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Corona-Zeitarbeiter halten NBA-Betrieb am Laufen – und wollen nicht mehr gehen

Profi-Basketball als Gig Economy. Weil sich unzählige NBA-Profis in Quarantäne befinden, rufen die Teams ihre Ruheständler zurück und Akteure aus der zweiten Reihe auf den Plan. Und die bringen ihre eigenen Stories mit.

Collage NBA-Zeitarbeiter
Credit: Getty Images

Zwei Spielzeiten nach der Bubble in Disneyworld und eine nach den Geisterspielen war die NBA 2021/22 gewillt, möglichst schnell zur Normalität zurückkehren. Wobei, normal ist es nicht gerade, was sich in der Liga gerade abspielt. Auf dem Parkett stehen Superstars Seite an Seite mit Ruhestands-Rückkehrern und bislang unbekannten Youngsters.

Der Grund? Seit Dezember, als die hochgradig übertragbare Omikron-Variante durch die USA fegte, wurden hunderte NBA-Spieler – der kalifornische Versicherer Fansure spricht von mehr als 280 – ins Corona-Protokoll der Liga aufgenommen. Mehr als die Hälfte der Akteure befand sich in diesem Zeitraum also schon in Quarantäne, mehr als 2000 Spieler-Arbeitstage konnten in der NBA dadurch nicht angetreten werden.

Im Bestreben, die Saison fortzusetzen und die Zahl der Spielverschiebungen zu minimieren, führte die NBA eine spezielle Härtefallregelung ein, um den zahlreichen pandemiebedingten Ausfällen entgegenzuwirken. Teams, die aufgrund einer Covid-19-Infektion auf Spieler verzichten mussten, sollten ihren Kader um Spieler mit Kurzzeitverträgen – sogenannten "10-day-contracts" – erweitern, damit die Saison fortgesetzt werden konnte. Diese Sonderregelung gab neuen Gesichtern und altbekannten Namen gleichermaßen die Chance zum ersten Mal überhaupt oder noch ein letztes Mal ins Licht der NBA zu rücken. Hier sind ihre Geschichten.

"Ich bin hier, weil ich hierher gehöre"

Die Geschichte von Chaundee Brown Jr. bei den Lakers ist "bittersweet", wie die Amerikaner sagen. Am 19. Dezember erzielte er (auf Zuspiel seines einstigen Helden LeBron James) seinen ersten Korb in der NBA. Er studierte Filmmaterial Seit an Seit mit seinem Lieblingsspieler Rajon Rondo und holte sich taktische Ratschläge von Russell Westbrook, der ihn immer wieder ermahnte, in der Verteidigung gegen den gewieften Bulls-Forward DeMar DeRozan die Hände oben zu halten, damit die Schiedsrichter sie sehen konnten. Und dann: Ja dann war sein Vertrag (ein sogenannter two-way-contract oder Zweiwegevertrag, der in der Vergütung der Spieler zwischen Einsätzen in der NBA und solchen in der G-League unterscheidet) wieder weg. Und der Traum von der NBA schien vorerst ausgeträumt.

Am 21. Dezember ließen die Lakers Brown wissen, dass sie – obwohl Brown nie wirklich eine Chance bekam, zu zeigen, was er draufhat – einen erfahreneren Spieler auf seiner Position bevorzugten. Brown tat sich denkbar schwer, diese Nachricht zu verdauen. “Ich war konsterniert,” sagt Brown, der in der Pre-Season bereits fünfmal für die Lakers spielte und sechsmal für deren G-League-Farmteam auflief, bevor er am 17. Dezember sein NBA-Debüt gab. "Ich wusste nicht, was ich falsch gemacht hatte."

Der 23-Jährige flog erstmal nach Florida, um Weihnachten mit seiner Familie zu verbringen. Brown dachte da, er würde nur zwei Tage fort sein sein, packte daher nur ein paar T-Shirts und kurze Hosen ein. Doch am nächsten Morgen um 9 rief sein Berater an. Er sagte ihm, dass die Atlanta Hawks, bei denen Brown vor dem Draft 2021 schon ein Probetraining absolviert hatte, ihm einen 10-day-contract anböten.

