist geht es um einzelne Spieler. Ich bin von meinem eigenen Weg überzeugt, höre mir aber seine Anregungen und Bemerkungen immer wieder an und nehme manchmal auch etwas mit für mich. Er hatte immer schon ein phänomenales Auge dafür, was ein Spieler kann und was nicht, und konnte nach fünf Minuten sagen, ob einer was taugt. Das ist echt krass. Eine große Gabe."

...seinen Trainerjob: "Mir ist es am liebsten, wenn die Mannschaft überzeugt ist von den Ideen meines Trainerstabs und mir. Wenn es aber so wäre, dass ein Spieler zu mir kommt, wäre ich schon offen dafür. Kommt aber auch immer auf die Situation an, darauf, welcher Spieler das ist, und vor allem, welche Idee er hätte."

...Social Media: "Du warst früher sicher besser geschützt und hattest mehr Anonymität. Mein Vater konnte sich in seinen Aussagen mehr erlauben, als ich es heute kann. Wenn der was losgelassen hat, dann war das ein kurzer unterhaltsamer Aufreger, es gab aber keinen großen Shitstorm. Man muss sicher heute mehr abwägen, was man sagt, seine Aussagen überlegter und vorsichtiger treffen."

Klaus Toppmöller über…

...Entlassungen: "Trainer sein war für mich immer ein Job. Wenn du rausfliegst, kommt irgendwann der nächste Verein. Ganz einfach. Wenn du Trainer wirst, musst du damit rechnen, dass sie dich irgendwann vor die Tür setzen."

...Ratschläge für seinen Sohn: "Manchmal schimpfe ich ihn und frage ihn: Warum hast du den Spieler xy – ich nenne hier keine Namen – ausgewechselt? Der hätte doch in der letzten Minute noch ein Tor machen können."

...seinen Sohn und Fußball: "Ich habe ihn nie dazu gezwungen. Wenn ihm ein anderer Berufsweg lieber gewesen wäre, ich hätte kein Problem damit gehabt. Dass er sich für Fußball entschieden hat, hat mich natürlich sehr gefreut."

...den Trainerjob heute: "Manches ist für einen Trainer heute sicher leichter. Andererseits fände ich es viel zu anstrengend, mit so großen Trainerteams wie heute zusammenzuarbeiten, wo dir jeder etwas reinquatscht. Sieben, acht Mann neben mir als Assistenten, ich würde verrückt werden."

Klaus Toppmöller mit seinem Sohn Dino
Klaus Toppmöller mit seinem Sohn Dino
Credit: Sports Illustrated
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...Anthony Yeboah: "Der kam bei unseren Waldläufen nie mit, hechelte grundsätzlich 50 Meter hinterher. Einmal hab ich auf ihn gewartet und gesagt: „Tony, was ist los, so geht das nicht.“ Da meinte er nur: „Trainer. Ich. Samstag. Tore.“ Dann stellte ich ihn auf, und er traf nach Belieben. Bis zu seiner Verletzung, die letztlich auch meinen Job kostete."

...Fußball im Hause Toppmöller: "Fußball hat einfach schon immer unser Leben bestimmt. Auch als du noch ein Kind warst. Da haben wir daheim immer im Haus rumgekickt. Im Schlafzimmer und im Wohnzimmer. Wie die Bekloppten. Sehr zum Leidwesen meiner Frau. Weißt du noch, wie wir den fetten Kronleuchter kaputt geschossen haben?"

...seine Familie: "Für mich hatte die Familie immer Priorität. Wann immer es ging, fuhr ich nach Hause. Auch unter der Woche. Aus Bochum zweimal die Woche nach dem Training, immer mitten durch den Stau rund um Köln. Selbst aus Hamburg bin ich mindestens einmal unter der Woche heim. Erst mit dem Flugzeug, bis ich merkte: Mit dem Auto bist du genauso schnell. Ich war ein sehr häuslicher Typ. Und bin es noch immer. Weg aus Rivenich wollte ich nie. Und meine Frau auch nicht."

...Fußball im TV: "Ich schaue alles, rauf und runter. Tag und Nacht. Ins Stadion gehe ich nicht mehr, das ist mir inzwischen zu viel Trubel. Aber daheim auf dem Sofa: Bundesliga, Champions League, England, Spanien, alles, was geht."

seine Kindheit in Rivenich: "Ich bin ja in einer Gastwirtschaft aufgewachsen, da hatten wir eine große Wiese hinterm Haus, auf der ich immer rumgetobt habe. Eines Tages hatten wir – wie so oft – eine Hochzeitsgesellschaft im Lokal, bei uns war ständig was los. Jeder, der im Ort etwas zu feiern hatte, ob Geburtstag, Hochzeit oder Karneval, kam zu uns. Alles war also prächtig vorbereitet, als ich draußen gegen den Ball trete und er genau durchs Fenster fliegt. Und wissen Sie, wo die Kugel landete? Mitten auf der Hochzeitstorte. So schnell wie damals bin ich nie mehr in meinem Leben gerannt. Auch nicht als Profi in Lautern."

Dino Toppmöller
Dino Toppmöller
Credit: Sports Illustrated / Daniel Stier
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Das komplette Interview lest Ihr in der neuen Ausgabe von Sports Illustrated, die ab dem 24. Oktober 2024 im Handel und unter shop.sportsillustrated.de erhältlich ist.



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