Chaundee Brown Jr. im Trikot der Atlanta Hawks
Ergänzungsspieler Chaundee Brown Jr. im Trikot der Atlanta Hawks
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Bereits am Abend darauf kam Brown für 30 Minuten zum Einsatz, spielte neben Größen wie Trae Young, Bogdan Bogdanović, Clint Capela und Cam Reddish. Tags darauf wurden Bogdanović, Gorgui Dieng und Forward John Collins ins Corona-Protokoll der Liga aufgenommen, wodurch Browns vorübergehende Rolle in der Mannschaft noch gefestigt wurde. Das nächste Spiel am 29. Dezember sollte mit 16 Punkten in 32 Spielminuten das beste seiner Karriere werden. Young sagte den Reportern später, dass er gar nicht wisse, wer seine neuen Teamkollegen seien. 

Browns Zukunftsprognose ist die gleiche wie die der meisten anderen Spieler mit Härtefall-Verträgen: völlig wage. Am Neujahrstag, die Hawks waren gerade in Portland gelandet, sei er mental so im Moment eingespannt gewesen, dass er gar nicht wusste, welcher Tag es war. Wo er auch hingeht, trägt er Maske, wäscht sich ständig die Hände und tut sein Bestes, um einen positiven Test zu vermeiden. Er weiß, dass dieser NBA-Traum früher zu Ende sein könnte, als es ihm lieb ist. "Aber", sagt er, “das alles ist auch ein Segen. Ich habe so hart gearbeitet, um hier spielen zu dürfen. Jetzt lebe ich diese Momente und darf mich tatsächlich mit den besten Spielern der Welt messen."

“Ich versuche mir während der Spiele immer zu sagen, dass es nur Basketball ist. Ich sage mir, dass ich hier bin, weil ich hierher gehöre."

 

Ein denkwürdiges Weihnachtsgeschenk

Als Quinndary Weatherspoon am 23. Dezember seinen 10-day-contract bei den Warriors unterschrieb, war er sich nicht sicher, ob oder wann er auf dem Platz stehen würde. Doch Weatherspoon erhielt ein Weihnachtsgeschenk, denn Golden State warf ihn gleich beim Spiel gegen die Suns am 25. Dezember ins kalte Wasser.

Sein Einsatz kam so unerwartet, dass er nicht mal seiner Familie bescheid geben hatte können. Er spielte 14 Minuten, erzielte sechs Punkte aus drei Würfen, blockte, klaute einen Ball, ließ sich einen Ball klauen, holte einen Rebound, und kassierte vier Fouls. Seine Aufgaben waren es, Devin Booker das Leben schwer zu machen und Chris Paul vom Korb fernzuhalten. 

“Es war mein erstes Spiel an Weihnachten, einfach ein besonderer Moment,” sagt Weatherspoon. “Ich habe versucht, mein Möglichstes zu geben, um aus dieser Situation einen Vorteil zu ziehen.”

Das Duell gegen Paul war besonders denkwürdig für den 25-jährigen Guard, der in seiner Jugend Pauls Basketball-Camps besucht hatte. Nachdem er seine Fähigkeiten unter CP3's Anleitung verfeinert hatte, verbrachte Weatherspoon vier Jahre an der Mississippi State und wurde in seiner letzten Saison in das First Team All-SEC gewählt. Die Spurs wählten Weatherspoon im Draft 2019 mit dem 49. Pick. Aber er lief lediglich in 31 Spielen über zwei Saisons für San Antonio auf. Die meiste Zeit brachte er in der G-League zu, ausgestattet mit einem jener two-way-contracts.

Die Warriors schnappten sich Weatherspoon im Oktober und verpflichteten ihn für ihr eigenes G-League-Team. Das erwies sich als besonders günstig für Weatherspoon, da er sich in Santa Cruz teilweise mit Klay Thompson messen konnte, der sein Aufbautraining nach einem Achillessehnen-Riss ebenfalls in Santa Cruz absolvierte.

Quinndary Weatherspoon von den Santa Cruz Warriors
Quinndary Weatherspoon (im grauen T-Shirt) beim Warm-up mit seinem G-League-Team, den Santa Cruz Warriors
Credit: Getty Images
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“Ich und Klay verstanden uns gut,” sagt Weatherspoon. “Ich wollte es ihm auf dem Court aber so schwer wie möglich machen, ihm helfen, wieder in Spielform zu kommen, ihm die Art Verteidigung entgegensetzen, mit der er es auch in der NBA wieder zu tun bekommen würde. Ich habe nur meinen Teil zu seinem Comeback beigetragen."

Der “freundschaftliche Wettbewerb” zwischen Weatherspoon und Thompson trug dazu bei, das Profil des Ersteren zu schärfen. Laut Weatherspoon erzählte Thompson dem Trainerstab in Santa Cruz sogar, wie die Duelle gegen ihn ihm halfen, wieder in Form zu kommen. Nach seinem Einsatz an Weihnachten gegen die Suns erntete Weatherspoon Lob von Stephen Curry und Otto Porter Jr.. Am 3. Januar dann, legten ihm die Warriors einen "two-way-contract" vor, eine nette Gehaltserhöhung gegenüber seinem Vertrag in der G-League.

“Das nimmt eine Menge Druck weg,” sagt Weatherspoon über den Switch vom 10-day-contract zum neuen Arbeitspapier. “Wenn man in der G-League spielt, versucht jeder es zu schaffen. Jetzt diese Grundlage zu haben, hilft mir mental sehr. Ich kann mit dem Team an den Dingen arbeiten, in denen ich besser werden muss."

Weatherspoon hat seit seinem Einsatz gegen die Suns nicht mehr viel Spielzeit bekommen, aber er ist der jüngste jener Rotationsspieler, die neben Curry und Draymond Green zuletzt so erfolgreich waren. Und die Warriors sind eindeutig gewillt, ihren jüngeren Spielern Chancen zu geben, so wie sie es mit Gary Payton II und Jonathan Kuminga zuletzt getan haben. Für den Moment aber, ist Weatherspoon froh, ein Rädchen in einem großen, funktionierenden Getriebe zu sein.

“Jeder kennt seine Rolle, und jeder weiß, was er jeden Tag zu tun hat. Das macht das Team so viel besser,” sagt Weatherspoon. “Mit großen Spielern zu spielen, macht vieles einfacher. Jeder redet über Klay und Steph und ihre Trefferquote, aber manchmal fallen den Leuten auch die kleinen Dinge auf."

Wie die Heat ihren Guy fanden

Kurz bevor er nach Las Vegas zum G-League-Showcase reisen sollte, wurde Kyle Guy positiv auf COVID-19 getestet. Am nächsten Tag meldeten sich vier Teams bei ihm, boten ihm 10-day-contracts an, die er unter diesen Umständen aber alle ablehnen musste. Als er aus der Quarantäne kam, hatten alle ursprünglich interessierten Teams ihre Plätze bereits vergeben, so dass der 24-jährige Guard keine andere Wahl hatte, als neben dem Telefon auf Meldung seines Beraters zu warten.

Oberflächlich betrachtet, hätte der Zeitpunkt seines positiven Tests nicht schlechter sein können. Aber dann, um 23 Uhr, erhielt Guy doch noch einen Anruf von seinem Berater. Der fragte ihn, ob er am nächsten Morgen einen Flug nach Texas nehmen könne. Die Heat wollten eine ihrer Ausnahmeregelungen für ihn geltend machen. Die Nachricht kam so plötzlich, dass Guy nicht einmal seine eigenen Sneakers einpacken konnte, die nämlich waren in der Umkleide seines G-League-Teams. Nach seiner Landung in Texas kaufte er sich ein Paar neue.

“Göttliches Timing! Es hat so funktioniert, wie es sollte,” sagt Guy. “Ich denke, die Heat brauchten mich wahrscheinlich ein bisschen mehr als die anderen Teams. Und die Tatsache, dass ich gerade so viel spiele, ist ein Zeichen dafür. Ich ärgere mich nicht mehr über den Zeitpunkt, an dem ich Covid-19 bekommen habe."

Glück im Unglück und perfektes Timing also. Vor seinem Zehn-Tage-Agreement hatte Guy 34 NBA-Spiele (und insgesamt 13 Würfe) auf dem Konto. In drei Spielen mit den Heat traf er nun gleich acht Dreier bei nur 16 Versuchen. Schon nach dem ersten Spiel konnte er die Aufmerksamkeit von Trainer Erik Spoelstra auf sich ziehen. “Die Art und Weise, wie ich spiele, entspricht dem, was sie von mir verlangen,” sagt er. “Wenn sie mich bitten würden, überhaupt nicht zu werfen und nur zu passen, würde ich das tun, und zwar so gut wie möglich. Aber zum Glück ist das, was sie von mir verlangen, das, was ich am besten kann."

Guy hat sich mit der Intensität, die sein neuer Trainer verlangt, angefreundet, mit der Art und Weise, wie Spoelstra das Team während der Trainingseinheiten immer wieder daran erinnert, dass da alles in ihrer Kabine versammelt sitzt, was man zum Gewinnen braucht. Die Underdog-Mentalität in der Mannschaft erinnere ihn, so Guy, an jene Teamkultur, die er an der University of Virginia so liebte, als er dort NCAA-Champion wurde. Er rezitiert, wie Kyle Lowry vor jedem Spiel die Moral im Team hochpeitscht, sagt: “Es spielt keine Rolle, wie viele 10-day-contractors wir im Team haben oder ob wir nur zu viert spielen. Die Heat treten an, um zu gewinnen!"

Kyle Guy von den Miami Heat
Kyle Guy (Mitte) im Spiel gegen die Portland Trail Blazers
Credit: Getty Images
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Um sich auf Momente wie diesen vorzubereiten und in einer so stressigen Zeit präsent zu bleiben, hat Guy, der immer wieder mit Angstattacken zu kämpfen hat, in der Offseason mit seinem Trainer die Atemübungen der Wim-Hof-Methode studiert und Meditationstechniken gelernt. So gut seine Leistungen für Miami auch waren, Guy weiß, dass die Heat ein Team sind, das um die Meisterschaft kämpft, mit einem top besetzten Kader. Und er ist sich bewusst, dass er vielleicht nicht die ganze Saison in diesem Kader bleiben wird. Aber er glaubt, dass dieses Gastspiel es ihm ermöglicht, alles zu zeigen, was er auf höchstem Niveau zu bieten hat.

“Die Zehn-Tage-Deals sind eine Möglichkeit sich für 29 andere NBA-Teams, aber auch für die Heat der Zukunft, ins Schaufenster zu stellen,” sagt Guy. “Ich möchte nirgendwo sein, wo ich nicht erwünscht bin. Damit musste ich in der Liga schon zurechtkommen. ... Ich weiß, was ich verdiene und worum es mir geht."

Der Ex-Star, der sich in Form hielt

Greg Monroe hatte seit der Niederlage seiner Sixers gegen die Raptors in Spiel 7 des Eastern-Conference-Halbfinals 2019 kein NBA-Spiel mehr bestritten. Als Kawhi Leonard damals den entscheidenden Dreier versenkt hatte, befürchtete Monroe schon, dass seine Karriere in Gefahr sein könnte. Der Center sah sich selbst als einen fähigen "Big Man", damals noch auf der guten Seite der 30, und mit fast einem Jahrzehnt NBA-Erfahrung in Petto. Eigentlich war er noch lange nicht fertig.

Doch das Business in der NBA ist hart. Und so brachte Monroe die nächsten zweieinhalb Jahre in Übersee (unter anderem beim FC Bayern Basketball) und in der G-League zu. Erst Ende Dezember erhielt er die Nachricht, auf die er gewartet hatte. Es war der Tag nach Weihnachten und Monroe ging gerade zum Ausgang der Practice Facility der Capital City Go-Go, seines G-League-Teams, als sein Berater anrief: Die Timberwolves hätten Interesse, sie würden ihm einen 10-day-contract anbieten. Monroe sagte zu.

Der 2,11 Meter große Center fuhr sofort nach Hause, packte und saß am nächsten Morgen um 7 im Flugzeug nach Minneapolis. Nach der Landung machte er einen COVID-19-Test und kam gegen 16 Uhr im Target Center (der Heimstätte der Timberwolves) an. Ein paar Stunden später erzielte er in 25 Minuten Spielzeit elf Punkte, sechs Assists und neun Rebounds.

Greg Monroe im Trikot Minnesota Timberwolves
Zurück in der NBA: Altstar Greg Monroe (vorne) im Trikot der Timberwolves gegen die Boston Celtics
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Monroe, der jetzt 31 Jahre alt ist, ist der Meinung, dass ihm seine 12 G-League-Spiele in dieser Saison geholfen haben, bereit zu bleiben und den Spielrhythmus beizubehalten, der sonst nicht vorhanden wäre. “Wir sind jeden Tag angetreten und haben an den Dingen gearbeitet, an denen wir arbeiten mussten, haben versucht, besser zu werden”, sagt er. “Wer weiß? Vielleicht bin ich bald wieder bei meinen Kollegen dort unten in der G-League. Aber das ist alles Teil des Prozesses. Ich bin dankbar für diese Erfahrung."

Abgesehen davon, dass er sich mit ein paar neuen Namen und Gesichtern vertraut machen musste, war die Wiedereingewöhnung auf der großen Bühne nicht allzu schwierig. Monroes einzige Sorge war, den Flow im Spielsystem der Timberwolves durcheinanderzubringen.  Aber in vielerlei Hinsicht ist es wie Fahrradfahren. “Das Spiel ist offener und solche Sachen, ” sagt er. “Für mich ist es einfacher, frei zu stehen, Plays für andere zu machen, und von diesen Jungs zu profitieren. Es ist immer noch Pick-and-Roll; immer noch das gleiche Spiel."

Noch einmal eine dauerhafte Rolle in der NBA zu spielen, sollte für Monroe angesichts seiner defensiven Einschränkungen und seiner Unfähigkeit, Räume auf dem Parkett zu schaffen, nicht einfach sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass er im Team keinen Mehrwert schaffen kann. Monroe ist ein  wandelndes Nachschlagewerk für Weisheiten des Center-Spiels, von dem junge Teamkollegen (wie Nathan Knight) profitieren können.

Als jemand, der sich in Umkleidekabinen bewegt, aus denen zurzeit häufiger Spieler positiv auf COVID-19 getestet werden, weiß Monroe, dass er aufpassen muss. Würde auch er ins Corona-Protokoll der NBA aufgenommen, wäre seine Karriere in der Königsklasse des Basketballs wohl tatsächlich beendet. Bevor er am 5. Januar einen weiteren 10-day-contract , jetzt bei den Wizards, unterzeichnete, beschränkte Monroe seinen Bewegungsradius – wenn er nicht gerade mit dem Team trainierte – auf Zimmer und Gym in seinem Hotel in Minneapolis.

“Ich versuche, gesund zu bleiben und außerhalb des Basketballs möglichst wenig zu unternehmen. Und soweit funktioniert das ganz gut, also bleibe ich dabei."

Geschichte in 180 Sekunden

Als Jaime Echenique am 30. Dezember zu seinem ersten NBA-Einsatz kam, verzeichnete er in drei Einsatzminuten ganze null Punkte, Rebounds, Assists, Blocks, Steals, Fouls und Turnovers. Und doch hat er Geschichte geschrieben. Echenique, der erst Stunden vor dem Spiel einen 10-day-contract mit den Wizards unterschrieben hatte, wurde der erste in Kolumbien geborene Spieler, der in einem regulären Saisonspiel gegen die Cavaliers zum Einsatz kam.

“Man hat einen Traum, und der wird war. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll,” sagt Echenique über seine ersten Minuten in der NBA. “Es ist so ein tolles Gefühl, man kann es nicht beschreiben. Aber natürlich bin ich damit nicht zufrieden. Ich will mehr."

Echenique wurde in Barranquilla, Kolumbien, geboren und zog erst 2016 in die Vereinigten Staaten. Bevor er in die USA kam, sagt er, habe er kein einziges NBA-Spiel gesehen. Er spielte zwei Jahre am Trinity Valley Community College in Texas, wechselte dann für die letzten beiden College-Jahre an die Wichita State. Anfangs sprach Echenique kein Wort Englisch und konnte sich mit seinen Kommilitonen nur durch das verständigen, was er "das Englisch des Basketballs" nennt.

Echeniques Eltern freuten sich, dass ihr Sohn seinen Traum verfolgte, aber es war ihnen wichtiger, dass er seine Ausbildung abschloss, bevor er seine Basketballkarriere antrat.

“Meine Eltern kommen aus wirklich schlechten sozioökonomischen Verhältnissen,” sagt Echenique. “Für sie bedeutet Erfolg, zur Schule gehen zu können, die Universität abzuschließen und solche Dinge. Sie wollten, dass aus mir jemand Gebildetes wird. Ich habe ihnen einen anderen Weg vorgeschlagen, und sie waren zuerst nicht begeistert, weil sie nichts über den Sport wussten.

“Als ich meinen Abschluss an der Wichita State in der Tasche hatte, meinten sie, jetzt kannst du alles machen, was du willst.

Echenique ging für einige Probetrainings zurück nach Texas und traf dort auf Stars wie James Harden und Russell Westbrook, was, wie er zugab, den Fan in ihm weckte. Anschließend verbrachte er ein Jahr im Ausland in Spanien, wo seine Ehrfurcht durch die Erkenntnis ersetzt wurde, dass er mit anderen erwachsenen Männern um etwas kämpften konnte und musste. Im August letzten Jahres schloss sich Echenique dem Summer-League-Team der Wizards an und spielte im Dezember für Washingtons G-League-Farmteam (Stats: 12,6 Punkte und 9,2 Rebounds pro Abend), bevor er schließlich in den NBA-Kader berufen wurde. Nachdem er seinen 10-day-contract unterschrieben hatte, gibt er zu, habe er in seinem Auto auf dem Parkplatz vor der Practice Facility der Wizards geweint.

Der 24-jährige Echenique ist in seinem Spiel auf gewisse Weise noch roh, nicht ganz ausgereift. Erst mit 13 hat er mit dem Basketball begonnen. Er sagt, dass er viel Zuspruch von seinen neuen Wizards-Teamkollegen – Jungs wie Bradley Beal oder Kyle Kuzma – erfährt. Sie versuchten, sicherzustellen, dass er seine Chance optimal nutzt.

Während Echenique sicherlich noch mehr will, hat er jedoch bereits Hürden überwunden, die zuvor noch niemand aus seinem Land überwinden konnte.

“Als Latino, als Kolumbianer, als Einwanderer, werden die Leute immer an deinem Talent zweifeln und an dem, was du anzubieten hast,” sagt Echenique. “Diese Art Hindernisse gab es mein ganzes Leben lang. Und das spricht für die ganze Community”

Von Taipeh nach Denver

Bis zum Herbst 2020 hatte Davon Reed in 31 NBA-Spielen über zwei Saisons für die Suns und Pacers hauptsächlich in der  Garbage Time gespielt (so werden die letzten Minuten und Sekunden eines Spiels genannt, das bereits entschieden ist). Er verbrachte sogar ein Jahr in der G-League und unterschrieb 2019 beim Heat-Farmteam Sioux Falls Skyforce, von wo aus er trotz einiger beeindruckender Stats jedoch nie zu den Heat in die NBA berufen wurde. Als Reeds Berater ihm die Option antrug, in der Saison 2020/21 in Taiwan zu spielen, war er begeistert von der Chance, irgendwo zu spielen, wo man auf ihn zählen würde.

“Es war wirklich ein Segen, weil ich endlich wieder den Ball in den Händen halten konnte,” sagt Reed. Der Guard lebte 20 Minuten außerhalb von Taipeh (und war beeindruckt von der Landesküche, die ihm als Pescetarier reichlich Auswahl bot). “In Taiwan zu spielen gab mir die Chance, mein Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Ich habe mein Offensivspiel wiedergefunden."

Und mit diesem wiederentdeckten Selbstvertrauen erkundete Reed nun jede Möglichkeit, um in die NBA zurückzukehren. In der Summer League und dem anschließenden Trainingscamp spielte er bei den Denver Nuggets. Und obwohl er es damals nicht in den Kader schaffte, sagte Denvers Trainer Michael Malone, dass Reed in die NBA gehöre.

Er musste nicht lange warten, bis er einen Anruf von den Nuggets erhielt. Da Denver sowohl von Verletzungen als auch von COVID-19 geplagt war, nahm das Team Reed am 4. Dezember für 10 Tage unter Vertrag. Er zeigte sofort Wirkung, kam in sechs Spielen zum Einsatz und verhalf den dezimierten Nuggets zu einer 4–2-Bilanz in jenen sechs Spielen. Am 19. Dezember unterzeichnete Reed einen zweiten 10-Tage-Vertrag, und am 30. Dezember dann einen dritten. Es wird gemunkelt, dass Denver Reed für den Rest der Saison unter Vertrag nimmt.

 

In elf Spielen hat Reed durchschnittlich 17,7 Minuten pro Abend gespielt und dabei durchschnittlich 4,6 Punkte, 3,3 Rebounds und 1,5 Assists beigesteuert. Er wurde zweimal eingewechselt und war in mehreren Spielen über weite Strecken des vierten Viertels entscheidend beteiligt. Seine Wurfquote von der Dreierlinie (bisher 36,8 %) ist vielversprechend, ebenso seine Hartnäckigkeit in der Defensive. Obwohl er seine Rolle mit Ball bei seinem letzten Arbeitgeber in Taiwan genossen hat, weiß Reed, dass sein Erfolg in der NBA davon abhängen wird, ob er sich einfügen kann.

“Ich bin hier, um Spiele zu gewinnen, und am Ende des Tages spiele ich so, wie es mein Team benötigt, um zu gewinnen,” sagt Reed. “Ich bin immer noch dabei, herauszufinden und zu lernen, wo ich meine Punkte machen kann und wann ich aggressiver sein muss. Aber ich war schon immer derjenige, der sich aufopferungsvoll einsetzt. Wenn wir gewinnen und ich meinen Beitrag leiste, sei es durch Punkte, Verteidigung oder Assists und Laufwege für andere, bin ich zufrieden."

Reed, 26, sagt, dass er sich immer noch an die konstanten Einsätze in der NBA gewöhnen muss. Schließlich ist das etwas, das er bis vor kurzem nicht hatte. Bei Denver spielt er neben dem amtierenden MVP Nikola Jokić, den er als einen der besten Basketballspieler bezeichnet, mit dem er je auf dem Court stand. Es gibt keine Garantie, dass Reed diese Saison im Nuggets-Kader beenden wird. Auf jeden Fall aber, konnte er in diesen Wochen genügend Starke Spielzüge zeigen, um sich für eines oder gleich mehrere der 29 anderen NBA-Teams zu empfehlen.

“Meine Geschichte war immer die eines Underdogs, ich habe das Feld immer von hinten aufgerollt,” sagt Reed. “So war das meine ganze Karriere."

"Ich freue mich darauf zu zeigen, was ich wirklich kann. Ich fange gerade erst an."

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